PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Trotz einer voraussichtlich weiteren kräftigen Zinserhöhung in den USA haben sich Investoren am Mittwoch wieder ein wenig ins Risiko gewagt. Gestützt wurde die Stimmung von teils guten Quartalszahlen europäischer Konzerne, aber auch von US-Technologieriesen wie Microsoft, Texas Instruments und der Google-Holding Alphabet. Der EuroStoxx 50 als Börsenbarometer für die Eurozone gewann 0,91 Prozent auf 3607,78 Punkte.

Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda sprach von "Erleichterung über die Quartalszahlen der Tech-Unternehmen". Es habe den Anschein, als seien die Prognosen der Konzerne für den weiteren Jahresverlauf trotz des konjunkturellen Gegenwinds "nicht so schlecht wie befürchtet".

Der französische Cac 40 stieg um 0,75 Prozent auf 6257,94 Punkte, während der Londoner FTSE 100 0,57 Prozent auf 7348,23 Punkte gewann.

Gestützt wurden die europäischen Börsen von einigen positiven Ausreißern unter den zahlreichen Quartalszahlen, die für teils kräftige Kursanstiege sorgten. Aktien von Unicredit etwa zogen um fast neun Prozent an. Analyst Benjie Creelan-Sandford von Jefferies sprach von einem sehr guten zweiten Quartal. Dabei steche der neue Ausblick für das Gesamtjahr positiv hervor.

Im Bankensektor kam der Wechsel an der Spitze von Credit Suisse gut an. Chef Thomas Gottstein tritt zurück und wird vom Leiter der Asset-Management-Division Ulrich Körner per Anfang August abgelöst. Zudem überprüft das Geldhaus die Strategie. Die Aktie stieg um 1,0 Prozent.

Der Bausektor profitierte von den starken Ergebnissen eines anderen schweizerischen Standardwertes. Nach einem starken ersten Quartal war Holcim auch in der zweiten Dreimonatsperiode kräftig gewachsen und hatte zudem die Prognose für das laufende Jahr angehoben. Die Aktie zog um viereinhalb Prozent an.

Gute Geschäfte im ersten Halbjahr stimmen auch den Konsumgüterkonzern Reckitt optimistischer für das laufende Jahr. Der Konzern will nun eine Umsatzsteigerung von fünf bis acht Prozent erreichen. Zuvor war Reckitt nur von einem Plus von ein bis vier Prozent ausgegangen. Die Aktien gewannen knapp drei Prozent.

Weniger gut kamen die Zahlen eines anderen Unternehmens der britischen Börse an. Rio Tinto büßten nach den Halbjahresergebnissen 0,7 Prozent ein. Analyst Tyler Broda von der Bank RBC sprach von überraschend schwachen Resultaten des Bergbaukonzerns. Negativ sei vor allem die Dividendenkürzung.

Bereits am Vorabend hatte der französische Luxusgüterkonzern LVMH Zahlen vorgelegt. Das bereinigte Wachstum ließ zwar im Vergleich zum ersten Quartal etwas nach, lag aber erneut deutlich im zweistelligen Bereich. Zudem wurden die Erwartungen der Experten wieder einmal übertroffen. Die Papiere legten um 1,7 Prozent zu./bek/he