FRANKFURT (dpa-AFX) - Die hohe Inflation in den USA hat am Dienstag erneut den deutschen Aktienmarkt belastet. Im November erlebten die US-Erzeugerpreise den stärksten Anstieg seit dem Beginn der Berechnungen im Jahr 2010. Der Anstieg übertraf sogar noch die ohnehin schon hohen Annahmen von Analysten. Der deutsche Leitindex Dax verlor daraufhin 1,08 Prozent auf 15 453,56 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte schloss 0,80 Prozent tiefer bei 34 190,93 Zählern.

Angesichts der anhaltend hohen Teuerung könnte die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel stärker anziehen als bislang angenommen. Für die Aktienbörsen würde damit ein wesentlicher Antriebsmotor der jahrelangen Kursrally auslaufen. Am Mittwochabend gibt die Fed ihre Entscheidungen bekannt.

Der Chefvolkswirt der Investmentbank Nomura, Robert Subbaraman, warnt vor einem "kalten Entzug" der US-Notenbank. "Im Moment ist die Inflation die Hauptsorge der Marktteilnehmer, aber Ende 2022 werden die Bedingungen ganz andere sein: Stagnation ist dann ein größeres Risiko als Stagflation, insbesondere wenn die Fed gezwungen ist, eine Politik des kalten Entzugs zu betreiben, um die Inflation einzudämmen". Mit Stagflation bezeichnen Ökonomen eine hohe Inflation bei gleichzeitig geringem Wachstum.

Papiere von MTU waren mit einem Kursplus von knapp zwei Prozent die Dax-Besten, nachdem mit JPMorgan und der Schweizer Großbank UBS gleich zwei Investmenthäuser eine Empfehlung ausgesprochen hatten. Das Kursziel von 220 Euro der US-Investmentbank signalisiert fast ein Drittel Spielraum nach oben.

Daimler zollten dagegen am Dax-Ende mit minus 3,4 Prozent ihrem guten Lauf Tribut. Tags zuvor waren die Papiere der Stuttgarter fast wieder an ihr jüngstes Hoch seit Frühjahr 2015 zurückgekehrt. Anleger setzen nach der erfolgreichen Abspaltung des Nutzfahrzeuggeschäfts als Daimler Truck auf eine Neubewertung der Konzernteile. Morgan Stanley bot aber nun mit einer Abstufung der Daimler-Aktie ein weiteres Argument für Gewinnmitnahmen.

Bei Daimler Truck war nach der Rally der vergangenen beiden Handelstage die Luft raus. Nach einem weiteren Höchststand von über 35 Euro gaben sie die Gewinne wieder ab. Seit der Abspaltung am Freitag zum Preis von 28 Euro hatten sie im Hoch rund ein Viertel an Wert gewonnen.

Die jüngst von Übernahmespekulationen nach oben getriebenen Aktien der Software AG brachen derweil zweistellig ein. Der US-Finanzinvestor Silver Lake steigt bei den Darmstädtern ein. Das ist aber nicht der ganz große Deal, auf den Anleger gehofft hatten. Der Elektronikhändler Ceconomy erhofft sich in diesem Jahr deutlich bessere Ergebnisse. Die Aktie verteuerte sich um 8,3 Prozent.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,92 Prozent auf 4144,51 Punkte. Etwas geringer waren die Verluste an der Börse in Paris. Der Londoner FTSE 100 gab nur moderat nach. Der US-Leitindex Dow lag zum europäischen Handelsschluss leicht im Minus.

Der Euro gab zwischenzeitliche Gewinne wieder ab, zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1269 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1309 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 145,62 Punkte. Der Bund-Future gab am Abend um 0,20 Prozent nach auf 174,35 Punkte./bek/men

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---