FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 21. Oktober 2020. FRANKFURT. Im Großen und Ganzen sind es die gleichen Themen wie bei unserer vergangenen Stimmungserhebung, die die Aktienmärkte in den letzten Tagen hierzulande beschäftigt haben. Dabei spielte die Berichterstattung zu den bevorstehenden US-Wahlen am 3. November eine eher untergeordnete Rolle. Stärkeren Einfluss auf das Handelsgeschehen hatte das Wechselspiel zwischen Hoffnung und Ernüchterung bei der Frage, ob die Verhandlungen über das US-Stimulus-Paket am Ende zu einer Einigung führen werden oder nicht. Und auch zuletzt war die Kluft zwischen Republikanern einerseits und Demokraten einschließlich US-Präsident Donald Trump andererseits hinsichtlich der Größe des Konjunkturpakets noch nicht einmal ansatzweise geschlossen. Verhandlungen, die selbst hierzulande angeblich das Handelsgeschehen seit vergangenem Mittwoch beeinflusst haben.

Covid-19-Risiken bislang gut weggesteckt

Bemerkenswert blieb unterdessen, dass sich die dramatische Entwicklung bei den Covid-19-Infektionszahlen hierzulande bislang nicht wirklich negativ auf das Börsenbarometer ausgewirkt hat. Allein das Risiko eines erneuten Lockdowns hierzulande hätte zumindest nach der überwiegenden Meinung der Kommentatoren stärker seinen Niederschlag im Markt finden müssen. Stattdessen erlebte der DAX seit unserer vergangenen Erhebung zunächst zwar einen rund 3-prozentigen Rückschlag, um sich dann aber ähnlich deutlich wieder zu erholen und um anschließend diese zwischenzeitlichen Gewinne bis heute wieder abzugeben.

Dass sich die von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren nicht wirklich ins Bockshorn haben jagen lassen, zeigt die jüngste Entwicklung des Börse Frankfurt Sentiment-Index, der sich um 9 Punkte auf einen Stand von -4 befestigt hat. Dabei kam es, wie von uns in der vergangenen Woche beschrieben, zu teilweisen Eindeckungen einer kleinen Gruppe ehemaliger Pessimisten, aber auch zu Käufen in die Schwäche von vormals neutral eingestellten Akteuren. Vermutlich weniger aus fundamentalen Gesichtspunkten, sondern in der Hoffnung auf eine abermalige Erholung des DAX in einer Größenordnung wie in der vergangenen Woche.

Risikoaverse Privatanleger

Entgegengesetzt stellt sich die Entwicklung bei den Privatanlegern dar, die sich bekanntlich in der vergangenen Woche optimistischer als ihre institutionellen Pendants gezeigt hatten. Wahrscheinlich mit Erfolg, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels ist um 12 Punkte auf einen Stand von -12 gesunken. Dabei handelt es sich nicht nur um den dritten Indexrückgang hintereinander. Vielmehr setzt sich die Gruppe der neuen Pessimisten zu gleichen Teilen aus ehemaligen Optimisten (Gewinnmitnahmen und Positionswechsel) und ehemals neutral eingestellten Akteuren (vermutlich Neupositionierung auf höherem Niveau während der vergangenen Handelstage) zusammen.

Per Saldo hat sich also wieder eine Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren aufgetan, wobei noch nicht klar ist, welche der Neupositionierungen sich am Ende als erfolgreich erweisen wird. Wenn sich die aktuelle Seitwärtsbewegung fortsetzt, möglicherweise beide Parteien. Zwar sind die institutionellen Investoren im fallenden Markt nicht in großer Zahl als Käufer aufgetreten. Aber augenscheinlich ist dennoch, dass sich der DAX zum Befragungszeitpunkt am unteren Ende der Handelsbandbreite von rund 3 Prozent seit der vergangenen Erhebung befindet. Kurzum: Die Nachfrage hat dem Börsenbarometer nicht geholfen.

Obgleich absolut gesehen bei den institutionellen Investoren noch ein leichter Pessimismus zu sehen ist, kann man die Situation auf Sicht von drei bzw. sechs Monaten dennoch als relativ optimistisch darstellen. Keinesfalls ist dieser Optimismus groß zu nennen, könnte aber dennoch für den DAX belastend sein. Zumal die kleine Gruppe von neuen Optimisten auf Kursgewinne recht schnell mit Gewinnmitnahmen (vermutlich zwischen 12.900 und 12.950 Zählern) und auf etwaige weitere Kursrückgänge wahrscheinlich nur zögerlich reagieren würde. Denn bislang haben sich die korrektiven Abwärtsentwicklungen beim DAX während der vergangenen sechs Monate nie als nachhaltig herausgestellt.

21. Oktober 2020, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)