Samstag
18. Dezember
Börsen-Update der Woche
intro Obwohl die Entscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch begrüßt wurde, beendeten die Märkte die Woche im Minus. Verkäufe von Technologiewerten, die besonders empfindlich auf Konjunktur- und Zinsentwicklungen reagieren, schickten die Finanzmärkte auf Talfahrt.
Trotz der bevorstehenden Weihnachtspause könnten die Nachrichten über die Gesundheitskrise nach einem außergewöhnlichen Jahr 2021 für anhaltende Volatilität sorgen.
Indizes

In der vergangenen Woche legte der Nikkei in Asien 0,4 % zu, während der Shanghai Composite um 0,9 % nachgab und der Hang Seng ein Minus von 3,2 % hinnehmen musste.

Auch in Europa tendierten die meisten Indizes schwächer. Der DAX verlor in den letzten fünf Handelstagen 0,8 % an Terrain und der FTSE 100 gab 0,3 % ab. Der CAC 40 verzeichnete mit der bislang besten Jahresperformance einen Rückgang um 1,1 %. In den Peripherieländern des Euroraums entwickelte sich der portugiesische Leitindex im Vergleich zur Vorwoche 1,4 % schwächer. Das spanische Börsenbarometer fiel um 0,8 % zurück und am italienischen Markt ging es 1,2 % abwärts.

In den USA schnitt der Nasdaq 100 mit einem Minus von 2,9 % am schlechtesten ab (Stand: Freitagnachmittag). Der S&P 500 büßte 0,9 % ein und der Dow Jones trat praktisch auf der Stelle.



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Rohstoffe

Wer darauf gesetzt hatte, dass der restriktivere Ton der Federal Reserve einen Höhenflug des US-Dollar und fallende Rohstoffpreise mit sich bringen würde, musste sich diese Woche eines Besseren belehren lassen. Denn stattdessen entspannte sich die Lage, nachdem mehr Klarheit über den künftigen Kurs der US-Notenbank herrschte, sodass sich die Ölkurse nach einer volatilen Phase stabilisierten. Im Übrigen machte die OPEC erneut deutlich, dass sie im Bedarfsfall handeln werde. Das Ölkartell geht jedoch davon aus, dass die Omikron-Variante nur einen kurzfristigen Effekt auf die weltweite Erdölnachfrage haben wird. Rohöl der Sorte Brent notiert bei ca. 74 USD, die US-Referenzsorte WTI bei über 71 USD je Barrel.

Für Gold lief es zum Ende der Woche nahezu perfekt und das Edelmetall kletterte über die Marke von 1.800 USD je Unze. Die naheliegende Erklärung für diesen Anstieg war wohl der schwächere US-Dollar. Doch auch die Volatilität an den Aktienmärkten, wo die Stimmung ständig zwischen Euphorie und Verwirrung schwankte, tat ihr Übriges. Silber erholte sich ebenfalls und kostet nun mehr als 22 USD.
Basismetalle beendeten die Woche uneinheitlich: Zink und Blei stiegen leicht auf 3.395 USD bzw. 2.355 USD, doch Nickel und Zinn verzeichneten diese Woche mit 19.580 USD bzw. 38.700 USD pro metrische Tonne eine negative Entwicklung.
Aktien

Elmos Semiconductor (+33 %): Der Titel erlebte diese Woche einen regelrechten Höhenflug, nachdem das Unternehmen den Verkauf eines Produktionswerks in Dortmund an Silex Microsystems für 85 Mio. USD bekannt gegeben hatte. Von den Analysten wurde die Nachricht überaus positiv aufgenommen.

Vifor Pharma (+30 %): Der australische Biotechkonzern plant eine freundliche Übernahme seines Schweizer Konkurrenten für 10,9 Mrd. CHF. Das in US-Dollar unterbreitete Angebot beläuft sich auf ca. 167 CHF je Aktie. Der Hauptaktionär des Unternehmens aus St. Gallen, der eine Beteiligung von 23,2 % hält, hat sich für das Vorhaben ausgesprochen.

Oracle (+16 %): Nach überzeugenden Quartalszahlen und der Ankündigung des Unternehmens, sein Aktienrückkaufprogramm auszuweiten, ging es für den Titel am Montag steil bergauf. Donnerstagabend wurden Gerüchte laut, der Softwarekonzern sei an einer Übernahme des Healthcare-IT-Dienstleisters Cerner interessiert. Dieser könnte mit 30 Mrd. US-Dollar bewertet werden.

Rentokil (-17 %): Die Übernahme des US-Konkurrenten Terminix für 6,7 Mrd. USD stößt am Markt auf Skepsis. Denn vom Kaufpreis sollen 1,3 Mrd. USD in bar aufgebracht werden, während die Restzahlung in neuen Rentokil-Aktien erfolgt, wodurch der Kurs stark verwässert wird. Terminix ist auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert.

KE Holdings (-20 %): Das chinesische Unternehmen musste massive Kursverluste hinnehmen, nachdem es ins Visier des berüchtigten Hedgefonds Muddy Waters geraten war, der dem in New York notierten Unternehmen Betrug vorwirft. KE Holdings hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Nach Aussagen von Muddy Waters hat KE sein Geschäftsvolumen künstlich aufgebläht.

Electricité de France (-20 %): Warnmeldungen des Konzerns verpassten seinen Aktionären eine kalte Dusche. In einem seiner Atomkraftwerke hatte EDF Mängel festgestellt. Da in einem anderen Meiler ähnliche Reaktoren im Einsatz sind, nahm der Stromanbieter beide Werke vom Netz und musste in der Folge seine Finanzziele für 2021 nach unten korrigieren.



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Makroökonomie

Die führenden westlichen Notenbanken hatten in der Hoffnung auf ruhige Feiertage für die Woche zwischen dem 13. und 20. Dezember Sitzungen ihrer geldpolitischen Ausschüsse anberaumt. Von Ruhe konnte allerdings angesichts der von Inflation, Niedrigzinsen, Coronavirus, überhitzten Arbeitsmärkten, weltweitem Wachstum und anderen Faktoren geprägten komplexen Lage keine Rede sein.
Das Hauptaugenmerk galt wie nicht anders zu erwarten der Sitzung der US-Notenbank. Fed-Chef Jerome Powell erklärte, die US-Wirtschaft sei robust genug, um die konjunkturstützenden Anleihekäufe schrittweise bis März zu beenden. Gleichzeitig präsentierte die Fed ihren Zeitplan für die Zinserhöhungen. 2022 soll es demnach drei Zinsschritte geben, drei weitere 2023 und schließlich zwei im Jahr 2024. Die US-Notenbank drückt aufs Tempo, um die Inflation im Zaum zu halten. Im September hatte sie noch geplant, es nächstes Jahr bei nur einer Zinserhöhung zu belassen. Die Märkte reagierten zunächst positiv auf die Ankündigung, doch bereits am nächsten Tag stieg die Nervosität - vor allem im Nasdaq. Überbewertete Titel litten unter der Aussicht, dass der Geldhahn zugedreht wird.

Die Bank of England hob ihren Leitzins überraschend an, während sich in Großbritannien gleichzeitig die Omikron-Variante rasant ausbreitet. Die EZB beließ den Leitzins dagegen bei null Prozent, kündigte allerdings an, das in der Pandemie aufgelegte Anleihekaufprogramm auslaufen zu lassen. Damit es nicht zu Marktturbulenzen kommt, sollen die Anleihekäufe im Rahmen des älteren Programms jedoch verstärkt werden. Diese Beschlüsse lösten keine größeren Zinsbewegungen aus. 10-jährige US-Staatsanleihen rentierten bei etwa 1,4 %, Bundesanleihen bei -0,38 %. Französische Staatsanleihen verharrten mit -0,03 % in leicht negativem Terrain.

Am Devisenmarkt setzte die türkische Lira ihren dramatischen Kursverfall gegenüber anderen Währungen (insbesondere dem Euro und dem US-Dollar) fort. Trotz der galoppierenden Preise senkte die türkische Zentralbank die Zinsen auf Druck von Präsident Erdogan erneut. Der Euro stieg auf 1,13143 USD und zeigte sich unbeeindruckt von der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank. Des Weiteren kostet ein Euro nun 1,04135 CHF und der US-Dollar notiert bei 113,362 JYP. Auch das geldpolitische Komitee der japanischen Notenbank traf sich diese Woche und beschloss, an seiner Zinspolitik festzuhalten und einige Hilfsprogramme für die Wirtschaft zurückzufahren.

Dem Markt für Kryptowährungen dürften unerwartet trübe Feiertage bevorstehen, nachdem die Kurse sich auf eine Talfahrt begeben haben, von der sie sich nicht so schnell erholen werden. Ein Kurssturz von über 30 % seit den Rekordständen weckte Zweifel bei den Marktteilnehmern, ob sich der seit Jahresbeginn solide Aufwärtstrend fortsetzen wird. Der Bitcoin steht weiter unter Druck und näherte sich am Freitagnachmittag gefährlich der Marke von 45.000 USD.

Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor für November verfehlten die Erwartungen - sicherlich eine Folge der sich wieder verschärfenden Pandemielage. Da Weihnachten vor der Tür steht, ist die Agenda in den kommenden Tagen deutlich weniger gefüllt. Dennoch werden die Anleger interessiert die Veröffentlichung einiger wichtiger US-Indikatoren verfolgen: Am Mittwoch stehen die endgültigen Zahlen zum BIP im 3. Quartal an und am Donnerstag wird sich der Blick vor allem auf die Verbraucherpreisentwicklung sowie die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter im November richten.



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2021 bleibt ein guter Jahrgang

Der Hexensabbat in diesem Quartal läutet das Ende des Börsenjahres 2021 ein.
Wenn Sie sich gerade nicht ganz sicher sind, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, denken Sie daran, dass es für Anleger ein ausgezeichnetes Jahr war. Abgesehen von einigen asiatischen Indizes verzeichneten die Börsen weltweit satte Kursgewinne, und die führenden Indizes S&P 500 (+24,30 %) sowie EuroStoxx 50 (+18,2 %) erreichten ansehnliche Niveaus.
Sollten Sie noch von einer Jahresendrally träumen, vergessen Sie nicht, dass die Aktienmärkte dieses Jahr in Rekordlaune waren, Unternehmen Rekordgewinne und -umsätze erzielt haben und die Währungshüter sich allergrößte Mühe geben, Kapitalgebern mit ihrer Politik den Weg zu ebnen. Vielleicht hatten wir aber auch ein vorgezogenes Weihnachtsfest und können somit den Marktbewegungen zum Jahresausklang gelassener begegnen. Auch wir gehen in die wohlverdiente Weihnachtspause und werden Ihnen am 8. Januar das nächste Börsen-Update präsentieren.
Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr!