Samstag
14. August
Börsen-Update der Woche
intro An den Finanzmärkten scheint ein Dauerhoch zu herrschen: Dank einer außergewöhnlichen Berichtssaison, beruhigender Makrodaten und einer praktisch bedingungslosen Unterstützung durch die Zentralbanken werden börsentäglich neue Rekorde verzeichnet. Der US-Markt erhielt diese Woche zusätzlichen Auftrieb durch die Verabschiedung des 1 Billion US-Dollar schweren Infrastrukturprogramms, welche die anhaltende Sorge um die Gesundheitskrise in den Hintergrund treten ließ. In den Sommermonaten ist das Handelsvolumen an den Börsen traditionell niedriger, was jedoch den Risikoappetit der Marktteilnehmer derzeit nicht zu bremsen scheint.
Indizes

Die deutschen Aktienindizes erlebten erneut eine gute Handelswoche. Der DAX legte um über 1 % zu und der SDAX kletterte sogar um mehr als 2 % nach oben, was hauptsächlich der starken Performance von Hapag-Lloyd und Zooplus zu verdanken war (siehe weiter unten).

Die wichtigsten Indizes beendeten die Woche allesamt im Plus. In Asien stieg der Nikkei lediglich um 0,5 %, wofür vor allem ein Rekordanstieg der Infektionszahlen verantwortlich war. Der Hang Seng und der Shanghai Composite gewannen 0,7 % bzw. 1,7% hinzu.

In Europa ist der CAC 40 nach einem Anstieg von 1,25 % jetzt nur noch knapp 1 % von seinem Allzeithoch im September 2000 entfernt, während der Footsie in Großbritannien und der SMI in der Schweiz ein Wochenplus von 1,4 % bzw. 2,3 % verzeichneten. In den Peripherieländern des Euroraums legte der italienische Leitindex um 2,5 % zu. Die Börsenbarometer in Spanien und Portugal konnten 1,4 % an Boden gutmachen.

Die US-Indizes kletterten auf neue Höchststände (Stand: Freitagnachmittag). So notierten der Dow Jones und der S&P 500 in den letzten fünf Handelstagen 0,8 % bzw. 0,5 % höher, während sich der Nasdaq 100 mit einem kleineren Plus von 0,2 % begnügen musste.

Es geht weiter bergauf

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Rohstoffe

Die Ölmärkte entwickelten sich in dieser Woche positiv und ließen sich die gute Stimmung nicht verderben: weder durch die Forderung aus Washington an die OPEC+, sie solle die Fördermengen hochfahren, um den steigenden Preisen Einhalt zu gebieten, noch durch die Tatsache, dass die Internationale Energieagentur wegen der weiteren Ausbreitung der Delta-Virusvariante ihre Prognose für die globale Nachfrage 2021 um 0,3 Millionen Barrel pro Tag nach unten korrigiert hat. Rohöl der Sorte Brent kostet derzeit 71 USD je Barrel und WTI notiert bei 68,9 USD je Fass.

Die diesjährige Entwicklung an den Märkten für Edelmetalle könnte man so beschreiben: "Zwei Schritte zurück, ein Schritt nach vorne". Dennoch hat sich Gold in dieser Woche gut erholt, ebenso wie Platin. Indessen notierten Silber und Palladium bei 23,4 USD bzw. 2.644 USD praktisch seitwärts. Industriemetalle zeigten eine deutlich bessere Entwicklung. So nahm Kupfer mit einem Anstieg auf 9.500 USD seinen Aufwärtstrend wieder auf. Aluminium, Nickel, Zink und Zinn legten ebenfalls zu.

Bei den Agrarrohstoffen zog der Preis für Weizen in dieser Woche an, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium die Schätzung der globalen Produktion nach unten korrigiert hatte.
Aktien

Geplante Übernahme von Zooplus

Die Aktionäre von Zooplus können auf eine gute Woche zurückblicken. Der US-Investmentfonds Hellman & Friedman will den auf Haustierbedarf spezialisierten deutschen Online-Händler für knapp 3 Mrd. EUR (also 390 EUR pro Aktie) übernehmen. Der Kaufpreis entspricht einem Aufschlag von 40 % auf den letzten Schlusskurs und dem Sechsfachen des niedrigsten im März 2020 verzeichneten Kurses, als die Aktie bei 65 EUR notierte. Dem Finanzinvestor ist die privilegierte Position von Zooplus auf dem europäischen Markt nicht entgangen, und er geht sicherlich davon aus, dass sich das Unternehmen ähnlich gut entwickeln wird wie sein amerikanisches Pendant Chewy, dessen Börsenwert an der Wall Street rund 40 Mrd. USD beträgt. Zooplus hat während des Lockdowns einen wahren Höhenflug erlebt, da sich die bereits vorhandene Tendenz zum Online-Kauf von Tierbedarf in dieser Zeit verstärkte. Der Umsatz des Unternehmens belief sich im Jahr 2018 auf 1,34 Mrd. EUR und dürfte dieses Jahr im Bereich von 2,1 Mrd. EUR liegen, was einer Steigerung um 56 % innerhalb von drei Jahren entspricht. Die den Aktionären gebotene Prämie wird von den Analysten als äußerst interessant eingeschätzt.

40 % Aufschlag auf den letzten Schlusskurs

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Makroökonomie

Die verschiedenen makroökonomischen Indikatoren werden mit mehr oder weniger großer Aufmerksamkeit verfolgt. Vor einigen Monaten war die Inflationsentwicklung nicht sonderlich von Interesse, da sich der Fokus der Anleger auf die Stützungsprogramme der Zentralbanken und ihren hartnäckigen Kurs richtete. Doch seitdem die Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen hat und in den USA eine verknappungsbedingte Überhitzung zu beobachten ist, rückt die Entwicklung der Verbraucherpreise wieder in den Vordergrund. Am Mittwoch hat die US-Statistikbehörde von Juni auf Juli eine monatliche Inflationsrate von 0,5 % veröffentlicht. Die Zahl ist nach wie vor hoch, liegt jedoch unter dem Vormonatswert (0,9 %). Wirtschaftsexperten sehen darin die Bestätigung, dass das Inflationshoch überwunden ist und sich die Lage allmählich entspannen könnte. Die Sorge vor einer harten Intervention durch die US-Notenbank Fed im Falle einer überschießenden Entwicklung hat damit nachgelassen, zur großen Freude der Aktienmärkte, die ihren Aufwärtstrend fortsetzten.

In Deutschland ist der ZEW-Index zur Stimmung der Finanzexperten deutlich auf 40,4 Punkte im August gesunken. Grund für diesen dritten Rückgang in Folge ist die Angst vor einer neuen Coronawelle in Europa und die befürchtete Konjunkturverlangsamung in China.

Der nachlassende Inflationsdruck hat dem Euro kurzzeitig einen Schub verliehen und ihn auf 1,1762 USD steigen lassen. Der Greenback, dem teilweise ein schwieriges Jahr prognostiziert wurde, sorgte indes erneut für Überraschung. Denn diese Woche gelang es ihm an acht Tagen in Folge, gegenüber dem Euro zuzulegen. Das Pfund Sterling konnte dagegen von dem soliden britischen BIP im 2. Quartal, das am Donnerstag veröffentlicht worden war, kaum profitieren. 1 EUR kostet derzeit 0,85066 GBP, während der Schweizer Franken bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,0826 an Wert verloren hat.

Am Staatsanleihenmarkt ist die Rendite von US-Treasuries auf ca. 1,36 % gestiegen. Vor einer Woche hatte sie noch im Bereich um 1,24 % gelegen. Auch in Europa erhöhte sich die Rendite deutscher Bundesanleihen im Wochenverlauf von -0,49 % auf -0,44 %. Deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren folgten dem Trend und rentierten bei 0 %, nachdem sie letzte Woche in negatives Terrain abgeglitten waren. 10-jährige Staatspapiere aus der Schweiz (-0,42 %), den Niederlanden (-0,32 %) und Frankreich (-0,13 %) werfen weiterhin eine negative Rendite ab.

Nächste Woche steht am 17. August ein wichtiger Termin an: die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell. Wird der Fed-Vorsitzende im Vorfeld des vom 26. bis 28. August stattfindenden Symposiums in Jackson Hole Einzelheiten preisgeben? Die Spannung steigt.

Schwankungen in enger Bandbreite

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Aktienmärkte im Sommerhoch

Während die grenzenlose Verschuldung der Zentralbanken viele Fragen aufwirft, tendieren die Aktienmärkte weiterhin aufwärts. Man könnte im wahrsten Sinne des Wortes sogar von einem Dauerhoch sprechen, haben die europäischen Aktienmärkte doch in diesem Jahr bereits ihren 10. Rekord in Folge aufgestellt, während der amerikanische Markt das 48. Jahreshoch markiert. Und das hat durchaus gute Gründe: Die Wirtschaft läuft wieder auf Hochtouren, die Zinsen verharren auf niedrigem Niveau und die Unternehmen warten mit hervorragenden Geschäftsergebnissen auf. Bleibt als große Unbekannte der Verlauf der Coronapandemie, der die Fachwelt zwar weiterhin spaltet, der sonnigen Anlegerstimmung jedoch bislang nichts anhaben konnte.