Samstag
6. November
Börsen-Update der Woche
intro Diese Woche waren die Voraussetzungen für neue Indexrekorde nahezu perfekt: erfreuliche Unternehmenszahlen, Hinweise der US-Notenbank Fed auf eine weiterhin lockere Politik und solide makroökonomische Daten, die am Freitag durch gute Arbeitsmarktdaten aus den USA untermauert wurden. Die Jahresendrally scheint bereits begonnen zu haben, denn die Risikobereitschaft am Aktienmarkt war noch nie so hoch.
Indizes

Der Nikkei und der Shanghai Composite in Asien legten um 2,5 % bzw. 0,3 % zu, während der Hang Seng mit einem Minus von 2,1 % aus der Reihe tanzte.

In Europa lagen die Indizes weitgehend im grünen Bereich. Der DAX konnte 2,4 % an Boden gutmachen und der FTSE 100 rückte um 1,2 % vor. Der CAC 40 verzeichnete ein Plus von 3,3 %. In den Peripherieländern des Euroraums verbesserte sich der italienische Leitindex um 3,6 %, das spanische Börsenbarometer gewann 1,1 % hinzu. Der portugiesische Leitindex tendierte dagegen erneut abwärts (-1,4 %).

In den USA ist die Risikobereitschaft ungebrochen. Der Nasdaq 100 erzielte ein Wochenplus von 3,5 %, der Dow Jones stieg um 1,6 % und der S&P 500 kletterte um 2,3 % nach oben.



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Rohstoffe

Die erweiterte Organisation erdölexportierender Länder (OPEC+) hat bei ihrem Treffen entschieden, ihre Strategie einer schrittweisen Erhöhung der Fördermenge beizubehalten. So beschlossen die 23 Ölproduzenten in einer Videokonferenz, die Ölförderung ab Dezember nur um 400.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Obwohl die US-Regierung dazu aufgefordert hatte, mehr Öl als geplant in den Markt zu pumpen, um den Anstieg der Energiepreise einzudämmen. Die USA erwägen jedoch, ihre strategischen Reserven anzuzapfen, um die Preise zu drücken. Infolgedessen sind die Preise diese Woche gesunken. Rohöl der Sorte Brent notierte bei 81,3 USD und die US-Sorte WTI bei 79,8 USD je Barrel.

Gold nahm erneut die Marke von 1.800 USD je Feinunze in Angriff, die sich bisher als Bollwerk gegen kaufwillige Anleger erwiesen hat. Das Edelmetall tendiert trotz des stärkeren Dollars und der guten Arbeitsmarktdaten aus den USA wieder aufwärts. Auch Silber legte leicht auf 23,80 USD je Feinunze zu. Basismetalle wurden durch die Dollarstärke belastet und zeigten im Wochenverlauf ein durchwachsenes Bild. So sank der Aluminiumpreis auf 2.640 USD je Tonne, Kupfer stabilisierte sich bei 9.700 USD und Nickel verharrte bei 19.500 USD.

Im Agrarbereich zeigte sich bei den Getreidepreisen eine Konsolidierung, allerdings auf weiterhin hohem Niveau. Aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen und relativ geringer Vorräte ist das Angebot begrenzt.



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Aktien

Pfizer hat erste sehr positive Ergebnisse seines Medikaments gegen schwere Covid-Verläufe bekannt gegeben. Nach dem Mittel von Merck ist es das zweite Präparat dieser Art, das eine hohe Wirksamkeit aufweist. Nach vorläufigen Ergebnissen klinischer Studien senkt die Tablette von Pfizer bei Erwachsenen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung oder das Sterberisiko um 89 %. Antivirale Medikamente wirken, indem sie die Reproduktionsfähigkeit des Virus verringern und so den Krankheitsverlauf verlangsamen. Diese Medikamente sind einfach in der Anwendung, da man sie selbst einnehmen kann, und stellen daher bei der Bekämpfung von Covid-19 eine Ergänzung zu den Impfungen dar.

Hellofresh hat zum dritten Mal in diesem Jahr seine Prognosen angehoben und legte daraufhin gegenüber der Vorwoche um 21 % zu. Allein am Dienstag gelang der Aktie des deutschen Konzerns bereits ein Kurssprung von 17 %.

Uber Technologies verzeichnete sein allererstes Quartal mit schwarzen Zahlen. Vor allem durch den Lebensmittellieferservice ist der Umsatz innerhalb eines Jahres um 72 % gestiegen. Das Unternehmen hat ein bereinigtes EBITDA von 8 Mio. USD ausgewiesen. Allerdings wirkte sich die Beteiligung des Transportunternehmens am Konkurrenten Didi Global negativ aus.

Peloton Interactive leidet unter der Rückkehr zur Normalität. Die Aktie des Spezialisten für Indoor-Bikes und Laufbänder stürzte am Freitag um über 30 % ab. Der Absatz und das Abonnentenwachstum verlieren an Schwung, wodurch der Fitnessgerätehersteller seine Jahresziele für Umsatz und Neukunden nach unten korrigieren muss. Mehrere Analysten haben ihre Empfehlung herabgestuft.

Airbnb: ein Rekordjahr. Die Plattform zur Vermietung von Privatunterkünften verzeichnete das beste Quartal ihrer Geschichte und konnte einen Nettogewinn von 834 Mio. USD erzielen. Dieser stieg damit in einem Jahr um 280 % und über zwei Jahre um 213 %. Der Umsatz erhöhte sich auf 2,23 Mrd. USD und somit innerhalb eines Jahres um 67 % bzw. über zwei Jahre um 36 %. Die Plattform ist sogar mehr ausgelastet als vor der Coronapandemie - ein Zeichen dafür, dass sich der Tourismus stark erholt. Für das Jahresende strebt der US-Riese einen Umsatz zwischen 1,39 und 1,48 Mrd. USD an. Das wäre der höchste Anstieg im Vergleich zu den Jahren 2020 und 2019.

KKR: Retter von Telecom Italia? Die Investmentgesellschaft möchte stärker in den führenden italienischen Telekommunikationskonzern investieren, der momentan vor allem von seinem größten Aktionär Vivendi unter Druck gesetzt wird. Nach Senkung der Prognosen für den freien Cashflow und Bekanntgabe einer Nettoverschuldung von 22 Mrd. EUR erreichte die Unruhe der Aktionäre einen Höhepunkt. Der geschäftsführende Direktor des italienischen Konzerns soll wohl Gespräche mit potenziellen Investoren führen (darunter auch KKR, die schon seit 2020 eine Beteiligung hält), um Lösungen zur Verbesserung der Situation zu finden.

Goodyear gibt Gas. Die von dem Reifenhersteller veröffentlichten Zahlen übertrafen die Erwartungen. Der Nettogewinn lag im 3. Quartal bei 132 Mio. USD (46 Cent pro Aktie) gegenüber einem Nettoverlust von 2 Mio. USD (1 Cent pro Aktie) im Vorjahr. Der Umsatz stieg vor allem dank der Fusion mit Copper Tire im gleichen Zeitraum um 42 % auf 4,9 Mrd. USD. Seit Jahresbeginn kletterte der Nettogewinn auf 211 Mio. USD und verschaffte dem Unternehmen einen kräftigen Schub.



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Makroökonomie

In der vergangenen Woche richtete sich das Interesse auf die erwarteten Maßnahmen der Zentralbanken. Unter dem Einfluss des Inflationsdrucks kündigte die US-Notenbank Fed unter Jerome Powell am Mittwoch eine Verringerung ihres Wertpapierankaufprogramms um 15 Mrd. USD pro Monat an. Ziel ist eine Beendigung des Programms bis Dezember 2022. Dennoch erklärte die Fed, sie sei bereit, das Tempo je nach wirtschaftlicher Entwicklung anzupassen. Diese Ankündigung löste an den Börsen zwar keine Reaktion aus, doch dass die Zinsen noch nicht angehoben werden (derzeitige Spanne: 0 % bis 0,25 %), dürfte die Märkte nicht unbeeindruckt lassen. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde plädierte dafür, die sich nur mühsam erholenden europäischen Volkswirtschaften weiterhin zu unterstützen. Zudem erklärte sie, eine Zinsanhebung im Jahr 2022 sei sehr unwahrscheinlich. Überraschender war dagegen, dass die Bank of England an ihrer Geldpolitik festhielt. Andrew Bailey möchte eine eindeutigere Entwicklung am Arbeitsmarkt abwarten, obwohl die Inflation im kommenden Jahr auf fast 5 % steigen könnte.

An den Anleihemärkten blieb es relativ ruhig, da die Ankündigungen der Zentralbanken kaum Neuigkeiten hervorbrachten. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe sank deutlich um 2,3 % auf 1,52 %. Die deutsche Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit rentierte bei -0,24 % und ihr französisches Pendant bei 0,1 %. Lediglich bei der Schweizer Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren fielen die Ausschläge stärker aus. So war im Laufe der Woche bis Freitagabend ein Anstieg um 2900 % auf -0,18 % zu verzeichnen.

Am Devisenmarkt tendierte der Euro etwas schwächer und gab gegenüber dem US-Dollar einige Cent nach. Damit kostet 1 Euro aktuell 1,1540 USD. Der EUR/CHF-Wechselkurs liegt bei 1,0560 CHF. Abgesehen davon gab es am Währungsmarkt nur wenig zu berichten.

In der kommenden Woche stehen viele wichtige Indikatoren auf der Agenda. Am Dienstag wird die Kernrate des US-Erzeugerpreisindex veröffentlicht. Außerdem werden wir dem ZEW-Indikator für den Euroraum Beachtung schenken. Am Mittwoch sollte uns der Verbraucherpreisindex (Oktober) Aufschluss über die Inflationsentwicklung in den USA geben.



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Gar keine Angst

Die Zentralbanken beginnen, ihre Wertpapierankäufe in kleinen Schritten zurückzufahren, doch die wichtigsten Börsenindizes scheinen auf diese nicht gerade überraschenden Ankündigungen gelassen zu reagieren. Einige erreichten sogar neue historische Höchststände, wie der S&P 500, der Stoxx Europe 600 und der CAC 40. Nach Bekanntgabe der Wirksamkeit des Covid-Medikaments von Pfizer setzte sich die Hausse zum Ende der Woche fort. Die Marktteilnehmer sind anscheinend noch immer risikobereit, und zyklische Titel profitieren davon. In den USA wird am kommenden Dienstag der Erzeugerpreisindex veröffentlicht. Am Mittwoch stehen dann der Verbraucherpreisindex und die Daten zu den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe an.
Wir wünschen allen Anlegern ein schönes Wochenende.