Samstag
11. September
Börsen-Update der Woche
intro Die Finanzmärkte wurden Mitte der Woche von den Befürchtungen hinsichtlich der US-Konjunktur und einer bevorstehenden Straffung der Geldpolitik durch die Notenbanken eingeholt, erholten sich dann aber nach den letztlich unspektakulären Verlautbarungen der EZB. Doch blieb dieser Effekt am Freitag relativ begrenzt. Für die westlichen Industrienationen fällt die Wochenbilanz daher eher gemischt aus, und die Volatilität kehrt allmählich zurück - die Marktteilnehmer zeigen sich also zunehmend verunsichert.
Indizes

Die europäischen Indizes entwickelten sich in dieser Woche uneinheitlich. Der DAX gab im Wochenverlauf um 1,1 % auf 15.610 Punkte nach, während sich der MDAX besser hielt und sogar 0,1 % auf 36.092 Zähler zulegen konnte. Der französische CAC 40 beendete die Woche mit einem Minus von 0,4 %. Die Entwicklung des SMI wurde vor allem von den Large Caps wie Novartis, Roche und Holcim belastet, sodass der Index 2,4 % verlor. Gleiches gilt für den belgischen Leitindex BEL 20, der vor allem aufgrund des Kurseinbruchs von Anheuser-Busch Inbev 2,9 % abgab.

In Asien legte der Nikkei in dieser Woche nochmals deutlich um 4,3 % zu (nach +5,4 % in der Vorwoche). Der japanische Leitindex kehrt damit rasch zu seinem Höchststand vom vergangenen März zurück und verbucht erneut ein Jahresplus von 10 %. Der Hang Seng setzte seinen Trend fort und verlor im Wochenverlauf 0,8 %. Folglich verzeichnet der Hongkonger Index seit Jahresbeginn ein Minus von über 5 %. Dagegen stieg der Shanghai Composite in dieser Woche um 3,4 % und stellte einen neuen Jahresrekord auf.

Die US-Indizes zeigten sich am Freitag zurückhaltend. Ihre Wochenverluste hielten sich jedoch in Grenzen (Stand: Freitagnachmittag), wobei sich der Nasdaq 100 besser behaupten konnte als der S&P 500 und der Dow Jones.

Nikkei 225 im Aufwind

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Rohstoffe

Star der Woche ist zweifellos Aluminium. Der Putsch in Guinea ließ den Preis des Nichteisenmetalls praktisch explodieren. Das Land ist einer der wichtigsten Produzenten von Bauxit - dem Grundstoff für die Herstellung des Metalls. Der Staatsstreich gibt Anlass zu Befürchtungen im Hinblick auf die Versorgungssicherheit der Aluminiumwerke. Hinzu kommt das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, das den Preis pro Tonne in dieser Woche um 4 % auf 2.774 USD klettern ließ.

Bei den Edelmetallen verlor Platin im Wochenverlauf 4 %. Palladium brach um 9 % auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahr ein. Die durch die Lieferengpässe bei elektronischen Bauteilen verursachten Stockungen der Automobilproduktion lassen befürchten, dass das Angebot die Nachfrage kurzfristig übersteigen wird.

Der Ölpreis wiederum erholte sich zum Wochenschluss, nachdem er infolge der Ankündigung Chinas, seine strategischen Reserven an schwarzem Gold zur Versorgung des Marktes reduzieren zu wollen, zunächst zurückgegangen war. Letztlich beendeten die Sorten Brent und WTI die Woche mit einem Minus von 2 % bzw. 2,5 %. Gold verharrt nach wie vor nahe der Marke von 1.800 USD je Feinunze. Das Edelmetall notierte zum Wochenschluss 1,8 % niedriger.

Palladium stürzt ab

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Aktien

Anders als sonst nehmen wir in diesem Update nicht nur eine einzelne Aktie unter die Lupe. Grund dafür ist die anstehende Erweiterung des DAX um zehn neue Unternehmen: Größere Umwälzungen sind in den großen Börsenindizes selten, weshalb dieses Ereignis durchaus erwähnenswert ist. Das Barometer der Frankfurter Börse soll frischen Wind erhalten, indem es von 30 auf 40 Unternehmen aufgestockt wird und folglich mit dem französischen Leitindex CAC 40 gleichzieht. Mit Airbus, Zalando, Siemens Healthineers, Symrise, HelloFresh, Sartorius, Porsche, Brenntag, Puma und Qiagen wird der DAX 40 am 20. September also mit zehn Neulingen an den Start gehen. Airbus, bisher im MDAX gelistet, wird zugleich auch im CAC 40 vertreten sein.

Im französischen Leitindex gibt es ebenfalls eine Neuerung, wenngleich diese etwas weniger spektakulär ist. Denn der IT-Konzern Atos, dessen Kapitalisierung nach diversen Rückschlägen deutlich gesunken ist, wird durch die Bioanalytik-Gruppe Eurofins ersetzt, die von der Coronakrise stark profitiert hat.

DAX 30 gibt gegenüber CAC 40 nach

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Makroökonomie

Auf makroökonomischer Ebene hat sich in der letzten Woche zwar einiges getan, doch sind die Anleger schnell wieder auf einen abwartenden Standby-Modus übergegangen. Nachdem enttäuschende Daten zum US-Arbeitsmarkt im August für Turbulenzen gesorgt hatten, beobachteten die Marktteilnehmer in der letzten Woche mit Argusaugen, welchen Kurs die Europäische Zentralbank (EZB) einschlagen wird. Christine Lagarde und ihr Team beschlossen auf der Sitzung, das Tempo der Anleihekäufe zu drosseln, und betonten, man wolle das Programm "neu kalibrieren", nicht "herunterfahren". So soll die monatliche Obergrenze für die monatlichen Aufkäufe von 80 auf 65 Milliarden EUR gesenkt werden. Tatsächlich hatte die EZB bereits seit August im Rahmen des Pandemie-Notfallkaufprogramms "PEPP" weniger Wertpapiere aufgekauft, sodass diese Entscheidung kaum jemanden überraschte. Wichtiger ist, dass die Notenbank ihre Wachstums- und Inflationsprognosen angehoben hat, was auf eine anhaltend starke europäische Wirtschaft hindeutet.

Am Devisenmarkt hat sich der US-Dollar wieder von seinem Rücksetzer erholt, den er nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten erlitten hatte. So legte der Dollar-Index, der die Stärke des US-Dollars gegenüber einem Korb von sechs Währungen misst, in der letzten Woche wieder etwas zu. 1 EUR kostet nun 1,18249 USD, während der CHF bei 1,08522 EUR notiert. Der Bitcoin fiel in dieser recht schwierigen Woche bei anhaltend hoher Volatilität unter 46.000 USD. Mit Blick auf die Renditen für Staatsanleihen werfen 10-jährige US-Papiere derzeit 1,32 % ab. Deutsche Bundesanleihen rentieren mit -0,35 % wieder etwas höher, und französische Staatsanleihen, deren Rendite zu Beginn der Woche noch im positiven Bereich lag, bewegten sich am Freitag wieder in negativem Terrain (-0,02 %). Anleihen aus Italien und Griechenland bieten aktuell eine Rendite von 0,69 % bzw. 0,74 %.
Gelassenheit vs. Nervosität

Auch in dieser Woche blieb es an den Märkten ruhig und die wichtigsten globalen Indizes stabilisierten sich auf ihrem aktuellen Niveau. Angesichts der sich abzeichnenden Inflation bereiten sich die großen Notenbanken klugerweise darauf vor, ihre Geldpolitik zu straffen und die Anleihekäufe unter Umständen zu reduzieren ("Tapering"). Nach der Pandemie könnte es dann zu einer Anhebung der Leitzinsen kommen. Trotz im Detail abweichender Prognosen geht man allgemein davon aus, dass die Notenbanken im November erste Schritte einleiten und ihre Maßnahmen Mitte 2022 abschließen dürften.

Nächste Woche steht am Dienstag die Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindex für August auf der Agenda, der Hinweise auf die weitere Inflationsentwicklung geben könnte. Am Donnerstag erwarten wir dann die US-Einzelhandelsumsätze, aus denen sich ablesen lässt, in welcher Stimmung die amerikanischen Verbraucher sind.