Samstag
11. Dezember
Börsen-Update der Woche
intro Die Entdeckung der neuen Omikron-Variante des Coronavirus hatte die Finanzmärkte für zwei Wochen auf Talfahrt geschickt. Doch in dieser Woche schlug das Pendel wieder nach oben aus. Neuen Meldungen zufolge ist die Mutante vermutlich nicht so gefährlich wie befürchtet und der Impfschutz soll nach der Booster-Impfung gegeben sein. In der Folge zeigten sich die Marktteilnehmer deutlich risikobereiter, sodass mehrere Indizes fast wieder ihr Rekordniveau des Monats November erreichten.

Die Volatilität könnte jedoch auch in den kommenden Wochen anhalten, zumal in den nächsten Tagen weitere Meldungen zur Coronapandemie zu erwarten sind und Entscheidungen der Notenbanken anstehen.
Indizes

In Europa konnte sich die Wochenperformance trotz einiger Rücksetzer in den letzten Tagen durchaus sehen lassen. Der DAX verzeichnete einen Anstieg um 2,8 %, der CAC 40 legte fast 3,2 % zu und der FTSE 100 machte 2,5 % an Boden gut. In den Peripherieländern des Euroraums kletterte der italienische Leitindex um 3 % nach oben, während der spanische und der portugiesische Markt ein Plus von 1,6 % bzw. 1,3 % verbuchten.

In Asien gewann der Shanghai Composite in der vergangenen Woche 1,6 % an Terrain, gefolgt vom Nikkei mit 1,5 % und dem Hang Seng mit 1 %.

In den USA verbesserte sich der S&P 500 um 3,3 %, der Dow Jones rückte um 3,7 % vor und der Nasdaq 100 um 3,4 %. Die Erwartungen einer schnelleren Reduzierung der Anleihekäufe aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks konnten diesem Aufwärtstrend nichts anhaben.



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Rohstoffe

Genauso wie an den Aktienmärkten herrschte an den Ölmärkten weiterhin hohe Volatilität. Diese gerieten nicht nur wegen der drohenden Ausbreitung der Omikron-Mutante, sondern auch aufgrund der Zahlungsunfähigkeit der beiden chinesischen Bauträger Evergrande und Kaisa unter Druck. Dennoch dürfte der Ölpreis zum Wochenschluss im Plus notieren, da der erwartete Anstieg des Ölverbrauchs im Jahr 2022 die Marktteilnehmer optimistisch stimmt. Infolgedessen stieg der Preis der Nordseesorte Brent auf 74,7 USD je Barrel, während die Referenzsorte WTI im Bereich von 71,4 USD gehandelt wird.

Gold scheint es an Impulsgebern zu mangeln, denn weder die zunehmende Volatilität risikoreicher Anlagen noch der Inflationsdruck oder die negativen Realrenditen verleihen dem Edelmetall Auftrieb. Gold notiert nun bei 1.770 USD je Feinunze und damit weiterhin unter der Marke von 1.800 USD. Silber geriet ebenfalls massiv unter Druck und sackte unter 22 USD ab. Bei den Industriemetallen stabilisierten sich Kupfer und Nickel bei 9.580 bzw. 20.000 USD. Blei und Zinn verzeichneten diese Woche mit 2.330 bzw. 40.000 USD pro Tonne eine positive Entwicklung.

Im Agrarbereich sank der Preis von Bauholz wieder unter 1.000 USD, da Überschwemmungen in British Columbia die Exporte aus Kanada in die USA zum Erliegen brachten.
Aktien

Evolution AB (+18 %): Die Aktie kletterte wieder auf 1.100 SEK, nachdem der Kurs wegen Vorwürfen des illegalen Glücksspiels eingebrochen war. Das vor den Enthüllungen durch einen Wettbewerber verzeichnete Niveau (über 1.400 SEK) ist jedoch längst noch nicht erreicht.

Unicredit (+16 %): Die italienische Großbank stellte in dieser Woche ihren Strategieplan bis 2024 vor, der die Anleger mit ehrgeizigen Zielen und einer großzügigen Ausschüttungspolitik begeisterte.

Greenyard (+13 %): Die Aktie legte in dieser Woche kräftig zu, nachdem das auf Obst und Gemüse spezialisierte Vertriebsunternehmen seine Strategie bis 2030 veröffentlicht hatte und diese bei den Anlegern großen Anklang fand.

Umicore (-12 %): Das belgische Unternehmen hat in dieser Woche ein bedeutendes Joint-Venture für E-Auto-Batterien mit Volkswagen bekannt gegeben. Jefferies setzte dennoch seine Empfehlung und Bewertung herab und verwies darauf, dass Umicore seine Marktführerschaft verloren habe und der Deal mit Volkswagen eine Notlösung sei. Zudem enttäuschte das Management mit niedrigeren Margenprognosen für den Geschäftsbereich Cathode Materials. Dies ließ die Stimmung der Analysten deutlich abkühlen.

Lucid (-24 %): Die Woche endete für den Hersteller von Elektrofahrzeugen ebenso schlecht wie sie begonnen hatte: Seit Donnerstag hat Lucid nach Bekanntgabe einer Finanzierung mit Verwässerungseffekt durch Ausgabe neuer Wandelanleihen kräftig Federn gelassen. Zu Wochenbeginn hatte das Unternehmen berichtet, dass die US-Börsenaufsicht SEC Informationen zu seinem Börsengang mit der SPAC Churchill Capital Corp IV angefordert habe. Die SEC scheint entschlossen zu sein, das boomende Geschäft mit Börsengängen über sogenannte SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) in den USA genau unter die Lupe zu nehmen.



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Makroökonomie

Zumindest bis zum Freitag, an dem die US-Inflationszahlen für November veröffentlicht wurden, tat sich bei den makroökonomischen Indikatoren recht wenig. In Deutschland übertraf der ZEW-Index zur Stimmung der Finanzexperten die Prognosen für November, während die Inflation mit einem Anstieg von 6 % gegenüber dem Vorjahr erwartungsgemäß ausfiel. In den USA stiegen die Verbraucherpreise indes im letzten Monat um 0,8 % - die Vorhersagen lagen bei 0,7 %. Damit blieb die Teuerung nur geringfügig hinter der Entwicklung im Oktober zurück. Auf Jahressicht beträgt die Inflationsrate 6,8 %. Rechnet man die volatilsten Komponenten heraus, kommt man noch immer auf einen Wert von 4,9 %. Die Märkte reagierten zunächst positiv, denn ein Ausreißer nach oben hätte die US-Notenbank höchstwahrscheinlich dazu veranlasst, die Straffung ihrer Geldpolitik zu beschleunigen.

An den Devisenmärkten gab die türkische Lira gegenüber dem Euro und dem US-Dollar weiter nach, wenn auch in geringerem Umfang als in der Vorwoche. Der EUR/USD-Kurs fiel im Wochenverlauf wieder unter die Marke von 1,13. Die Wechselkurse der anderen Leitwährungen schwankten kaum. Auch am Markt für Staatsanleihen gab es in dieser Woche nur wenig Bewegung und die Renditen entfernten sich nur geringfügig von dem zuvor verzeichneten Niveau. 10-jährige US-Staatsanleihen rentieren aktuell mit 1,48 %, während deutsche Bundesanleihen und französische Staatspapiere mit -0,36 % bzw. -0,01 % im Negativbereich verharren.

Der gesamte Markt für Kryptowährungen gab in dieser Woche deutlich um über 12 % nach, und auch der Bitcoin schloss sich diesem Trend in ähnlicher Größenordnung an (Stand: Freitagnachmittag). Der 4. Dezember war gewissermaßen ein schwarzer Samstag, denn der Bitcoin-Futures-Markt erlitt Verluste von 2,5 Mrd. USD. Dies war einer der Gründe, weshalb der Kurs an diesem Tag vorübergehend auf 42.000 USD einbrach, bevor er am Freitag wieder bis knapp unter die Marke von 50.000 USD zulegte. In den letzten Wochen des Jahres dürfte der Markt für digitale Anlagen daher weiter von Nervosität geprägt sein.

In der kommenden Woche stehen zahlreiche makroökonomische Indikatoren und Entscheidungen auf der Agenda. Daher fällt dieser Abschnitt des Börsen-Updates auch etwas länger aus. Ein besonders wichtiger Termin ist der 15. Dezember, denn an diesem Tag steht die letzte geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank für das Jahr 2021 an. Wird die Fed an ihrem Kurs festhalten und die Stützungsmaßnahmen zurückfahren, um die Inflation einzudämmen, oder wird sie die Entscheidung noch einmal vertagen, um das jüngste Pandemiegeschehen zu berücksichtigen? Die Antwort auf diese Frage wird mit Spannung erwartet. Am 16. Dezember wird auch die EZB eine Entscheidung treffen müssen. Zudem werden in der kommenden Woche die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Flash-PMIs) des Monats Dezember für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor veröffentlicht - als aussagekräftige Indikatoren für die Konjunkturdynamik der großen Volkswirtschaften bis zum Jahresende.



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Hohe Inflationsdynamik zum Jahresende

Während die Inflation im November ein neues Rekordniveau erreichte, schien die Omikron-Variante in dieser Woche die Märkte weniger zu beeinflussen. Offenbar sorgten die Meldungen von Pfizer für Beruhigung, denn das Unternehmen zeigte sich hinsichtlich der erforderlichen Kapazitäten optimistisch. Daher richtet sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer gen Westen, wo die US-Notenbank Fed das Ende ihres Anleihekaufprogramms vorziehen könnte. In der nächsten Woche werden die Zentralbanken ihre Leitzinsentscheidungen bekannt geben: die Fed am Mittwoch und die EZB am Donnerstag.