Montag
6. September
Börsen-Update der Woche
intro In der vergangenen Woche gaben die uneinheitlichen US-Arbeitsmarktdaten Rätsel auf: Für welche Gangart wird sich die US-Notenbank Fed auf ihrer nächsten Sitzung entscheiden angesichts einer Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit April 2020 auf der einen und der deutlich unter den Erwartungen liegenden 235.000 neu geschaffenen Stellen auf der anderen Seite (Analystenschätzung: 720.000)? Die Leitindizes müssen diese Zahlen jedenfalls erst einmal verdauen. In Europa sind die im Wochenverlauf erzielten Zugewinne wieder abgeschmolzen. Und das Gespenst der Volatilität ist quasi allgegenwärtig.
Indizes

Die asiatischen Indizes entwickelten sich sehr solide und holten weiter auf. Dabei ragte der Nikkei mit einer Wochenperformance von +5,4 % heraus. Auch der Hang Seng und der Shanghai Composite gewannen 2 % bzw. 1,7 % hinzu.

Die europäischen Börsen verzeichneten indes einen eher gegenläufigen Trend. So büßten der DAX und der MDAX 0,4 % bzw. 0,2 % an Terrain ein. Der CAC 40 konnte sich mit +0,12 % gerade noch im positiven Bereich behaupten, während der breit gefasste STOXX Europe 600 um 0,1 % nachgab.

Jenseits des Atlantiks verlor der Dow Jones nach der letzten Rekordserie leicht an Boden, während der Nasdaq 100 seinen Aufwärtstrend bestätigen konnte (Stand: Freitagnachmittag).

Schwellenländer trotz Erholung seit Ende August weiter unter Druck

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Rohstoffe

Das Ergebnis des letzten OPEC+-Treffens gab keinen Anlass zum Rätselraten, denn die erweiterte Organisation erdölexportierender Länder will die Fördermengen wie erwartet schrittweise anheben. Diese sollen ab Oktober um fast 400.000 Barrel pro Tag steigen. In der Tat ist die Organisation ihrem Ruf gerecht geworden, indem sie aufgrund der pandemiebedingten Unwägbarkeiten sehr konservative Prognosen abgegeben hatte. Auch die Auswirkungen des Hurrikans Ida auf die US-Fördermengen beherrschten letzte Woche die Nachrichten. Nahezu 80 % der Produktion im Golf von Mexiko wurden durch den Wirbelsturm in Mitleidenschaft gezogen. Rohöl der Sorte Brent notierte bei 73 USD, die US-Referenzsorte WTI erneut über 70 USD je Barrel.

Der Goldpreis versucht sich wieder einmal daran, eine Schwelle zu durchbrechen - dieses Mal 1.830 USD je Feinunze, die sich bisher als Bollwerk gegen kaufwillige Anleger erwiesen haben. Dank des schwächelnden US-Dollar und der uneinheitlichen US-Arbeitsmarktdaten befindet sich das Edelmetall wieder im Aufwind. Auch Silber legte leicht auf 24,2 USD je Feinunze zu.

Bei den Basismetallen zeigte sich im Wochenverlauf ein eher gemischtes Bild. So stieg der Aluminiumpreis auf 2.700 USD je Tonne, Kupfer stabilisierte sich bei 9.300 USD, und Blei rutschte leicht unter 2.400 USD.

Im Agrarbereich geriet der Maispreis in Chicago einmal mehr unter Druck; Weizen und Soja verzeichneten eine ähnliche Entwicklung.

Industriemetalle übertreffen seit Beginn des Sommers andere Rohstoffe

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Aktien

In der vergangenen Woche gewann die Aktie von Delivery Hero über 10 % hinzu und erreichte erneut die Marke von 130 EUR, unter die sie im April gefallen war. Der Kurs nähert sich nun allmählich wieder dem Rekordhoch von 145 EUR aus dem vergangenen Januar. Dass die Aktie erneut im Aufwind ist, verdankt sie nicht zuletzt der Ankündigung von Prosus, über seine Beteiligungsgesellschaft MIH Food Holdings weitere 2,5 % am Berliner Unternehmen erwerben zu wollen. Damit erhöht sich der Anteil des Großaktionärs auf 27,47 %, soll Prosus zufolge allerdings nicht über 29,99 % steigen, denn dann wäre man verpflichtet, auch den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot zu unterbreiten. Prosus ließ dazu verlauten, dass "der Erwerb dieses zusätzlichen Aktienpakets eine solide Finanzinvestition" sei, "die es dem Unternehmen ermöglicht, eine eventuelle künftige Verwässerung zu kompensieren". Hinzu kommt, dass Delivery Hero selbst Wandelanleihen im Wert von 1,25 Mrd. EUR ausgeben will. Insgesamt dürfte das Unternehmen damit laut Analystenschätzungen über liquide Mittel von 3 Mrd. EUR verfügen, die für die Ankurbelung des organischen Wachstums und weitere Akquisitionen eingesetzt werden können.

Delivery Hero 2021 mit großen Schwankungen

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Makroökonomie

Auf makroökonomischer Ebene gab es in der letzten Woche Neuigkeiten in vielerlei Hinsicht: Zunächst ließ sich aus den Einkaufsmanagerindizes ablesen, dass sich nicht alle großen Volkswirtschaften in derselben Phase des Konjunkturzyklus befinden. In China lässt die Dynamik allmählich nach, zumal Peking seinen eigenen Unternehmen derzeit nicht gerade wohlgesonnen ist, während die Aktivitäten in den USA nach der Pandemie den Höhepunkt überschritten zu haben scheinen. Europa bewegt sich gewissermaßen zwischen diesen beiden Polen, denn die Indikatoren deuten zwar nach wie vor auf starkes Wachstum, liegen aber nun leicht unter den jüngsten Höchstständen. In die vergangene Woche fiel auch das Treffen der OPEC+ - mit völlig unspektakulärem, weil erwartetem Ausgang. Und auch die Notenbanken steuerten ihren Teil bei, wobei die Debatte über die Reduzierung der geldpolitischen Stützungsmaßnahmen Fahrt aufgenommen hat - vor allem in den USA, unerwarteterweise aber auch in Europa.

Hinzu kamen am Freitagnachmittag die mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten, die als Barometer für das von der US-Notenbank bei der Drosselung der Anleihekäufe ("Tapering") anzuschlagende Tempo gelten. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen blieb weit hinter den Erwartungen zurück, doch sank die Arbeitslosenquote auf 5,2 %. Eine eher widersprüchliche Entwicklung, denn die Hauptszenarien haben sich nicht bewahrheitet. Die Anleger könnten dies als Zeichen dafür werten, dass sich die Fed noch etwas länger zurückhält - oder die US-Konjunktur weiterhin enttäuscht. Es braucht wohl noch mehr Zeit, um die Tragweite der Meldung nachvollziehen zu können.

Die Märkte für Staatsanleihen und Devisen bewegten sich ein wenig. Verlautbarungen mehrerer Vertreter der Europäischen Zentralbank, die sich für ein Zurückfahren des in der Corona-Krise von der EZB aufgelegten Anleihekaufprogramms (PEPP) aussprachen, ließen den Euro gegenüber dem US-Dollar aufwerten und die Rendite deutscher Bundesanleihen auf rund -0,39 % steigen. Unterdessen näherten sich die französischen Papiere der Nullmarke (-0,03 %). Ende vorletzter Woche hatten die Renditen der zehnjährigen Titel der beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone noch bei -0,42 % bzw. -0,06 % gelegen. Zehnjährige US-Staatsanleihen verharrten nahe 1,3 %. Zum Ende der vergangenen Woche kostete 1 EUR wieder rund 1,19 USD. In Asien sorgte der angekündigte Rücktritt des japanischen Premierministers Yoshihide Suga am Freitagmorgen für einen Sturm im Wasserglas, wobei der Yen nahezu unverändert bei 109,93 USD notierte.
Notenbanken nach wie vor im Zentrum des Geschehens

Die Aktienmärkte waren wieder einmal von Höhen und Tiefen geprägt, was die US-Indizes jedoch nicht daran hinderte, neue Gipfel zu erklimmen. Den Höhepunkt markierten die widersprüchlichen US-Arbeitsmarktdaten für den August - diese lieferten keine belastbaren Anhaltspunkte für die künftige geldpolitische Ausrichtung der Fed. In Europa könnte die für diesen Donnerstag anberaumte Sitzung der Europäischen Zentralbank für etwas mehr Klarheit über den geldpolitischen Kurs sorgen. Mehr denn je geben also die Notenbanken den Takt vor.