Samstag
5. Juni
Börsen-Update der Woche
intro Die positiven Konjunkturdaten auf beiden Seiten des Atlantiks verhalfen vielen Finanzmärkten in dieser Woche zu neuen Rekorden, und dies trotz der steigenden Inflation, die eine Anpassung der Geldpolitik der Zentralbanken befürchten lässt. Am Freitag tendierten die Indizes nach Veröffentlichung etwas enttäuschender US-Zahlen zum Arbeitsmarkt weitgehend seitwärts.
Indizes

In der vergangenen Woche verzeichnete der asiatische Markt eine leichte Underperformance. So gab der Nikkei um 0,7 % nach, der Hang Seng verlor 0,9 % an Terrain und der Shanghai Composite musste 0,25 % abgeben.

In Europa verbuchte der CAC 40 in den letzten fünf Tagen ein Plus von 0,4 %, der DAX rückte 1 % vor und der Footsie verbesserte sich um 0,5 %. Was die Indizes in den Peripherieländern der Eurozone anbelangt, legte Italien um 1,3 % zu, Spanien gab um 1,5 % nach und Portugal schnitt mit einem Wochenminus von 1,8 % am schlechtesten ab.

In den USA bewegte sich der Nasdaq 100 im Wochenverlauf um 0,4 % nach oben, der S&P 500 war ihm mit einem Plus von 0,3% dicht auf den Fersen und der Dow Jones verzeichnete einen Anstieg um 0,5 % (Stand: Freitagnachmittag).

Klare Outperformance des CAC 40 gegenüber DAX und S&P 500

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Rohstoffe

Solide Konjunkturdaten, eine Begrenzung der weltweiten Fördermengen durch die OPEC+ und ein Rückgang der US-Vorräte: An den Rohölmärkten kommen gleichlaufende Faktoren zum Tragen und einige Indikatoren haben symbolische Preislinien durchbrochen. Dies gilt insbesondere für den Brent-Ölpreis, der aktuell über der Marke von 70 USD je Barrel liegt. Auch der WTI-Preis ist über 69 USD je Barrel gestiegen.

Edelmetalle legen dagegen eine Pause ein, da sie nicht mehr genügend Antrieb haben, um ihren Weg nach oben fortzusetzen. Der Goldpreis ist erneut unter 1.900 USD je Feinunze gefallen, und auch Platin verliert an Boden und notiert bei 1.150 USD. Die Preise für Silber und Palladium liegen aktuell bei 27,5 USD bzw. 2.830 USD.

Das Segment der Industriemetalle wurde insgesamt durch den starken US-Dollar belastet. So könnte der Kupferpreis zum Ende der Handelswoche noch unter die Marke von 10.000 USD je metrische Tonne sinken. Auch bei Zink, Aluminium und Blei zeigt sich in den vergangenen fünf Tagen ein allgemein rückläufiger Trend. Der Nickelpreis weist eine konträre Entwicklung auf und steuert auf 18.000 USD zu, nicht zuletzt dank der hohen Nachfrage nach Edelstahl in China.

Neues Jahreshoch für Brent

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Aktien

Die deutsche Automobilbranche gewinnt wieder an Fahrt und sichert sich im bisherigen Jahresverlauf die Spitzenplätze im DAX. Der Markt erholt sich langsam aber sicher, unter anderem auch, weil die Hygieneauflagen im Mai nach und nach gelockert wurden. BMW verzeichnet seit Jahresbeginn einen Kurszuwachs von 30 % und konnte in der vergangenen Woche um 9 % zulegen. Im gleitenden 12-Monatszeitraum sind die Absatzzahlen für Mai bei BMW um 92 % gestiegen. Das vor der Pandemie verzeichnete Niveau wurde jedoch noch nicht wieder erreicht. Hinzu kommt, dass die Automobilbranche weiterhin durch die Halbleiterkrise belastet wird.

BMW hat für den kommenden November sein erstes Fahrzeug mit reinem Elektroantrieb angekündigt. Die Markteinführung ist der erste Schritt zur Erreichung des erklärten Ziels des Autobauers: Bis zum Jahr 2030 sollen 50 % der weltweiten Verkäufe auf reine Elektrofahrzeuge entfallen. Die Beliebtheit "grüner" Autos hat sich im Mai bestätigt. Fast 27.000 Fahrzeuge wurden verkauft, was einem Marktanteil von 11,6 % entspricht. Damit sind nun vier Mal so viele umweltfreundliche Autos auf den Straßen unterwegs.

Die Aktie ist mit einem KGV von lediglich 8 für das Jahr 2021 nach wie vor niedrig bewertet. Die Analystenschätzungen zum Gewinn je Aktie für die nächsten beiden Jahre wurden nach oben korrigiert.

BMW gibt Gas

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Anleihen

Am Zinsmarkt verzeichneten 10-jährige US-Staatsanleihen weiterhin eine Rendite im Bereich von 1,6 %. Man könnte fast meinen, dass sich die Inflationsängste der letzten Wochen zerstreut haben. Die für die Entwicklung oft maßgeblichen US-Konjunkturdaten hatten keine größeren Ausschläge zur Folge. Vor der Juni-Sitzung der US-Notenbank Fed nimmt der Markt also eine eher abwartende Haltung ein, denn am 16. Juni werden sich die Währungshüter zu ihrer Geldpolitik äußern und auch die neue Konjunkturprognose vorstellen.

In Europa bewegen sich 10-jährige deutsche Bundesanleihen und Schweizer Bundesobligationen weiterhin im Negativbereich. Die Renditen liegen aktuell bei -0,214 % bzw. -0,189 %. Französische Staatsanleihen notieren derzeit bei 0,15 %. In Südeuropa erzielen 10-jährige italienische Staatsanleihen derzeit eine Rendite von 0,874 %, die damit über der von griechischen Papieren liegt (0,808 %).
Devisen

Der US-Dollar gibt nach seiner Erholung erneut nach.
Zur Wochenmitte schien der US-Dollar (USD) dank solider Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten gegenüber den Leitwährungen wieder Boden gutzumachen. Am Donnerstag zog er nach den erfreulichen Ergebnissen der ADP-Umfrage zu den US-Beschäftigungszahlen stark an. Insbesondere zeigte sich dies gegenüber Rohstoffwährungen wie dem australischen Dollar (AUD), aber auch gegenüber dem Euro (EUR), der wieder unter die Marke von 1,22 USD abrutschte. Einen herben Rückschlag erlitt der Greenback jedoch am Freitag nach der Veröffentlichung der offiziellen Arbeitsmarktstatistik für Mai, die im Vergleich zu den ADP-Zahlen und die dadurch geweckten Hoffnungen eher schwach ausfiel. Der EUR/USD-Kurs notierte daraufhin wieder bei 1,2170.

Auch die türkische Lira (TRY) geriet erneut unter Druck und erreichte einen historischen Tiefstand von 8,80 TRY je US-Dollar (siehe Grafik), nachdem Präsident Erdogan die Ansicht vertreten hatte, dass eine Senkung der Leitzinsen unumgänglich sei. Des Weiteren könnte der russische Rubel (RUB), der aktuell mit einem Kurs von 73,01 zum US-Dollar gehandelt wird, schwankungsanfällig sein. Denn der russische Finanzminister hatte verlauten lassen, dass der russische Staatsfonds seine Anlagen kurzfristig von US-Dollar auf Gold, Euro und Yuan umschichten wolle.

Türkischen Lira gegenüber Euro und US-Dollar unter Druck

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Konjunkturdaten

Die Wirtschaftsdaten aus China entsprachen weitergehend den Markterwartungen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe lag bei 51 Punkten (Vormonat: 51,1) und der PMI für den Dienstleistungssektor bei 55,2 (Vormonat: 54,9).

In der Eurozone übertrafen die Zahlen die Erwartungen, nur die deutschen Einzelhandelsumsätze fielen enttäuschend aus (-5,5 % gegenüber der Prognose von -2,4 % bzw. +7,7 % im Vormonat). In Deutschland stieg der Verbraucherpreisindex (VPI) um 0,5 %, der PMI für das verarbeitende Gewerbe erreichte 64,4 Punkte und der PMI für den Dienstleistungssektor 52,8. In Frankreich lagen die Werte für diese beiden Indizes bei 59,4 bzw. 56,6.
Für die Eurozone bezifferten sich die Einkaufsmanagerindizes auf 63,1 bzw. 55,2.
Der Verbraucherpreisindex (VPI) verzeichnete einen Anstieg um 2 % und der Erzeugerpreisindex (EPI) um 1 %. Die Arbeitslosenquote sank weiter auf 8 %. Die Einzelhandelsumsätze fielen nicht ganz so schwach aus wie erwartet (Prognose: -1,4 %).

In den USA zeigte sich ein ähnliches Bild. Die ISM-Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor kletterten auf 61,2 bzw. 64 Zähler und damit auf den höchsten Stand seit der Auflegung im Jahr 1997.
Der Arbeitsmarkt erscheint mit 978.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen im Privatsektor (laut ADP-Umfrage) robust. Der monatliche Arbeitsmarktbericht weist eine Arbeitslosenquote von 5,8 % und 559.000 neu geschaffene Stellen (Analystenschätzung: 645.000) sowie einen Anstieg des Stundenlohns um 0,5 % aus.
Zunehmende Divergenzen

Die Wiedereröffnung der Wirtschaft geht mit einer V-förmigen Erholung des Weltwirtschaftswachstums einher, doch die Divergenzen scheinen sich zu verstärken. Die Überwindung der Krise vollzieht sich in beispielloser Geschwindigkeit, dabei öffnet sich aber auch zunehmend die Schere zwischen den einzelnen Volkswirtschaften. So unterscheiden sich die in dieser Woche veröffentlichten Wachstumsprognosen erheblich: In den USA (+8,4 % für den Zeitraum von 2019 bis 2022) und Asien rechnet man mit einem dynamischen Wachstum, in Europa dürfte dagegen eine eher gedämpfte Entwicklung zu erwarten sein (+1,7 % im selben Zeitraum).

Von der Wiederankurbelung der Wirtschaft profitierten jedoch praktisch alle Indizes in den westlichen Ländern. Darüber hinaus war eine steigende Tendenz hin zu volatileren Anlagen zu konstatieren. Diese Aufhellung ist Ausdruck einer geringeren Risikoaversion unter den Anlegern, die nun die Konjunkturaussichten für das zweite Halbjahr 2021 optimistischer einschätzen.