(Reuters) - ChatGPT hat die Welt im Sturm erobert. Wenige Wochen nach der Vorstellung dieses sogenannten Chatbots im November 2022 experimentierten bereits 100 Millionen Nutzer mit der Software.

Gleichzeitig machte das Thema Künstliche Intelligenz (KI) immer öfter Schlagzeilen. Unternehmen versprechen sich von derartigen Programmen, die menschliche Interaktionen simulieren oder anhand weniger Stichworte komplette Texte erstellen, lukrative Geschäfte. Daher bringen zahlreiche Firmen ähnliche Software auf den Markt. Nachfolgend eine Auswahl:

MICROSOFT

ChatGPT ist der Auslöser für den aktuellen KI-Hype. Entwickelt wurde das Programm von der Firma OpenAI, an der sich Microsoft für zehn Milliarden Dollar knapp die Hälfte der Anteile gesichert hat. Der Software-Konzern bindet diese Technologie unter anderem in seine Suchmaschine Bing ein. Damit könne sich Bing, das bislang ein Nischendasein friste, zu einem ernsthaften Herausforderer für die Suchmaschine Google entwickeln, sagt DZ Bank-Analyst Ingo Wermann. Steigende Marktanteile bei Internet-Suchen versprechen höhere Einnahmen aus Online-Werbung, deren Volumen in diesem Bereich auf jährlich 200 Milliarden Dollar geschätzt wird. Im März 2023 veröffentlicht OpenAI die nächste Version der ChatGPT zugrundeliegenden Software, GPT-4.

ALPHABET

Der drohenden Konkurrenz durch ChatGPT setzt Google "Bard" entgegen, das auf einer ähnlichen Technologie basiert. Bard legt allerdings im Februar 2023 einen Fehlstart hin, als die Software in einem Google-Werbevideo eine falsche Antwort auf eine Frage gibt. Daraufhin rutscht die Alphabet-Aktie ab und der Börsenwert des Konzerns schrumpft binnen eines Tages um 100 Milliarden Dollar. Wenige Woche später kündigt Google einen KI-"Zauberstab" für unterschiedliche Produkte wie Email oder Textverarbeitung an, der unter anderem automatisierte Zusammenfassungen möglich machen soll.

BAIDU

Der chinesische Google-Rivale bringt "Ernie" an den Start. Baidu arbeitet seit 2019 an dieser Technologie und schaltet sie ab März 2023 für die sukzessive frei. Baidu-Chef Robin Li räumt ein, dass Ernie noch nicht perfekt sei und ChatGPT mit der neuen Version die Latte noch einmal angehoben habe. Die chinesische Regierung betont das Potenzial dieser Technologie und signalisiert, Entwicklern große Freiheiten lassen zu wollen.

META

Die Facebook-Mutter schickt ihre KI-Software LLaMa ins Rennen, die sich an die Forschungsgemeinschaft und staatliche Stellen richtet. Es benötige deutlich weniger Rechenpower als die Angebote der Konkurrenz. Firmenchef Mark Zuckerberg hat das Thema KI bei der Präsentation der Quartalsergebnisse im Februar 2023 30 Mal erwähnt. Die Technologie solle über alle Produkte des Konzerns hinweg zum Einsatz kommen, unter anderem bei der Erstellung von Videos, 3D-Objekten und Avataren - digitalen Alter-Egos der Nutzer. "Eines meiner Ziele für Meta ist es, ein führendes Unternehmen im Bereich der generativen KI zu werden."

SALESFORCE

Der SAP-Rivale geht mit EinsteinGPT an den Start. Das Grundgerüst der Software stammt von ChatGPT, wird den Angaben zufolge aber um eigene Komponenten erweitert.

TENCENT, ALIBABA, JD.COM

Insidern zufolge steigt Tencent mit "HunyuanAide" in den Ring ein. Der weltgrößte Videospiele-Anbieter habe hierzu ein Entwicklungsteam zusammengestellt. Der Amazon-Rivale Alibaba bastelt an einer KI-Software, die derzeit intern getestet werde. Die Arbeiten hieran laufen den Angaben zufolge seit 2017. JD.com, ebenfalls ein chinesische Online-Händler, beteiligt sich mit "ChatJD" an dem Rennen um die Technologieführerschaft bei KI.

KUNLUN TECH

Der chinesische Videospiele-Entwickler will ChatGPT nach eigenen Angaben in den Browser "Opera" einbauen. Kunlun hatte 2020 die Mehrheit an dessen norwegischem Entwickler Opera Software übernommen. Parallel dazu will der Konzern eine chinesische Version von ChatGPT entwickeln, deren Programmcode frei einsehbar ist ("Open Source").

WEITERE CHINESISCHE KI-PROJEKTE

Einem Insider zufolge will der chinesische Videospiele-Anbieter NetEase seine Lern-Software mit Hilfe von KI-Eigenschaften verbessern. Die staatlich unterstützte Kurzvideo-Plattform Kuaishou plant, unter anderem den Kundendienst mit Hilfe von KI zu verbessern. Der Cybersicherheitsspezialist 360 Security experimentiert mit ChatGPT-ähnlicher Technologie, gab bislang aber keinen Fahrplan für eine Markteinführung bekannt. Inspur, ein Ausrüster für Rechenzentren, arbeitet nach eigenen Angaben seit längerem an KI.

(Zusammengestellt von Hakan Ersen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)