Berlin (Reuters) - Die rasant steigende Zahl von Corona-Fällen lastet auf der Stimmung der Verbraucher und drückt die Konjunkturaussichten in Deutschland.

Das von den Marktforschern der Nürnberger GfK am Donnerstag veröffentlichte Konsum-Barometer signalisiert für November einen Rückgang um 1,4 Punkte auf minus 3,1 Zähler. Dies ist der niedrigste Wert seit Juli. Rund drei Viertel der Verbraucher halten Covid-19 aktuell für eine große oder gar sehr große Bedrohung. "Die Furcht steigt vor einem weiteren Lockdown, sollte das Infektionsgeschehen in den kommenden Wintermonaten außer Kontrolle geraten", so GfK-Experte Rolf Bürkl. Ökonomen wie etwa der Deutschland-Chefvolkswirt von ING, Carsten Brzeski, sehen damit die Gefahr eines "Double-Dip" heraufziehen - also eines neuerlichen Schrumpfens der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal.

Für dieses düstere Szenario spreche, dass sich die Lage zunächst wohl noch verschärfen werde, bevor es wieder aufwärts gehe. "Das gilt für die Infektionszahlen, aber auch für die Eindämmungsmaßnahmen", prophezeit Brzeski. Im Frühjahr war die Wirtschaftsleistung in Zeiten von Lockdown, gestrichenen Flugreisen und geschlossenen Grenzen um 9,7 Prozent abgesackt. Für das Sommer-Quartal erwarten führende Forschungsinstitute eine Erholung und ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 6,5 Prozent. Die Forscher um das Kieler IfW gehen aber nicht davon aus, dass die Konjunktur zum Jahresende wieder in die Rezession abrutscht, sondern moderat wächst.

ANZEICHEN FÜR HAMSTERKÄUFE

Doch ein erneuter Lockdown könnte die Prognose über den Haufen werfen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte jüngst "eine nationale Kraftanstrengung", damit es nicht zu flächendeckenden Lockdowns wie in anderen europäischen Ländern komme. Anzeichen dafür, dass sich die Verbraucher wie bereits im Frühjahr auf schärfere Maßnahmen einstellen, sind bereits da: Die Verkaufszahlen von Toilettenpapier lagen Mitte des Monats fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Vorkrisen-Monate August 2019 bis Januar 2020, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der Absatz von Desinfektionsmitteln wuchs um knapp drei Viertel und der von Seife um knapp zwei Drittel.

Zugleich sinkt aber die Bereitschaft der Verbraucher zum Kauf teurer Güter wie etwa Möbel oder Autos, wie die GfK herausfand. Mit einem Minus von 1,4 Punkten fällt der Rückgang des entsprechenden Barometers im Oktober allerdings recht gering aus. Aktuell weist der Indikator laut GfK "nach wie vor ein sehr zufriedenstellendes Niveau" auf. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, zieht dennoch eine durchwachsene Bilanz: "Die Verbraucher haben zwar ihre Sparquote erhöht und sehen die Risiken. Die Einzelhandelsumsätze insgesamt liegen im laufenden Jahr bisher jedoch nicht unter Vorjahr." Allerdings leide vor allem der Innenstadthandel enorm darunter, dass nach wie vor deutlich weniger Kunden als gewohnt den Weg in die Geschäfte fänden. "Viele meiden die Begegnung mit anderen Menschen derzeit lieber."