Frankfurt (Reuters) - Aus Furcht vor einem erneuten Rückschlag für die Weltwirtschaft fassen Anleger Aktien nur mit spitzen Fingern an.

Ermutigende Firmenbilanzen und die anhaltende Hoffnung auf ein weiteres US-Konjunkturpaket verhinderten am Donnerstag allerdings größere Verluste. Dax und EuroStoxx50 bröckelten bis zum Abend auf 12.543,06 und 3170,09 Punkte ab. Der US-Standardwerteindex Dow Jones lag ebenfalls knapp im Minus.

Durch die steigenden Infektionszahlen trübe sich der Wirtschaftsausblick für die kommenden Monate ein, sagte Julien Seetharamdoo, Chef-Anlagestratege für Europa beim Versicherer Zurich. "Wir rechnen aber nicht mit einer Entwicklung wie im zweiten Quartal, sondern eher mit einer Stagnation."

In den USA bestehe immer noch Hoffnung, dass sich Demokraten und Republikaner zusammenrauften und neue Wirtschaftshilfen verabschiedeten, sagte Robert Pavlik, Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter SlateStone. "Alle Realisten stellen sich aber darauf ein, dass es vor der Wahl keine Einigung geben wird." Am 3. November stellen sich US-Präsident Donald Trump sowie Teile des Kongresses zur Wiederwahl.

DOLLAR UND ROHÖL GEFRAGT - GOLD UNTER DRUCK

Vor diesem Hintergrund nahmen einige Anleger Kurs auf "sichere Häfen" und deckten sich mit der Weltleitwährung ein. Dies verhalf dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zu einem Plus von 0,3 Prozent. Im Gegenzug verbilligte sich Gold um gut ein Prozent auf 1901,21 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), weil die Aufwertung der US-Währung das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht.

Gleichzeitig erholte sich der Ölpreis etwas von seinem gut dreiprozentigen Kursrutsch vom Mittwoch. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 42,66 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Belastungsfaktoren seien aber noch vorhanden, warnte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Hierzu gehörten eine fallende Nachfrage wegen neuer Pandemie-Restriktionen oder schwindende Hoffnungen auf eine Verlängerung der Förderbremse.

Am Kryptowährungsmarkt markierte Bitcoin sogar ein Eineinhalb-Jahres-Hoch. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise gewann drei Prozent auf 13.247,85 Dollar, nachdem der Online-Zahlungsabwickler Paypal angekündigt hatte, künftig Geschäfte auch in Bitcoin & Co. abwickeln zu wollen. "Dass Paypal nun im Krypto-Geschäft mitmischen will, darf als Ritterschlag gewertet werden", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. "Neben den Notenbanken Fed und EZB, welche sich Gedanken um die Einführung digitaler Staatswährungen machen, könnte dies der Anstoß für weitere Unternehmen sein, sich mit der Implementierung besagter Währungen zu beschäftigen."

BERICHT - ADIDAS STELLT REEBOK ZUM VERKAUF

Bei den deutschen Aktienwerten rückte Adidas ins Rampenlicht. Dem "Manager Magazin" zufolge will sich der Sportartikel-Hersteller von seiner schwächelnden US-Marke Reebok trennen. Adidas lehnte einen Kommentar zu diesem Thema ab. Die Aktie zog dennoch um knapp drei Prozent auf 282,10 Euro an.

An der Wall Street verteuerten sich die Titel von Tesla sogar um bis zu 5,3 Prozent. Der Elektroautobauer legte den fünften Quartalsgewinn in Folge vor und übertraf dabei die Erwartungen der Analysten. "Das ist ein gutes Omen, denn für einen Einzug in den S&P 500 sind mindestens vier Gewinnquartale in Folge notwendig", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Im September war Tesla an einem Aufstieg in den breit gefassten US-Index gescheitert.