Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 1,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Montag unter Berufung auf eine erste Schätzung mitteilte. Höher lag die Teuerungsrate zuletzt im März 2020 mit 1,4 Prozent. Experten erwarten, dass die Preise weiter anziehen. "Der zeitweise Anstieg der Inflation auf knapp drei Prozent im zweiten Halbjahr ist kein Grund zur Sorge", sagte Direktor Sebastian Dullien vom Düsseldorfer IMK-Institut. "Schon Anfang 2022 wird die Inflation wieder fallen, weil dann der Effekt von der Mehrwertsteuersenkung ausläuft."

Ökonomen hatten für Februar eine Inflation von 1,2 Prozent erwartet, nach 1,0 Prozent im Januar. Grund für die weiter steigenden Preise sei die Kosten- und Nachfrageseite, sagte Chefökonom Michael Heise von HQ Trust. "Neben den Rohstoffkosten wirken deutlich erhöhte Transportkosten, Engpässe bei der Chip-Produktion und die Einhaltung der Hygienevorschriften und Abstandsgebote aufgrund der Pandemie preistreibend." Es sei sehr wahrscheinlich, dass Firmen dies an die Verbraucher weiterreichen. "Im weiteren Verlauf des Jahres ist mit einem deutlichen Nachholbedarf beim Konsum, insbesondere bei Dienstleistungen zu rechnen."

ÖKONOM: INFLATION 2021 HÖHER ALS IN ALLEN EURO-LÄNDERN

Nahrungsmittel verteuerten sich überdurchschnittlich: Sie kosteten 1,4 Prozent mehr als im Februar 2020. Die Energiepreise legten um 0,3 Prozent zu, nachdem sie im Januar noch um 2,3 Prozent gefallen waren. Dabei verteuerten sich Kraftstoffe wie Benzin in Bundesländern wie Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Ein Grund dafür ist die seit Jahresbeginn geltende CO2-Abgabe aus dem Klimapaket, ein anderer die Aussicht auf eine bessere Weltkonjunktur nach der Corona-Rezession 2020.

Preistreibend wirkt auch das Ende der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze, die in der zweiten Jahreshälfte 2020 von 19 auf 16 beziehungsweise von sieben auf fünf Prozent gesenkt wurden, um die Konjunktur anzukurbeln. Experten zufolge könnte die Teuerungsrate ab Jahresmitte die Zwei-Prozent-Marke überspringen, denn ab Juli 2021 würde sich die Mehrwertsteuersenkung des Vorjahres in der Statistik niederschlagen. Die Europäische Zentralbank (EZB) beobachtet die Entwicklung in Europas größer Volkswirtschaft genau, strebt sie doch für die Währungsunion mittelfristig einen Wert von knapp unter zwei Prozent an. Mit höheren Leitzinsen sei wegen der Sondereffekte in Deutschland aber nicht zu rechnen, sagte Chefvolkswirt Jörg Zeuner von Union Investment. "Denn in keinem anderen Land der Eurozone wird die Inflationsrate 2021 so hoch ausfallen wie hierzulande."