Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Maschinenbauer rechnen trotz größer werdender Probleme mit der Energieversorgung für 2022 und teilweise aus 2023 mit einer steigenden nicht-preisbereinigten Produktion. Wie der Branchenverband VDMA nach einer Blitzumfrage mitteilte, erwartet jedoch mehr als die Hälfte der 641 befragten Unternehmen für die nächsten sechs Monate eine Verschärfung der Lage bei Energie- und Rohstoffpreisen und erwägt Maßnahmen zur Energieeinsparung bis hin zum Verzicht auf energieintensive Produktionsschritte.

"Aktuell haben rund 90 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau keine Einschränkungen der eigenen Produktion aufgrund der Probleme in der betrieblichen Energieversorgung", sagt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. "Doch die Aussichten verdüstern sich: 57 Prozent der Unternehmen, also mehr als jedes Zweite, erwartet eine Verschärfung der Situation in den nächsten sechs Monaten", erläutert Wiechers.

Sorgen bereiten den Unternehmen nicht nur steigende Energie- und Rohstoffpreise. Im Fokus stehen vor allem Schwierigkeiten, überhaupt die Versorgungssicherheit mit Erdgas und Strom im eigenen Betrieb zu gewährleisten. "Etwa zwei Drittel der Unternehmen, die auf der Suche nach einem Festpreisvertrag für Erdgas sind, werden mangels Angebots der Versorger nicht fündig. Bei Strom sind es sogar sieben von zehn Unternehmen. Nicht selten kann der kurzfristige Bedarf nur über den Spotmarkt gedeckt werden - zu volatilen Preisen und ohne vernünftige Planungssicherheit", warnt Wiechers.

Deshalb haben rund neun von zehn Unternehmen verschiedene Ausweichmaßnahmen angestoßen. Für 85 Prozent sind laut VDMA Einsparungen das erste Mittel der Wahl, um den Verbrauch im eigenen Unternehmen zu reduzieren. 36 Prozent weichen, wo immer möglich, auf andere Energieträger aus und fast jeder Dritte hat sein Einkaufsverhalten verändert. "Doch auch die Vermeidung oder Verlagerung von energieintensiven Produktionsschritten ist für 16 Prozent der Unternehmen ein Thema", sagt der VDMA-Chefvolkswirt.

Speziell auf die absehbare Verknappung der Gaslieferungen bereiten sich demnach immer mehr Unternehmen konkret vor. "Die meisten Maschinenbauer prüfen zunächst, welche Möglichkeiten sie im eigenen Betrieb haben, beispielsweise die Installation elektrischer oder ölbefeuerter Back-up-Systeme. Aber auch eine engere Abstimmung mit dem eigenen Netzbetreiber oder mit den Lieferanten sehen viele als adäquate Vorbereitungsmaßnahme an. Hier können Notfallpläne gestaffelt nach Reduktionsgrad der Gaslieferungen für Entlastung sorgen", erläutert Wiechers.

Der VDMA-Chefvolkswirt schlägt vor, eine staatliche Unterstützung für Versorgungsunternehmen idealerweise an die Auflage zu koppeln, dass diese auch tatsächlich wieder Festpreisverträge anbieten.

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September 30, 2022 02:30 ET (06:30 GMT)