Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums sollten sich nach Aussage von Andrea Enria, Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), den Binnenmarkt stärker digital erschließen. Enria sagt bei einer Konferenz in Spanien laut veröffentlichtem Redetext, digitale Dienstleistungen ließen sich ohne die teure Gründung von Tochtergesellschaften vor Ort erbringen, was die Gewinnsituation der Institute bessern könne.

"Digitale Lösungen könnten sie in die Lage versetzen, sich stärker auf Zweigstellen und den freien Dienstleistungsverkehr statt auf Tochtergesellschaften zu stützen, um das grenzüberschreitende Geschäft innerhalb der Bankenunion und des Binnenmarkts auszubauen", sagte Enria.

Die EZB-Bankenaufsicht verhält sich nach seiner Aussage neutral gegenüber den spezifischen Organisationsstrukturen, für die sich die Banken entscheiden, auch wenn sie grenzüberschreitende Bankdienstleistungen erbringen. "Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Überwachung der Risiken, die jedes Geschäftsmodell und jede Unternehmensstruktur mit sich bringen kann", versicherte er.

Seiner Meinung nach sollte die EZB im Rahmen ihrer Zuständigkeit alles dafür tun, dass die von ihr beaufsichtigten Banken wachsen, sich diversifizieren und nachhaltige Gewinne erzielen könnten, sofern dabei nicht die aufsichtliche Robustheit und finanzielle Stabilität gefährdet werde. "Dies ist von entscheidender Bedeutung angesichts der seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden niedrigen Rentabilität des Sektors und der vor uns liegenden Umstrukturierungsherausforderungen", sagte Enria.

Die Möglichkeiten der digitalen Wirtschaft und veränderte Kundenanforderungen bieten laut Enria trotz fortbestehender kultureller Unterschiede nun möglicherweise einen Ausweg. "Ein sich veränderndes Geschäftsumfeld könnte es den Banken ermöglichen, in naher Zukunft einen anderen Ansatz für die grenzüberschreitende Expansion zu wählen", sagte er.

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September 21, 2021 13:17 ET (17:17 GMT)