Dabei verständigten sich die Währungshüter darauf, eine Vielzahl von geldpolitischen Maßnahmen auszuloten, wie aus dem Protokoll zur Ratssitzung am 25. Juli in Frankfurt hervorgeht, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Sie sprachen demnach schon über eine mögliche Kombination von Instrumenten wie Zinssenkungen und erneuten Anleihenkäufen. Die EZB treibt um, dass die aktuelle konjunkturelle Schwächephase im Euro-Raum womöglich viel länger anhalten könnte als bislang gedacht. Es seien bisher keine Anzeichen für die bislang erwartete wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr erkennbar, hieß es im Protokoll.

Sorgen bereitet der Notenbank, dass die anhaltenden Handelskonflikte die Stimmung in der Wirtschaft weiter eintrüben und die Konjunktur bremsen. Zudem sind die Unternehmen wegen des nahenden Brexit verunsichert. Die Inflation im Euro-Raum ist darüber hinaus zuletzt weiter zurückgegangen. Im Juli lag sie bei 1,0 Prozent nach 1,3 Prozent im Juni. Damit entfernt sie sich immer mehr von der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Zentralbank als Optimalniveau für die Wirtschaft anstrebt.

Die EZB hatte auf dem Juli-Zinstreffen ihren geldpolitischen Ausblick verändert und fasst nun auch die Möglichkeit noch tieferer Schlüsselzinsen ins Auge. Bislang wollte sie diese noch mindestens bis zur Jahresmitte 2020 stabil halten. Wie aus dem Protokoll hervorgeht, neigen die Euro-Wächter dazu, statt einzelner Schritte ein Paket von Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass ein Bündel von aufeinander abgestimmten Instrumenten wirksamer sei als eine Abfolge einzelner Schritte. Auf dem Tisch liegt neben Zinsensenkungen, einer nochmaligen Veränderung des Ausblicks und Anleihenkäufen auch die Einführung eines Systems gestaffelter Strafzinsen, um den Banken entgegenzukommen. Dieses Instrument wird aber laut Protokoll von einigen Währungshütern kritisch gesehen. Die nächste Zinssitzung findet am 12. September in Frankfurt statt.