Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann hat sich dafür ausgesprochen, bei der Einführung von digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency - CBDC) vorsichtig vorzugehen. "Meines Erachtens könnte angesichts der Risiken ein schrittweiser Ansatz sinnvoll sein, das heißt ein digitaler Euro mit einer bestimmten Anzahl von Merkmalen und der Möglichkeit, später weitere Funktionen hinzuzufügen", sagte Weidmann bei einer Konferenz von Deutscher Bundesbank und People's Bank of China.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist gerade in die vertiefte Prüfphase für ein CBDC eingestiegen, die etwa zwei Jahre lang dauern soll. Erst danach soll eine definitive Entscheidung getroffen werden. Auch die US-Notenbank, Emittentin der wichtigsten Reservewährung der Welt, befindet sich noch in der Prüfphase. China dagegen testet schon seit geraumer Zeit digitales Zentralbankgeld und seine Anwendungen im Konsumentengeschäft.

Die Risiken, die sich aus CBDC ergeben, betreffen die Datensicherheit, den Schutz der Privatsphäre, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie die Stabilität des Finanzsystems. Weidmann wies in seiner Rede darauf hin, dass Bankkunden ihre Einlagen bei Geschäftsbanken im Falle einer Krise massenhaft in CBDC umwandeln könnten, wenn dies nicht durch geeignete Vorkehrungen verhindert werde. Auch ein schleichender Mittelabschluss sei denkbar. Die Banken würden dadurch eine wichtige Finanzierungsquelle verlieren.

"Es sollte so attraktiv sein, dass die Nutzer es akzeptieren. Gleichzeitig sollte das CBDC nicht zu attraktiv sein, da es sonst das Finanzsystem stören könnte", sagte der Bundesbankpräsident.

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September 14, 2021 04:02 ET (08:02 GMT)