Berlin (Reuters) - Das deutsche Handwerk bekommt die Corona-Krise voll zu spüren und muss zum Jahresanfang den ersten Umsatzrückgang seit 2013 wegstecken.

Die Erlöse sanken von Januar bis März um 7,5 Prozent binnen Jahresfrist, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Dies ist das erste Minus in einem ersten Quartal seit acht Jahren. Zudem waren Ende März 2021 im zulassungspflichtigen Handwerk 1,7 Prozent weniger Personen tätig als Ende März 2020. "Die aktuell massiven Preis- und Beschaffungsprobleme bei Holz, Metallen, Kunststoffen erweisen sich als zunehmender, massiver Bremsfaktor für viele Gewerke nicht zuletzt im Baubereich", sagte Generalsekretär Holger Schwannecke vom Handwerksverband ZDH der Nachrichtenagentur Reuters.

"Ausgerechnet in der aktuellen fragilen Phase der langsamen Erholung und einer auch im Handwerk spürbaren Zuversicht mit Blick auf die kommenden Monate kommen diese Materialknappheit und Preisexplosion zur Unzeit." Es sei richtig, dass die Sonderregelungen für das Kurzarbeitergeld und die Überbrückungshilfe III bis zum 30. September verlängert worden seien. Dennoch sei klar: "Die Lage ist nicht nur für die am stärksten betroffenen Bau- und Ausbaugewerke dramatisch, sondern für unsere Wirtschaft insgesamt", warnte Schwannecke. Genau diese beiden Gewerke hätten in der Pandemie die Konjunktur stabilisiert. "Sollte sich dieser Konjunkturanker lösen, dann dürften nicht nur die Bau- und Ausbaugewerke in schweres Wasser geraten", sagte der ZDH-Experte. "Sondern dann ist der gesamte wirtschaftliche Aufholprozess im zweiten Halbjahr gefährdet."

In allen Gewerbegruppen sanken im ersten Quartal die Umsätze zum Vorjahr. Den größten Umsatzverlust verzeichneten die Handwerke für den privaten Bedarf (-23,0 Prozent). Hauptbetroffene des Rückgangs sind dabei die Friseurbetriebe (- 37,4 Prozent), bei denen es zu größeren Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie kam. Auch beim Bauhauptgewerbe (-15,9 Prozent) gab es größere Umsatzrückgänge. Die Ursachen dürften in Rohstoffengpässen, teureren Baurohstoffen und schlechteren Witterungsbedingungen im Vergleich zum Vorjahresquartal liegen.

Auch das Lebensmittelgewerbe (-9,8 Prozent) meldete einen Umsatzeinbruch. Besonders die Konditoreien (-20,8 Prozent) erwirtschafteten deutlich weniger. Das Ausbaugewerbe (-5,7 Prozent), die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (-3,1 Prozent), das Kraftfahrzeuggewerbe (-5,6 Prozent) und das Gesundheitsgewerbe (-3,3 Prozent) verzeichneten vergleichsweise geringere Umsatzeinbußen. Innerhalb des Kraftfahrzeuggewerbes kam es bei den Zweiradmechanikern (+26,9 Prozent) zu deutlichen Umsatzsteigerungen, dem entgegengesetzt stehen Umsatzverluste bei den Kraftfahrzeugtechnikern (-6,6 Prozent). Insgesamt konnten nur drei der veröffentlichten Gewerbezweige des zulassungspflichtigen Handwerks ihren Umsatz steigern: Zweiradmechaniker, Rollladentechniker sowie Zahntechniker.