BERLIN (Dow Jones)--Jede zehnte deutsche Region ist besonders abhängig vom traditionellen Verbrennungsmotor und muss sich schnell wandeln. Nur so könnten diese Regionen in der geplanten Transformation Deutschlands zum klimaneutralen Industrieland bestehen, lautet das Fazit einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für das Bundeswirtschaftsministerium. Demnach stehen 40 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten wegen des geplanten Aus für Verbrenner vor großen Herausforderungen.

Das IW appellierte daher an die Politik, in den betroffenen Kreisen und Städten die Standortfaktoren zu verbessern und den Beschäftigten mit Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen unter die Arme zu greifen. Auch sollten neue Chancenfelder aktiv erschlossen sowie innerhalb der Regionen gemeinsame Projekte initiiert werden.

"Damit die deutsche Automobilwirtschaft nicht den Anschluss verliert, müssen die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt werden", forderte das IW.

Die besonders betroffenen Regionen konzentrierten sich größtenteils auf den konventionellen Antriebsstrang einschließlich aller daran hängenden Komponenten wie zum Beispiel der Abgasreinigung. Von den rund 260.000 Beschäftigten, die deutschlandweit in diesen Tätigkeitsfeldern identifiziert werden konnten, arbeiten allein in diesen 40 Regionen etwa 139.500 Beschäftigte, so der Bericht. Das entspricht laut IW 53 Prozent.

"Bis heute ist der Verbrenner für diese Regionen vor allem ein Motor für Wachstum und Wohlstand, gemessen an Produktivität und der Arbeitslosenquote schneiden die 40 Kreise besser ab als der Durchschnitt", erklärte IW.

Als Beispiele für die schwierigen Anpassungsprozesse nannte das Institut die Regionen Schweinfurt, Salzgitter, Bamberg und den Saarpfalz-Kreis, wo mehr als jeder zehnte Beschäftigte in dem Segment arbeitet. In Ingolstadt, Wolfsburg und im Bodenseekreis dürfte die Transformation laut IW leichter fallen. Denn diese drei Kreise beschäftigten sich bereits viel mit Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung, so der Bericht.

Dennoch zeigten sich die Ökonomen zuversichtlich, dass der erfolgreiche Wandel auch in den besonders betroffenen Regionen gelingen könnte. Denn die Dynamik in der Transformation sei sehr hoch, die Unternehmen investierten in erheblichem Ausmaß, insbesondere auch in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten.

Außerdem könnten die Herausforderungen besser gemeistert werden, wenn die Regionen ihre Kräfte bündelten und miteinander kooperierten. "Unsere Studie hat deutlich gezeigt, dass es unter den 40 Kreisen Regionen gibt, die vor sehr ähnlichen Problemen stehen. Gemeinsame Forschung oder der bloße Austausch von Erfahrungen schaffen Synergien", sagte Studienautor Hanno Kempermann.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/hab

(END) Dow Jones Newswires

October 13, 2021 05:00 ET (09:00 GMT)