Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr unverändert gelassen und die für 2022 leicht angehoben. Wie der IWF in einem Update zu dem im April veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick mitteilt, sind die Prognosen für die Industrieländer ("Advanced Economies") generell etwas höher als im April und die für Schwellen-/Entwicklungsländer etwas niedriger.

Der IWF rechnet für 2021 wie zuvor mit einem Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,0 Prozent und prognostiziert für 2022 jetzt 4,9 (zuvor: 4,4) Prozent Wachstum. Die aktuellen Prognosen für die Schwellen- und Entwicklungsländer werden mit 6,3 (6,7) und 5,2 (5,0) Prozent angegeben, die für die Industrieländer mit 5,6 (5,1) und 4,4 (3,6) Prozent.

"Der Zugang zu Impfstoffen hat sich als die wichtigste Trennlinie herausgestellt, entlang derer sich die globale Erholung in zwei Blöcke aufspaltet: Die, die sich auf eine weitere Normalisierung der Aktivität im Laufe dieses Jahres freuen können - fast alle fortgeschrittenen Volkswirtschaften - und diejenigen, die immer noch mit wiederkehrenden Infektionen und steigenden Covid-Todeszahlen konfrontiert sind", heißt es in dem Bericht.

Eine wichtige Stütze der Weltwirtschaft sind laut IWF die umfangreichen US-Konjunkturprogramme. Seine US-Prognosen hebt der IWF daher auch besonders deutlich an - auf 7,0 (6,4) und 4,9 (3,5) Prozent. Zugleich weist er aber auf das Risiko hin, dass ein so starkes Wachstum die Inflationserwartungen deutlich heben könnte, was letzten Endes zu einer Straffung der Geldpolitik und schlechteren Finanzierungsbedingungen für Schwellen- und Entwicklungsländer führen würde. Diese Länder wären dann doppelt getroffen - von der Pandemie und steigenden Dollar-Kursen, gibt er zu bedenken.

Die Wachstumsprognosen des Euroraums wurden auf 4,6 (4,4) und 4,3 (3,8) angehoben. Für Deutschland erwartet der IWF jetzt BIP-Anstiege von 3,6 (3,6) und 4,1 (3,4) Prozent, was er schon kürzlich zum Abschluss von Artikel-4-Konsultationen mitgeteilt hatte. Frankreichs Prognosen blieben unverändert bei 5,8 und 4,2 Prozent, Italiens wurden auf 4,9 (4,2) und 4,2 (3,6) Prozent angepasst und Spaniens auf 6,2 (6,4) und 5,8 (4,7) Prozent.

Der Großteil der Prognosesenkungen für 2021 entfällt auf die asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländer, deren BIP-Schätzung für 2021 auf 7,5 (8,6) Prozent reduziert wurde, was durch eine Anhebung für 2022 auf 6,4 (6,2) Prozent bei weitem nicht ausgeglichen wird. Für das besonders hart von der Pandemie getroffene Indien rechnet der IWF nur noch mit einem BIP-Anstieg um 9,5 (12,5) Prozent. Die Prognose für 2022 wurde auf 8,5 (6,9) Prozent angehoben.

Die IWF-Prognosen beruhen auf der Annahme, dass die lokale Übertragung des Coronavirus Ende 2022 überall auf ein niedriges Niveau gesunken ist, und zwar wegen einer Kombination aus gezielteren Vorsichtsmaßnahmen und verbessertem Zugang zu Impfstoffen und Therapien.

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July 27, 2021 09:00 ET (13:00 GMT)