Von Andreas Kißler

MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)--Deutschlands Überschuss in der Leistungsbilanz ist coronabedingt im vergangenen Jahr gefallen, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung berichtete. Nun hat China laut einer Studie des Instituts den weltweit größten Überschuss. Der deutsche Überschuss verringerte sich auf 6,9 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung, nach 7,1 Prozent im Jahr 2019. Das waren im vergangenen Jahr 261 Milliarden US-Dollar oder 228 Milliarden Euro. "Der chinesische Überschuss dagegen schnellte hoch um 170 Milliarden auf 310 Milliarden US-Dollar, das entspricht 2,1 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung", sagte Ifo-Forscher Christian Grimme.

Auf Rang drei folgt Japan mit 158 Milliarden US-Dollar, 3,2 Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung. Die USA sackten um 155 Milliarden auf ein Defizit von 635 Milliarden Dollar ab.

Der deutsche Überschuss sank 2020 um 13 Milliarden US-Dollar. "Hinter dieser Fassade der Stabilität gab es zwei starke Verschiebungen, die sich fast ausglichen", fügte Grimme hinzu. Die traditionell großen Überschüsse beim deutschen Warenhandel fielen um 34 Milliarden US-Dollar. Die Nachfrage nach deutschen Gütern sei vor allem in den europäischen Ländern zurückgegangen, aber auch in den USA und in Asien.

Gleichzeitig seien die Deutschen weniger ins Ausland gereist. Deshalb fiel das deutsche Dienstleistungsdefizit um 22 Milliarden US-Dollar, den niedrigsten Wert seit Beginn der Statistik im Jahre 1971.

Die chinesischen Exporteure profitierten dem Institut zufolge in besonderem Maße von der Nachfrage nach Gütern im Zusammenhang mit der Pandemie. Sie verkauften mehr elektronische Ausrüstungen wie Datenverarbeitungsgeräte, als Folge der verstärkten Arbeit von zu Hause. Außerdem stieg die chinesische Ausfuhr von Mund-Nasen-Masken demnach kräftig.

Dagegen erhöhte sich das Leistungsbilanz-Defizit der USA auf 3,1 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung. Das US-Defizit war laut Ifo-Institut seit 2008 nicht mehr so hoch. Bei den USA sackten 2020 die Netto-Warenexporte um über 40 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahr ab. Die für die USA üblichen Dienstleistungsüberschüsse schrumpften den Angaben zufolge sogar um mehr als 55 Milliarden US-Dollar, da die Zahl der ausländischen Touristen in den USA drastisch gesunken sei.

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January 22, 2021 03:57 ET (08:57 GMT)