Waren und Dienstleistungen kosteten im August 5,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit diesen Anstieg gerechnet - nach plus 5,4 Prozent im Juli. "Das ist erfreulich: Der Inflationsdruck hat sich leicht abgeschwächt", so die Einschätzung von Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Der Inflationsschub ist laut der Notenbank Fed weitgehend auf die Folgen der Pandemiekrise zurückzuführen - etwa Materialengpässe und teurere Energie.

Investoren an Europas Börsen nahmen die Daten mit Erleichterung auf. Viele Anleger setzen darauf, dass die Inflation ihren Höchststand erreicht haben könnte. An der Wall Street sorgte dies für Rückenwind.

"FED WIRD SANFT DEN FUSS VOM GAS NEHMEN"

Klammert man die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel aus, ergab sich in dieser sogenannten Kernrate im August zum Vormonat nur eine Teuerung von 0,1 Prozent - der niedrigste Anstieg seit Februar. "Dies ist eine große Überraschung. In den Reihen der US-Notenbank dürfte ein entspanntes Aufatmen zu vernehmen sein", so Volkswirt Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. Er verweist darauf, dass sich Flugtickets, Gebrauchtwagen und Autoversicherungen im Monatsvergleich verbilligten - Ausgabenkategorien, die in den vorangegangenen Monaten starke Preisanstiege verzeichneten. Laut Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner verlieren die coronabedingten Sondereffekte allmählich an Einfluss: "Deutlich niedrigere Inflationsraten sind aber erst nächstes Jahr zu erwarten."

Die US-Notenbank, die Vollbeschäftigung und stabile Preise anstrebt, hat die Preisdaten genau im Blick. Angesichts des Preisauftriebs und der fortschreitenden Erholung am Arbeitsmarkt nach dem Corona-Schock fasst sie ein Herunterfahren ihrer Krisenhilfen ins Auge. Ein Beschluss der Währungshüter zum Zeitplan für ein Abschmelzen der milliardenschweren Wertpapierkäufe wird für eine der nächsten Zinssitzungen erwartet.

"Bleibt die US-Wirtschaft auf Kurs, wird die Fed zum Jahresende sanft den Fuß vom Gaspedal nehmen", so Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Ein nur leicht reduziertes Wertpapierankaufvolumen werde weder der Wirtschaft noch den Finanzmärkten schaden: "Gleichzeitig signalisiere eine Reduktion der Anleihekäufe, dass man es mit der Inflation in Washington durchaus ernst nimmt." Die Fed kauft derzeit noch Wertpapiere im Volumen von monatlich 120 Milliarden Dollar, um die Wirtschaft zu stützen.