Tokio (Reuters) - Die japanische Wirtschaft ist im Frühjahr das dritte Quartal in Folge gewachsen.

Allerdings legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit aufs Jahr hochgerechneten 2,2 Prozent zwischen April und Juni nicht so stark zu wie erwartet, wie aus vorläufigen Regierungsdaten vom Montag hervorgeht. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Anstieg von 2,5 Prozent gerechnet. Der private Konsum stieg im Frühjahr zum Vorquartal um 1,1 Prozent, blieb aber dennoch hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück, die auf einen Zuwachs von 1,3 Prozent gesetzt hatten.

Einige Experten befürchten, dass die Kauflust unter wieder steigenden Corona-Infektionszahlen und Preissteigerungen bei einer Reihe von Gütern des täglichen Bedarfs leiden wird. Bereits im ersten Quartal hatte die Covid-Krise dem Wirtschaftswachstum zugesetzt: Nach revidierten Daten reichte es immerhin zu einem Plus beim BIP https://www.esri.cao.go.jp/jp/sna/data/data_list/sokuhou/files/2022/qe222/gdemenuja.html von 0,1 Prozent. Japan hinkt anderen Staaten bei der Erholung von der Pandemie-Krise hinterher, da Beschränkungen noch bis März anhielten und den privaten Konsum zügelten.

Die Regierung in Tokio hebt den Mindestlohn in diesem Jahr wegen der von Energiepreisen angetriebenen Inflation so stark an wie noch nie. Ministerpräsident Fumio Kishida will damit die Folgen für die privaten Haushalte durch die globale Inflation der Rohstoffpreise abfedern. "Japan hat zwar unter den hohen Rohstoffpreisen gelitten. Mengenmäßig hat das Außenhandelskonto das BIP jedoch nicht geschmälert", erläuterte John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko AM.

Die Notenbank in Tokio erwartet für das laufende Haushaltsjahr allerdings nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent. Als Grund für die geringeren Wachstumsaussichten nennt sie Risiken wie anhaltende Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise und die Corona-Pandemie. Die Zentralbank will gegen den weltweiten Trend an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik festhalten. Und dies, obwohl die Inflationsrate zuletzt drei Monate in Folge das Ziel der Währungshüter von 2,0 Prozent überstiegen hat. Laut Notenbankchef Haruhiko Kuroda ist der Preisauftrieb aber nicht nachhaltig.

(Bericht von Leika Kihara, Tetsushi Kajimoto und Kantaro Komiya, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)