VILNIUS (dpa-AFX) - Litauen hat angesichts einer stark steigenden Zahl illegal Einreisender mit dem Bau eines Zauns an der Grenze zu Belarus begonnen. "Heute wurde mit der Installation einer Barriere aus Stacheldraht begonnen, die eine geplante Gesamtlänge von 550 Kilometern haben wird", sagte Innenministerin Agne Bilotaite der Agentur BNS zufolge am Freitag in Vilnius. Parallel dazu soll im zweiten Schritt ein Zaun errichtet werden. Die Kosten dafür beliefen sich auf etwa 41 Millionen Euro. "Wir denken, dass wir das schnell genug schaffen könnten", sagte Bilotaite.

Nach Angaben des Leiter des Grenzschutzes könnte die Grenzbarriere aus Stacheldraht binnen weniger Monate vollständig errichtet sein. Zunächst soll ein rund 30 Kilometer langer Abschnitt bei dem Kurort Druskininkai in der Nähe des Dreiländerecks zu Belarus und Polen damit gesichert werden. Zum Bau sollen Soldaten eingesetzt werden.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat der EU wiederholt damit gedroht, als Reaktion auf die gegen Minsk verhängten Sanktionen Flüchtlinge aus Kriegsgebieten durchzulassen. Besonders stark davon betroffen ist Litauen, das eine fast 680 Kilometer lange Grenze zu Belarus hat. Nach offiziellen Angaben wurden bereits mehr als 1500 Menschen aufgegriffen - von ihnen 37 innerhalb von 24 Stunden, wie der Grenzschutz am Freitag mitteilte.

Vorwiegend stammen die Flüchtlinge aus Ländern des Nahen Ostens und Afrikas. Die meisten haben in Litauen bereits Asyl beantragt. Die Regierung in Vilnius beschloss daher am Freitag Gesetzesänderungen, um das Prüfverfahren zu beschleunigen - sie müssen nun noch vom Parlament bestätigt werden. Das Kabinett hatte zuvor bereits den Notstand verhängt, um leichter und schneller reagieren zu können. Litauens Staatspräsident Gintanas Naueseda berief zudem für Montag den nationalen Sicherheitsrat des baltischen EU- und Nato-Landes ein.

Auch der polnische Grenzschutz greift derzeit mehr Migranten an der Grenze zu Belarus auf. In diesem Jahr seien es bislang 235 Flüchtlinge gewesen, davon allein seit Anfang Juli 90 Personen, sagte eine Sprecherin der Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Im gesamten Jahr 2020 waren es 114 gewesen./awe/dhe/DP/stw