Berlin (Reuters) - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat Privatbanken, Investmentfonds und China aufgefordert, sich an einem Schuldenmoratorium für die ärmsten Länder der Welt zu beteiligen.

"Die Coronakrise trifft die ärmsten Länder am härtesten", sagte Müller der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag anlässlich der Weltbank-Jahrestagung. Das im April vereinbarte Schuldenmoratorium habe 46 der ärmsten Länder bereits geholfen, rund fünf Milliarden Dollar an Zinsen zu sparen, die für den Kampf gegen Corona genutzt werden konnten. "Die jetzt geplante Verlängerung des Moratoriums durch die G20 bis Mitte nächsten Jahres ist wichtig, sie reicht aber längst nicht aus." Denn die Krise werde nicht in einem Jahr vorbei sein. "Deswegen müssen auch die Investmentfonds und Privatbanken mitmachen statt einfach weiter hohe Renditen und Tilgungen einzustreichen. Hier müssen sich auch die chinesischen Kreditgeber beteiligen", forderte der CSU-Politiker. 

Zudem sei die Gefahr einer neuen Schuldenkrise längst nicht gebannt. 100 Milliarden Dollar Kapital seien aus Entwicklungsländern abgeflossen, viele Währungen abgestürzt, die Rohstoffpreise kollabiert. "Das bringt viele Länder an den Rand des Staatskollaps", warnte der Entwicklungsminister, der Deutschland in der Weltbank vertritt. Deshalb schließe er sich der Forderung nach einem Schuldenerlass für die ärmsten Länder an. "Ich unterstütze die jüngste Initiative von Weltbankpräsident Malpass dazu." Voraussetzung sei aber eine neue Schulden-Transparenz-Initiative: Alle Finanzkanäle müssten offen gelegt werden, damit kein Geld in korrupte Kanäle gehe. "Die eingesparten Zinsen müssen in Gesundheit und soziale Sicherung investiert werden."

Nachdem der weltweite Hunger seit 1990 habe halbiert werden können, fielen allein in diesem Jahr 130 Millionen Menschen zusätzlich in Hunger und Armut zurück. "Die Länder brauchen dringend neue Liquidität im Kampf gegen die Hunger- und Wirtschaftskrise", sagte der CSU-Politiker.