KfW-Mittelstandspanel 2020: Unternehmen erwarten durch Corona-Krise
historisch schlechte Geschäftsentwicklung
Frankfurt am Main (ots) -

- KMU rechnen mit Umsatzrückgängen von 12 % im Vergleich zum Jahr 2019
- Beschäftigung im Mittelstand könnte bis Jahresende um 3,3 % zurückgehen
- Trotz besserer Liquiditätslage wird Investitionstätigkeit gedämpft
- KMU dank guter Performance in den Vorjahren aber mit hoher Widerstandskraft

Die Corona-Pandemie hinterlässt tiefe Spuren bei den kleinen und mittelgroßen
Unternehmen in Deutschland (KMU), Betroffenheit und Unsicherheit sind noch immer
hoch. Die Umsätze brechen stärker ein als in der Finanzkrise. In der Folge
befürchten viele Unternehmen einen weiteren Druck auf die Beschäftigung. Auch
die Eigenkapitalquoten der Unternehmen werden belastet. Dank seiner Erfolge in
den vorangegangenen Jahren verfügt der Mittelstand in der Breite aber über ein
solides Fundament. Dies zeigt das neue KfW-Mittelstandspanel 2020.

Der historische Einbruch der Wirtschaftsleistung und die Ungewissheit über den
weiteren Verlauf der Krise prägen die Erwartungen des Mittelstands für das
Gesamtjahr 2020. Mehr als jedes zweite KMU - rund 2 Millionen Unternehmen - geht
von sinkenden Umsätzen im laufenden Jahr aus. Die erwarteten Rückgänge
belaufen
sich insgesamt auf etwa 12 % der Vorjahresumsätze, was rund 545 Mrd. EUR
entspricht. Die hohen Umsatzverluste dürften auch die Beschäftigung weiter unter
Druck setzten: Auf Basis der von den KMU gemeldeten Erwartungen könnte sich der
Beschäftigungsabbau im Mittelstand bis Jahresende auf bis zu 3,3 % belaufen.
Dies entspräche einem Verlust von insgesamt fast 1,1 Mio. Arbeitsplätzen für
das
Gesamtjahr. Bis zum Ausbruch der Krise haben die Mittelständler ihre
Beschäftigung jedoch kräftig ausgeweitet. Ende 2019 erreichte der
Erwerbstätigkeit in KMU mit 32,3 Mio. einen neuen Höchststand. Der Anteil des
Mittelstands an der gesamtwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit lag zuletzt bei 71,3
%.

Repräsentative Sonderbefragungen im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels zeigen
aber auch, dass sich die Liquiditätslage der KMU seit dem Tiefpunkt der Krise im
April merklich entspannt hat. Im Falle eines erneuten Lockdowns sähe sich
aktuell rund jeder dritte Mittelständler mit ausreichenden Liquiditätsreserven
gewappnet - 12 Prozentpunkte mehr als noch Anfang April. Weitere 28 % hätten
Liquiditätsreserven für zwischen 6 und 12 Monate.

Die erwarteten Verluste im Jahr 2020 zehren jedoch an den Eigenmitteln der
Unternehmen. Ein gutes Drittel der KMU rechnet im laufenden Geschäftsjahr daher
mit sinkenden Eigenkapitalquoten. "Insgesamt verfügt der Mittelstand in
Deutschland aber über eine hohe finanzielle Widerstandskraft." sagt Dr. Fritzi
Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Die Unternehmen haben in den vergangenen
Jahren einen hohen Bestand an Eigenkapital aufgebaut, wovon sie nun profitieren.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote erreichte mit 31,8 %.im Jahr 2019 sogar
einen neuen Rekordwert." Dazu beigetragen haben die wiederholt positive
Umsatzentwicklung im vergangenen Jahr sowie ein Anstieg der Profitabilität. Der
Mittelstand verzeichnete 2019 aufgrund einer kräftigten Binnenkonjunktur ein
Umsatzplus von 3,5 %. Gleichzeitig kletterte die durchschnittliche Umsatzrendite
auf 7,5 %.

Die Corona-Krise schlägt sich auch auf das Investitionsverhalten der KMU nieder.
Bis September wurden deutlich seltener als in den Vorjahren Investitionsvorhaben
planmäßig umgesetzt. Viele Unternehmen legen anscheinend ihre
Investitionsprojekte aufgrund hoher Unsicherheiten und knapper Mittel für dieses
Jahr auf Eis. Für 2020 muss daher mit einem merklichen Rückgang des
Investitionsvolumens im Mittelstand gerechnet werden. Damit käme der seit sechs
Jahren anhaltende Expansionskurs bei der mittelständischen Investitionstätigkeit
vorerst zu einem Halt. Das Volumen der Neuinvestitionen erreichte 2019 noch eine
neue Höchstmarke von 187 Mrd EUR.

Auch mittelfristig könnte sich die Corona-Krise als hemmend für Investitionen
und Innovationen erweisen. "Trotz der komfortablen Ausgangslage der meisten
mittelständischen Unternehmen in Deutschland wird die Corona-Krise Spuren
hinterlassen. Nicht nur in den Bilanzen der KMU, sondern auch in den Köpfen der
Unternehmerinnen und Unternehmer. Vorsicht und Zurückhaltung könnten das Handeln
Vieler in der kommenden Zeit bestimmen." sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib. "Es ist
wichtig, dem entgegenzuwirken - durch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen,
die zum einen Unsicherheit reduzieren und zum anderen Impulse setzen, die in der
Krise liegenden Chancen zu nutzen."

Das KfW-Mittelstandspanel 2020 steht unter http://www.kfw.de/mittelstandspanel
zum Download zur Verfügung.

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