Berlin (Reuters) - Der Top-Ökonom und Buchautor Markus Brunnermeier sieht die Pandemie-Krise als Chance und Risiko zugleich.

"Die Corona-Krise hat viele Narbenbildungen, also viele Sachen, die sehr schlecht sein werden und sich auch langfristig auswirken werden", sagte der in Princeton lehrende Volkswirt am Montag bei einer Online-Veranstaltung des Münchner Ifo-Instituts und der "Süddeutschen Zeitung". Die Krise wirke sich beispielsweise negativ auf den Arbeitsmarkt aus. "Und wir haben ein Schuldenüberhangsproblem, das sich aufstauen wird in vielen Bereichen - im Staatsbereich, aber auch bei Firmen." Dies gelte es, langfristig zu lösen.

Vor diesem Hintergrund sei ein effizientes Insolvenzrecht nötig: "Da gibt es in Europa Möglichkeiten, es zu harmonisieren. Da gibt es noch einiges zu verbessern", betonte der Ökonom. Und bei den europäischen Schuldenregeln sollten auch die "Zinslast und die Volatilität der Zinslast" stärker mit einbezogen werden.

Zugleich müssten die Notenbanken bedenken, dass ihnen geldpolitischer Spielraum verlorengehe, wenn die Inflationsraten wie nun in der Pandemie-Zeit noch oben gingen: "Und in der Phase sind wir jetzt, dass die Notenbanken nicht mehr so aggressiv herangehen können wie sie es bisher gemacht haben." Man müsse sehr aufpassen, dass der Inflationsanker nicht wegbreche.

Die Corona-Krise könnte sich laut Brunnermeier jedoch auch im Positiven als Trendbeschleuniger erweisen. So gebe es auch Innovationsschübe - etwa in der Telemedizin, beim Arbeiten von Zuhause aus, im Bereich Online-Learning und beim digitalen Geld: "Da wird es viele Veränderungen geben, die jetzt beschleunigt wurden", sagte der Ökonom. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem Geldwertstabilität, Blasenbildung und Liquiditätskrisen an den Finanzmärkten sowie Digitalgeld. Sein hierzulande zuletzt erschienenes Buch "Die resiliente Gesellschaft" gewann den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis.