Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Sentix: Zeichen stehen auf Krise - Erwartungen auf Allzeittief

Der Sentix-Konjunkturindex für Deutschland ist im Juli wegen der Gefahr eines Kollapses der Energieversorgung abgestürzt. Die Erwartungen brechen sogar auf ein Allzeittief ein, lassen also sogar die Werte während der Finanz- und Bankenkrise 2008 hinter sich. Der Sentix-Gesamtindex fiel auf minus 24,2 (Juni: minus 12,8) Punkte, der niedrigste Stand seit Mai 2020. Der Index der Lagebeurteilung ging auf minus 13,0 (minus 2,0) Punkte zurück. Der Erwartungsindex brach auf das Rekordtief von minus 38,9 (minus 23,0) Punkte ein.

HDE: Verbraucherstimmung bleibt auf niedrigem Niveau

Das aktuelle Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) macht nach Angaben des Verbandes deutlich, "dass es für die Verbraucherstimmung für die kommenden drei Monate nur wenig Hoffnung auf Verbesserung gibt". Zu groß seien die mit dem weiteren Verlauf der Coronavirus-Pandemie und den Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine verbundenen Unsicherheiten. Im Juli seien bei der Verbraucherstimmung in Deutschland faktisch keine Veränderungen zu beobachten, das HDE-Konsumbarometer verharre mit 89,50 nach 89,61 auf einem äußerst niedrigen Niveau.

Euroraum-Erzeugerpreise steigen im Mai geringer als erwartet

Die Erzeugerpreise im Euroraum sind im Mai geringer gestiegen als erwartet. Dennoch bewegt sich die Teuerung auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Wie die Statistikbehörde Eurostat berichtete, erhöhten sich die Erzeugerpreise gegenüber dem Vormonat um 0,7 Prozent und lagen um 36,3 (April: 37,2) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg von 1,2 und eine Jahresteuerung von 36,8 Prozent prognostiziert.

Türkische Inflation steigt im Juni auf 78,6 Prozent

Die jährliche Inflationsrate in der Türkei ist im Juni weiter angestiegen und hat den höchsten Stand seit September 1998 erreicht. Die Verbraucherpreise lagen um 78,6 Prozent höher als im Vorjahr, wie das türkische Statistikamt Turkstat berichtete. Ökonomen hatten nach dem Factset-Konsens mit einer Rate von 79,1 Prozent gerechnet. Im Mai hatte die Inflationsrate bei 73,5 Prozent gelegen.

EZB reduziert ab Oktober "braune" Unternehmensanleihen im Portfolio

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei der Wiederanlage der Tilgungsbeträge fällig gewordener Unternehmensanleihen ab Oktober Klimaaspekte berücksichtigen und die Anleihen von Unternehmen mit einem großen CO2-Fußabdruck schrittweise verringern. Allerdings sollen selbst Anleihen von Mineralölkonzernen nicht vollkommen aus dem Portfolio ausgeschlossen werden, um diesen Unternehmen Anreize für ein klimafreundlicheres Verhalten zu geben. Die EZB will außerdem "vor Ende 2024" das Ausmaß an "braunen" Unternehmensanleihen begrenzen, die einzelne Banken als Repo-Sicherheiten beim Eurosystem einreichen können.

Nagel ist gegen Spread-Kontrolle durch EZB - Agentur

EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hat sich laut einem Bericht der Nachrichenagentur Reuters gegen den Kauf von Staatsanleihen hoch verschuldeter Staaten durch die Europäische Zentralbank (EZB) zum Zweck der Spread-Kontrolle ausgesprochen. Nagel sei bei der Sondersitzung des EZB-Rats am 15. Juni 2022 mit dem geplanten Vorgehen nicht einverstanden gewesen und habe stattdessen argumentiert, die EZB solle sich vielmehr auf die Bekämpfung der hohen Inflation konzentrieren, sagten mehrere mit der Sitzung vertraute Personen.

DIHK sieht Exportabschwung eingeläutet

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat sich ernüchtert über die jüngsten Exportzahlen gezeigt. "Der Exportabschwung ist eingeläutet", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Die Exporteure seien immer weniger in der Lage, die durch die Störungen in den Lieferketten bedingten Kostensteigerungen an internationale Kunden weiterzureichen. "Außerdem kommen wichtige Importgüter zur notwendigen Weiterverarbeitung für unseren Export häufig gar nicht erst an, insbesondere wegen der Lockdowns in China", erklärte er.

BDI fordert nationalen Pandemieplan und warnt vor Mitarbeiterausfall

Die deutsche Industrie blickt mit großer Sorge auf die Entwicklung der Corona-Pandemie im kommenden Herbst. Nötig sei ein nationaler Pandemieplan mit einheitlichen Maßnahmen für Unternehmen genauso wie für Bürger, so der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Ab dem Herbst bis in den Frühling im kommenden Jahr könnten zudem schlimmstenfalls mehr als 20 Prozent der Arbeitsstunden krankheitsbedingt wegfallen.

Hebestreit: Ergebnisse zur konzertierten Aktion gegen Inflation im Herbst

Bund, Arbeitgeber und Gewerkschaften wollen im Herbst konkrete Ergebnisse ihrer Beratungen wegen der hohen Preissteigerungen vorlegen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte vor dem ersten Treffen der "konzertieren Aktion" im Kanzleramt, dass sich die Gesprächspartner noch öfter treffen würden, um über Maßnahmen gegen die hohe Inflation zu sprechen. Gewerkschaften warnten vor dem Treffen, dass wegen der hohen Preissteigerungen der soziale Frieden bedroht sei.

Verdi-Chef lehnt "tarifpolitische Handbremse" ab

Der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), Frank Werneke, hat vor Beratungen mit Politik und Arbeitgebern zum Umgang mit der hohen Inflation eine "konsequente Tarifpolitik" angekündigt. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Preise nicht nur dieses Jahr steigen, sondern weiter auf einem dauerhaft hohen Niveau sind. Von daher wird es auch Tariflohnsteigerungen brauchen", sagte er im ARD-Morgenmagazin. "In Zeiten, in denen die Preise dauerhaft steigen, müssen auch die Tariflöhne mit dauerhafter Wirkung steigen. Das ist keine Zeit für eine tarifpolitische Handbremse."

Lindner: Massive Erhöhungen der Staatsausgaben sind falscher Weg

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat vor dem Treffen von Politik, Arbeitgebern und Gewerkschaften zu einer "konzertierten Aktion" im Kanzleramt vor einer deutlichen Steigerung von Staatsausgaben gewarnt. "Massive Erhöhungen der Staatsausgaben sind der falsche Weg im Umgang mit den steigenden Verbraucherpreisen", erklärte Lindner über den Kurznachrichtendienst Twitter. Zentraler Beitrag des Staates sei es, durch solide Finanzen weiteren Preisdruck zu vermeiden. "Statt nur Folgen der Inflation zu dämpfen, müssen wir die Ursachen bekämpfen", betonte der Bundesfinanzminister.

Klingbeil befürchtet Aus von Nordstream 1

SPD-Chef Lars Klingbeil hat sich besorgt über ein mögliches Aus für die Gaspipeline Nord Stream 1 gezeigt. "Es gibt eine Wahrscheinlichkeit, dass Putin nach den Wartungsarbeiten den Gashahn nicht mehr aufdreht", sagte er dem Sender RTL. Dies hätte dramatische Folgen, daher müsse man sich mit diesem Szenario beschäftigen. "Man muss bei Putin mit dem Schlimmsten rechnen." Klingbeil blickte besorgt auf die Gasknappheit in Deutschland. "Wir stehen vor dramatischen Monaten", sagte er und appellierte an die Bevölkerung: "Wir müssen auch im privaten Bereich sparen." Man müsse erreichen, dass das Gas in der Industrie nicht rationiert werde.

Papst will nach Moskau und Kiew reisen

Papst Franziskus will angesichts des Ukraine-Kriegs nach Kiew und Moskau reisen. Er hoffe, dass er beide Hauptstädte besuchen könne, sagte das Oberhaupt der Katholiken in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Nach der Rückkehr von seiner Kanada-Reise, die am 30. Juli endet, könne er sich vorstellen, in die Ukraine zu reisen. Zuvor wolle er sich aber nach Moskau begeben, "um zu versuchen, auf die eine oder andere Weise zu helfen", sagte Franziskus.

Macron stellt nach Wahlschlappe Regierung neu auf

Zwei Wochen nach der Schlappe bei der Parlamentswahl hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sein Regierungsteam neu aufgestellt. Dabei ist es ihm allerdings nicht gelungen, Vertreter der Oppositionsparteien ins Kabinett zu holen, wie aus der Liste der Regierungsmitglieder hervorgeht. Der mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierte Solidaritätsminister Damien Abad verlässt die Regierung.

DJG/DJN/AFP/apo

(END) Dow Jones Newswires

July 04, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)