LUGANO (dpa-AFX) - Die Vereinten Nationen appellieren an die Solidarität der Weltgemeinschaft, um die verheerenden Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu meistern. "Wir haben in Deutschland selbst in unserer Geschichte Solidarität erfahren", sagte der Chef des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Achim Steiner, am Montag vor Beginn der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Lugano in der Schweiz.

Er sprach damit auch deutsche Steuerzahler an, die den deutschen Beitrag zum Wiederaufbau finanzieren. In Notsituationen sollten die, die helfen können, es auch tun, sagte Steiner der Deutschen Presse-Agentur. Er vertritt UN-Generalsekretär António Guterres bei der Konferenz, auf der die Ukraine erstmals ihren Wiederaufbauplan präsentieren will.

Den Ukrainerinnen und Ukrainern zu helfen, werde die westlichen Volkswirtschaften nicht über Gebühr belasten. "Und es wird gleichzeitig auch im Eigeninteresse Europas dazu beitragen, dass wir nicht in eine noch katastrophalere Situation kommen", sagte Steiner. Auch Russland könne zur Verantwortung gezogen werden. "Es kann über Resolutionen der Vereinten Nationen ein Fonds etabliert werden. Das ist noch etwas verfrüht, unser Augenmerk jetzt ist es, die Kampfhandlungen zu beenden. Danach überlegt man, wie man den Wiederaufbau finanzieren kann, einschließlich Beiträgen Russlands."

Die Vereinten Nationen haben auch die Sorge, dass die zahlreichen anderen Krisen in der Welt aus dem Blickfeld geraten, wie Steiner sagte. Es gehe um die Klimakrise, Konflikte in Syrien, der Sahel-Zone, Myanmar, Afghanistan und anderswo. "Wir bewegen uns in der internationalen Politik zurzeit auf eine Weise, die viel mit Konflikt und Konkurrenz zu tun hat, und damit, mit militärischer Perspektive Eigeninteressen in die Zukunft zu projizieren. Das ist ein Rückschlag für die Menschheit", sagte Steiner. "Wir sind in der Lage, alle diese Krisen zu bewältigen. Aber nicht, wenn wir uns nur auf eine konzentrieren und uns vom Rest der Welt abwenden."/oe/DP/mis