Frankfurt (Reuters) - Rezessionssorgen treiben europäische Aktienanleger um. Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag um jeweils mehr als ein halbes Prozent auf 13.739,64 beziehungsweise 3618,62 Punkte.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 0,6 Prozent ein. Mit den Rohstoffpreisen ging es teilweise ebenfalls abwärts. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um knapp drei Prozent auf 9079 Dollar je Tonne.

Gefragt waren dagegen "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,5 Prozent auf ein 19-1/2-Jahres-Hoch von 104,72 Punkten. Die Nachfrage nach Staatsanleihen drückte die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf 2,844 beziehungsweise 0,863 Prozent. Die "Antikrisen-Währung" Gold gab dagegen 0,9 Prozent auf 1836 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) nach. Ihr machte die Dollar-Rally zu schaffen, die das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht.

INFLATION BLEIBT BESORGNISERREGEND HOCH

Die Börsen litten immer noch unter den Nachwehen des enttäuschend geringen Rückgangs der US-Teuerungsrate, sagte Anlagestratege Lyn Graham-Taylor von der Rabobank. Die Fed sei entschlossen, die Inflation zu bekämpfen. Gleichzeitig sei die Chance für eine "weiche Landung" der Konjunktur gering. "Insgesamt verschlechtern sich die Aussichten für die Wirtschaft."

Die am frühen Nachmittag veröffentlichten US-Erzeugerpreise hellten die Stimmung auch nicht auf. Sie gingen zwar im April auf elf Prozent im Jahresvergleich zurück. Analysten hatten aber auf einen Rückgang auf 10,7 Prozent gehofft. Vor diesem Hintergrund sehen Investoren die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im Juni von 0,75 statt der von der Notenbank signalisierten 0,5 Prozentpunkte bei 61 Prozent.

Genährt wurden die Rezessionsängste darüber hinaus von neuen Corona-Fällen in zuvor als "Covid-frei" ausgewiesenen Bezirken der chinesischen Wirtschaftsmetropole Shanghai. Das deute darauf hin, dass der dortige Lockdown aufrecht erhalten und das Wirtschaftsleben stark eingeschränkt bleibe, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann.

Für zusätzliche Unruhe sorgte Russlands Stopp von Gaslieferungen an einige deutsche Gas-Firmen. Das treffe Europa zu einem heiklen Zeitpunkt, sagte Analyst Ole Hvalbye von der Bank SEB. Derzeit würden die Lager für den kommenden Winter aufgefüllt. Vor diesem Hintergrund stieg der europäische Erdgas-Future um zehn Prozent auf 103 Euro je Megawattstunde.

SIEMENS NACH ZAHLEN AUF TALFAHRT - DISNEY UNTER DRUCK

Am deutschen Aktienmarkt fielen die Titel von Siemens um 2,5 Prozent. Dieser Kursrutsch sei eine Kaufgelegenheit, schrieb Analystin Denise Molina vom Research-Haus Morningstar. Der angekündigte Rückgang der Gewinnmarge, der für den aktuellen Ausverkauf ausgelöst habe, sei auf einige Einmal-Effekte zurückzuführen. Außerdem wachse der Auftragseingang des Technologiekonzerns schneller als der Umsatz.

Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Titel von Walt Disney, die an der Wall Street um bis zu 5,5 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 99,47 Dollar fielen. Der Unterhaltungskonzern enttäuschte mit einem Quartalsergebnis unter Markterwartungen. Außerdem warnte die Firma vor Belastungen durch Lieferketten-Probleme sowie steigende Löhne und Gehälter. Die Analysten der Bank JPMorgan bezweifelten, dass Disney das Kundenwachstum seiner Streaming-Sparte Disney+ aufrecht erhalten und seine Gesamtjahresziele erreichen könne.