Zürich (awp) - Clariant präsentiert am Donnerstag, 11. Februar, das Geschäftsergebnis 2020. Zum AWP-Konsens haben insgesamt neun Analysten beigetragen.

2020E
(in Mio Fr.)         AWP-Konsens         2019A

Umsatz                  3'823           4,399
- Care Chemicals        1'413           1'600
- Catalysis               856             925
- Natural Resources     1'556           1'874
EBITDA*                   608             740
-Marge (in %)            15,9            16,8
Konzerngewinn             121              38
 
op. Cashflow              425             509


* vor Einmaleffekten

FOKUS: Das Coronavirus hat das Geschäft von Clariant im Jahr 2020 voll infiziert. Zudem bläst dem Spezialchemiekonzern der Gegenwind von der Währungsfront entgegen.

Am besten hat nach Ansicht von Analysten noch der hochmargige Bereich Catalysis abgeschnitten. Dieser habe sich nach dem Lockdown wieder erholt. Natural Resources hat sich auf der anderen Seite aufgrund der schwachen Nachfrage nach Ölchemikalien wohl am schwächsten entwickelt.

Der Bereich Care Chemicals könnte mit Inhaltsstoffen unter anderem für Wasch- und Desinfektionsmittel ein Profiteur der Corona-Krise sein. Doch die Nachfrage der Industriekunden ist schwach geblieben. Vor allem das Geschäft mit Enteisungsmitteln für die Luftfahrt ist kollabiert.

Effizienzmassnahmen und ein Programm zur Strukturanpassung sollten immerhin dafür sorgen, dass die EBITDA-Marge nicht zu sehr unter dem deutlichen Umsatzrückgang leidet.

Gespannt sind Anleger zudem auf mögliche Aussagen des neuen Managements zur eher angespannten Beziehung mit dem Grossaktionär Sabic. Dieser hatte zuletzt den Rückzug des langjährigen "Clariant-Übervaters" Hariolf Kottmann durchgesetzt. Erstmals seit vielen Jahn wird nicht das Duo Kottman/Patrick Jany (ehemaliger CFO) die Fragen der Journalisten und Investoren beantworten, sondern der neue CEO Conrad Keijzer und sein Finanzchef Stephan Lynen.

ZIELE: Clariant hat wegen der Coronapandemie auf Jahresziele für 2020 verzichtet. Anleger sind gespannt, ob sich das neue Management zutraut, eine Prognose für das laufende Jahr abzugeben.

Mittelfristig jedenfalls stellt Clariant seinen Anteilseignern ein überdurchschnittliches Wachstum, eine höhere Profitabilität und eine stärkere Cashflow-Generierung in Aussicht.

PRO MEMORIA: Vor wenigen Tagen hat ein Machtkampf zwischen dem Clariant-Grossaktionär Sabic und Verwaltungsratspräsident Hariolf Kottmann ein Ende gefunden - mit dem schlechteren Ende für Kottmann. Dieser verzichtet im April auf eine Kandidatur an der Generalversammlung und scheidet nach mehr als zwölf Jahren aus dem Unternehmen aus.

Der Ruf Kottmanns bei Investoren war laut Analysten zuletzt nicht mehr sehr gut; darum habe der Markt auch positiv auf seinen Abgang reagiert. Andererseits sei Kottmann mit seinem Drang nach Unabhängigkeit auch der Garant dafür gewesen, dass Sabic Clariant nicht plündert.

Denn gleichzeitig mit dem Abgang Kottmanns hat Sabic auf seine Forderung nach einer Sonderdividende von 2 Franken je Aktie verzichtet. Stattdessen schlägt der Clariant-VR eine ordentliche Dividende von 70 Rappen vor. Diese setzt sich aus einer Gewinnausschüttung von 55 Rappen für das Jahr 2019 und 15 Rappen für das Jahr 2020 zusammen.

Eine lange offene Personalie konnte Clariant kurz davor abhaken. Am 9. Dezember wurde die Berufung von Conrad Keijzer zum CEO kommuniziert, seit Anfang 2021 steht dieser Clariant nun vor. Keijzer hatte also nur eine kurze Vorbereitungszeit. Zuletzt war der Niederländer CEO der französischen Imerys.

AKTIENKURS: Im bisherigen Jahresverlauf haben die Clariant-Aktien knapp 2 Prozent hinzugewonnen und sich damit knapp besser als der Gesamtmarkt (SPI) entwickelt.

Homepage: www.clariant.com

ra/hr