Berlin/Brüssel (Reuters) - Der Wegfall von Einreisebeschränkungen für viele Geimpfte für die USA sorgt bei der Wirtschaft und vor allem in der Tourismusbranche für große Erleichterung.

"Diese Nachricht lässt die international besonders stark vernetzte deutsche Wirtschaft aufatmen", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die USA seien als Urlaubs- und Geschäftsreiseziel für die Reisewirtschaft enorm wichtig, erklärte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig. Fluglinien wittern Morgenluft für das wichtige Nordatlantik-Geschäft. Lufthansa-Chef Carsten Spohr betonte, die Rücknahme der Reiserestriktionen stelle "für unsere Airlines einen großen Schritt aus der Krise dar".

Die USA hatten am Montagabend angekündigt, die Einreisebeschränkungen aufzuheben, die sie 2020 im Zuge der Coronavirus-Ausbreitung gegen Deutschland, China und viele andere Länder verhängt hatten. Vollständig Geimpfte aus diesen Staaten dürften nun ab Anfang November wieder in die USA einreisen. Die Beschränkungen haben über viele Monate Privat- und Geschäftsreisen in die USA verhindert. Die neue Regel gilt für 26 Länder aus Europas Schengen-Raum sowie für China, Großbritannien, Irland, Indien, Südafrika, Iran und Brasilien.

Die US-Gesundheitsbehörde (CDC) erklärte, Geimpfte könnten in die USA einreisen, wenn sie entweder mit einem von der Arzneimittelbehörde (FDA) genehmigtem Vakzin geimpft worden seien oder mit einem von der Weltgesundheitsbehörde (WHO) gebilligten Impfstoff. Die WHO hat AstraZeneca bereits zugelassen, während die FDA diesen Impfstoff noch prüft. Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, die Brüsseler Behörde gehe davon aus, dass AstraZeneca sicher sei.

Die Entscheidung für das Ende des Einreisestopps ist aus Sicht der Bundesregierung ein starkes Signal auf dem Weg zur Normalität. "Aber auch ein starker Appell, sich impfen zu lassen", sagte der Tourismusbeauftragte Thomas Bareiß. Der Schritt der USA sei lange erwartet worden und nun eine gute Nachricht für Kunden und Reiseanbieter, erläuterte DRV-Präsident Fiebig. "Das Land ist mit jährlich über zwei Millionen Besuchern aus Deutschland das wichtigste Fernreiseziel für den deutschen Markt." Der Tourismus-Riese TUI sieht ein gutes Zeichen für Geschäftsreisende und die Tourismusindustrie. "Ein Badeurlaub in Florida, eine Highway-1-Tour in Kalifornien oder Christmas-Shopping in New York stehen bei unseren Gästen ganz oben auf der Wunschliste", sagte ein Konzernsprecher. Anfragen dazu in den Reisebüros und Suchenabfragen auf der TUI-Webseite seien bereits deutlich gestiegen. Dies dürfte sich kurzfristig in den Buchungen widerspiegeln.

LUFTHANSA SPÜRT BEREITS BUCHUNGSPLUS VON 40 PROZENT

Auch der Münchner Konkurrent FTI rechnet künftig mit mehr Nachfrage - vor allem für den Osten der USA. "Wir freuen uns, dass nach Kanada endlich auch die USA wieder ihre Grenzen für Touristen öffnen", sagte der neue USA-Chef von FTI, Florian Renner, zu Reuters. Kanada hatte bereits vor kurzem die Einreise gelockert und Airlines wie Condor umgehend dazu gebracht, das Flugangebot dorthin auszuweiten. Die Lufthansa erklärte, das Ende des seit 20 Monate geltenden US-Einreisestopps für bestimmte Reisende habe sich sofort bemerkbar gemacht: "Bereits in den ersten Stunden nach Ankündigung durch die US-Administration stiegen die Buchungen für Lufthansa-Flüge über den Nordatlantik im Wochenvergleich um 40 Prozent."

Der Luftfahrtverband BDL betonte, der transatlantische Verkehr sei für den Tourismus, aber auch für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks ein enorm wichtiger Verkehrsstrom. Auch der Industrieverband BDI reagierte erleichtert: "Verzögerungen in der Produktion, Lieferung und Durchführung strategischer Projekte gehören ab November hoffentlich der Vergangenheit an." Der Einreisestopp habe die Wirtschaft gebremst, "weil durch die eingeschränkte Mobilität insbesondere von Technikern und Ingenieuren wichtige Aufträge und damit Exporte nicht zustande gekommen sind", ergänzte DIHK-Fachmann Treier. "Durch den 'Travel Ban' ist den deutschen Unternehmen in den USA ein geschätzter Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe entstanden."