16 Mitarbeiter wurden verletzt, zwei davon schwer. Vier weitere Mitarbeiter werden noch vermisst, die Suche nach ihnen wird unter Hochdruck fortgesetzt, wie Chempark-Leiter Lars Friedrich sagte. "Ich habe die Hoffnung, dass die vier noch Vermissten lebend gefunden werden." Darüber könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber nur spekulieren. Es bestehe immer noch eine Gefährdungslage, wenn auch keine akute mehr. "Wir setzen alles daran, so schnell als möglich, diese Situation zu beherrschen." Der Oberbürgermeister der Stadt, Uwe Richrath, sprach von einem "tragischen Tag für Leverkusen".

Die Explosion mit anschließendem Brand ereignete sich nach Angaben des Chemieparkbetreibers Currenta gegen 9:40 Uhr im Tanklager des Entsorgungszentrums im Stadtteil Bürrig. Der Brand ist inzwischen gelöscht, die Ursache der Explosion ist unklar. Feuerwehr, Rettungskräfte und Luftmesswagen waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ordnete die Explosion in die Warnstufe "Extreme Gefahr" ein.

Die Anwohner wurden gebeten, geschlossene Räume aufzusuchen sowie Türen und Fenster geschlossen zu halten. Zur Warnung wurden Sirenen und Warn-Apps ausgelöst. Friedrich sagte, die Anwohner Leverkusens seien weiter zur Vorsicht aufgerufen und sollten verdächtige Niederschläge melden. Laut WDR erschütterte die Explosion das ganze Stadtgebiet und war auch im weiter entfernten Bergisch Gladbach zu hören. Die Polizei sperrte vorübergehend mehrere Autobahnen in der Nähe des Chemieparks.

Bilder zeigten eine riesige Rauchsäule über dem Areal, die kilometerweit zu sehen war. Laut Chempark-Leiter Friedrich haben unter anderem chlorierte Lösungsmittel gebrannt. Eine genaue Analyse der Wolke liege derzeit noch nicht vor, er könne aber nicht ausschließen, dass darin auch Giftstoffe enthalten gewesen seien. Die Explosion ereignete sich in der Sonderabfallverbrennungsanlage des Entsorgungszentrums. Dabei waren Friedrich zufolge drei Tanks betroffen, in denen sich Lösungsmittel - Produktionsabfälle der Chemparkkunden - mit einem Füllgrad von 200 bis 300 Kubikmetern je Tank befanden. Wieviel davon verbrannt sei, werde noch ermittelt. Das Löschwasser sei aufgefangen worden.

Currenta ist Betreiber des so genannten Chemparks mit drei Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen - eines der größten Chemie-Areale in Europa. Mehr als 70 Unternehmen sind dort angesiedelt, darunter auch die Dax-Konzerne Covestro und Bayer oder auch Lanxess und Air Liquide. 2019 hatten Bayer und Lanxess ihre Anteile an Currenta mit rund 3300 Mitarbeitern an eine Infrastruktur-Investmentgesellschaft der australische Bank Macquarie verkauft.