VILNIUS (dpa-AFX) - Im Handelskonflikt mit China kann Litauen nach Regierungsangaben aus Vilnius auf weitere Unterstützung aus Taiwan setzen. Demnach will Taipeh einen Darlehensfonds in Höhe von einer Milliarde US-Dollar für litauisch-taiwanesische Wirtschaftsprojekte auflegen. Dies teilte die litauische Wirtschaftsministerin Ausrine Armonaite am Dienstag nach einem per Videokonferenz abgehaltenen Treffen mit ihrem taiwanesischen Amtskollegen Kung Ming-hsin mit.

Litauen sei besonders an möglichen Investitionen in der Halbleiterindustrie interessiert, sagte Armonaite. Taiwan hatte zuvor in der Vorwoche bereits einen 200 Millionen Dollar schweren Investmentfonds angekündigt, der in die Industrie des baltischen EU-Land investieren soll.

Zwischen Litauen und China war es in den vergangenen Monaten zu Spannungen gekommen. Peking hatte seine diplomatischen Beziehungen zu dem baltischen Staat herabgestuft, nachdem Taiwan in Vilnius eine Repräsentanz unter eigenem Namen eröffnet hatte. China sieht das demokratische Taiwan, das sich 1949 vom Festland abspaltete, als abtrünnige Provinz und nicht als unabhängigen Staat an und versucht, es international zu isolieren.

Nach litauischen Angaben lässt China in dem Streit zudem seine wirtschaftlichen Muskeln spielen. Wirtschaftsverbände beklagten, dass die Einfuhr von Waren aus Litauen blockiert werde und das baltische Land nicht mehr im chinesischen Zollsystem gelistet sei.

In dem Streit war zuletzt auch die deutsche Wirtschaft in Litauen zwischen die Fronten geraten. Deutschland ist der viertgrößte Investor in dem größten der drei baltischen Staaten. Dort sind etwa die Autozulieferer Continental und Hella aktiv. Die Parlamentarische Wirtschaftstaatssekretärin Franziska Brantner reiste deswegen am Dienstag zu Gesprächen nach Vilnius - darunter auch mit Armonaite und Außenminister Gabrielius Landsbergis./awe/DP/jha