Frankfurt (Reuters) - Nach dem schwärzesten September seit 14 Jahren starten Europas Börsen mit erneuten Verlusten in den Oktober.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Montag um jeweils etwa 1,5 Prozent auf 11.947 beziehungsweise 3268 Punkte.

Nervös machten Investoren die Turbulenzen um die Credit Suisse, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Der Chef der kriselnden Schweizer Großbank, Ulrich Körner, hatte in einer Mitteilung an die Belegschaft die starke Bilanz des Instituts hervorgehoben. Er reagierte damit auf den kräftigen Anstieg der sogenannten Credit Default Swaps (CDS) am Freitag. Dabei handelt es sich zum Ausfallversicherungen für Anleihen. Dies erinnere stark an 2007, als sich die Finanzkrise zusammenzubrauen begann, kommentierte Aslam.

Auf Basis der Zahlen für das zweite Quartal betrachte er die Kapital- und Liquiditätslage des Instituts als gut, betonte Analyst Kian Abouhossein von der Bank JPMorgan. Der Anstieg der CDS müsse im Kontext der unsicheren Konjunkturaussichten gesehen werden. Auch für andere Geldhäuser hätten sich die Ausfallversicherungen zuletzt verteuert. Die Aktien der Credit Suisse fielen in Zürich dennoch um bis zu 11,5 Prozent auf ein Rekordtief von 3,52 Franken. Der europäische Banken-Index büßte 2,4 Prozent ein.

ÖLPREIS UND PFUND STERLING ZIEHEN AN

Unterdessen verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 4,2 Prozent auf 88,68 Dollar je Barrel (159 Liter). Insidern zufolge erwägt die Opec+ eine Reduzierung der Fördermengen um eine Million Barrel pro Tag nach. Es wäre die größte Kürzung seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie Anfang 2020. Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt sei hoch, da jede Reduzierung um weniger als 500.000 Barrel pro Tag von Anlegern mit Schulterzucken quittiert würde, schrieben die Analysten der ANZ Bank. Vor diesem Hintergrund stieg der Index für die europäische Öl- und Gasbranche gegen den Trend um 1,5 Prozent.

Gefragt war auch das Pfund Sterling, das bis zu 1,1 Prozent auf 1,1279 Dollar zulegte. Die britische Regierung vollzieht nach heftigem Widerstand eine Kehrtwende und verzichtet auf die Absenkung des Spitzensteuersatzes. "Aus Sicht des Marktes ist dies ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Jan von Gerich, Chef-Analyst der Nordea Bank. Die geplanten Steuersenkungen hatten Zweifel an der Stabilität der britischen Staatsfinanzen geschürt und das Pfund zeitweise auf ein Rekordtief zum Dollar gedrückt. Dies rief die Bank von England (BoE) auf den Plan, die mit einer milliardenschweren Finanzspritze die Märkte beruhigen musste.

VERKAPPTE GEWINNWARNUNG BEI UNITED INTERNET UND 1&1?

Bei den deutschen Unternehmen rückten United Internet und 1&1 ins Rampenlicht. Der Internet-Anbieter und seine Mobilfunk-Tochter erhöhten ihre Ziele für das operative Gesamtjahresergebnis. "Das liest sich aber wie eine indirekte Gewinnwarnung, wenn gleichzeitig die Investitionsziele drastisch gekürzt werden", sagte ein Börsianer. Die Aktien der beiden Firmen gaben jeweils etwa ein halbes Prozent nach.

Im Sog des fallenden Gesamtmarktes gerieten auch die Titel des Börsen-Neulings Porsche unter Druck und fielen um 1,5 Prozent auf 81,30 Euro. Damit lagen sie unter dem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Der Sportwagenbauer hatte am 29. September in einem schwierigen Börsenumfeld debütiert und sich zunächst behauptet. Mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro war es nach der Deutschen Telekom der zweitgrößte Börsengang in Deutschland überhaupt.

(Bericht von Hakan Ersen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)