"Es ist ein herausforderndes Jahr für alle und wir schaffen es trotzdem, weiterhin zu wachsen. Tatsächlich sind wir aktuell wahrscheinlich der am schnellsten wachsende Essenslieferdienst", sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin am Dienstag bei der Vorstellung des Quartalsberichts Reuters. Delivery Hero hält an dem im Juli ausgegebenen Ziel fest, im Kerngeschäft im vierten Quartal in der Gewinnzone zu landen. "Unsere Entscheidungen zahlen sich aus", sagte Thomassin.

Am Aktienmarkt kam die Zuversicht gut an. Die Aktie kletterte bis zum Mittag mehr als 13 Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch bei 56,46 Euro und verhalf auch Konkurrenten wie Just Eat Takeaway.com zu Gewinnen. Zum Jahresstart war das inzwischen wieder im Mittelwerteindex MDax notierte Papier allerdings noch rund 99 Euro wert gewesen. Im Juni war Delivery Hero aus dem Leitindex Dax abgestiegen.

Im laufenden dritten Quartal will Delivery Hero den Angaben zufolge den Bruttowarenwert (GMV) um knapp elf Prozent auf 10,6 Milliarden Euro steigern. In Asien - dem größten Markt des weltweit tätigen Konzerns - wird ein Zuwachs von acht Prozent angepeilt. Das sei "offensichtlich positiv", urteilte Berenberg-Analystin Sarah Simon. Von April bis Juni kam der Konkurrent des Lieferando-Eigners Just Eat Takeaway.com noch auf ein GMV-Plus von 18 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Die Abschwächung des Wachstums begründete Thomassin damit, dass die Menschen nach der Coronapandemie wieder häufiger rausgehen und draußen essen - vor allem "in diesem heißen Sommer". Die Inflation wirke sich hingegen kaum aus.

Delivery Hero bekräftigte seinen Geschäftsausblick. Demnach will das Unternehmen noch im laufenden Quartal mit seinem Plattformgeschäft - also der Lieferung von in Restaurants zubereiteten Mahlzeiten - operativ und bereinigt die Gewinnschwelle erreichen - einschließlich des in diesem Jahr übernommenen spanischen Konkurrenten Glovo. Zudem soll der Bruttowarenwert ohne Glovo um mindestens 26 Prozent zulegen. Just Eat Takeaway.com aus den Niederlanden peilt beim mit dem GMV vergleichbaren Bruttotransaktionswert (GTV) ein Plus im einstelligen mittleren Prozentbereich an und der britische Konkurrent Deliveroo, an dem Delivery Hero auch beteiligt ist, rechnet inzwischen nur noch mit Zuwächsen bis zu zwölf Prozent.

Delivery Hero profitiert weiter davon, dass sich Menschen rund um den Globus in der Corona-Krise daran gewöhnt haben, ihre Mahlzeiten online zu bestellen und nach Hause bringen zu lassen. Inzwischen liefert das Unternehmen nicht mehr nur Restaurantessen aus, sondern auch Lebensmittel. Dafür wurde ein Lagernetz aufgebaut, das inzwischen weltweit aus 1125 Standorten besteht. Allerdings verschlingt das auch viel Geld, weswegen Thomassin mit Blick auf die Kosten inzwischen erwägt, einige Lager in der zweiten Jahreshälfte zu schließen.

Delivery Hero hat sich in der Vergangenheit immer wieder an Konkurrenten wie Zomato, Rappi, Deliveroo und auch dem Lebensmittel-Lieferdienst-Startup Gorillas beteiligt. Letzterer benötigt Medienberichten zufolge bald frisches Geld von Investoren. Ob sich Delivery Hero an einer Finanzierungsrunde erneut beteiligen würde, ließ Thomassin offen: "Es ist ein schwieriger Markt in dieser Situation."

(Bericht von Nadine Schimroszik. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)