Frankfurt (Reuters) - Der Streit über Tarife für das Lufthansa-Bodenpersonal ist beigelegt.

Lufthansa und Gewerkschaft Verdi einigten sich am Donnerstagabend auf höhere Entgelte für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden und wendeten damit weitere Streiks im Sommer-Reiseverkehr ab. Es seien spürbare Gehaltssteigerungen vereinbart worden, teilte die Lufthansa nach der dritten Verhandlungsrunde mit. "Es war uns wichtig, die unteren und mittleren Einkommensgruppen überproportional zu berücksichtigen", erklärte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann.

Bei der Lufthansa kommt es damit nicht erneut zu einem Streik der Beschäftigten an Check-in oder bei der Abfertigung von Flugzeugen. "Das ist ein gutes Ergebnis, das quer durch alle Beschäftigtengruppen eine Erhöhung von monatlich mindestens 377 Euro bis zu 498 Euro bedeutet", betonte die stellvertretende Verdi-Chefin und Verhandlungsführerin Christine Behle. Die Verdi-Tarifkommission des Konzerns habe dem Verhandlungsergebnis schon zugestimmt, das noch eine Mehrheit in einer Mitgliederbefragung finden muss.

Ein eintägiger Ausstand hatte in der vergangenen Woche mehr als 1000 Flugstreichungen an den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München ausgelöst. Und das mitten in der Hauptsaison, die Reisenden wegen Störungen des Flughafenbetriebes aufgrund von Personalmangel in Europa ohnehin schon viel Geduld abverlangt. Angesichts der angespannten Personalsituation hat die Gewerkschaft derzeit eine starke Verhandlungsposition. Verdi erzielte bei Bodenverkehrsdienstleistern nach eigenen Angaben Tariferhöhungen um bis zu 26 Prozent. Die Firmen haben derzeit große Probleme, neue Beschäftigte zu finden und müssen deshalb bessere Konditionen bietet.

LUFTHANSA - FAST EIN FÜNFTEL MEHR GRUNDLOHN

Die Einigung für das Bodenpersonal sieht nach zwei Jahren Verzicht und Einbußen aufgrund der Corona-Krise eine Lohnerhöhung von 200 Euro im Monat ab 1. Juli 2022 vor. Ab 1. Januar 2023 steigen die Löhne um 2,5 Prozent und mindestens um 125 Euro. Ab 1. Juli 2023 klettert die Grundvergütung nochmals um 2,5 Prozent. Der Stundenlohn in den unteren Gehaltsgruppen werde ab 1. Oktober mit 13 Euro über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen.

Eine Beschäftigte am Check-In verdiene damit beispielsweise 13,6 bis 18,4 Prozent mehr, je nach Betriebszugehörigkeit, erläuterte Verdi. Das Ergebnis bedeute eine Reallohnerhöhung. "Mit diesem Ergebnis, das Lufthansa als Arbeitgeber attraktiver macht, kann zudem Entlastung geschaffen werden", ergänzte Behle. Die Lufthansa bezifferte die Steigerungen der Brutto-Grundvergütung auf 8,3 Prozent bei einem Monatsgehalt von 6500 Euro und auf 19,2 Prozent bei 2000 Euro Gehalt. Verdi kam dem Arbeitgeber bei der Vertragslaufzeit entgegen - sie beläuft sich auf 18 Monate statt der geforderten zwölf Monate.

Das Risiko eines Streiks ist bei der Lufthansa unterdessen noch nicht völlig gebannt. Die Tarifverhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit gerieten zuletzt ins Stocken, sodass die VC-Mitglieder am vergangenen Wochenende fast einmütig für Streik votierten. Die Gewerkschaft ließ aber die Tür offen, doch noch zu einer Einigung am Verhandlungstisch zu kommen und einen Ausstand zu vermeiden. Personalchef Niggemann bekräftigte mit Blick auf die Verhandlungen mit Cockpit und Kabine den Einigungswillen des Lufthansa-Managements. Er sei zuversichtlich, auch hier gute Lösungen zu erzielen. Die Piloten fordern 5,5 Prozent mehr Geld, wozu die Lufthansa auch bereit ist. Auf der Agenda stehen aber auch Forderungen zur Struktur des Tarifvertrages. Dabei liegen die Tarifparteien noch weit auseinander. Die Gespräche gehen kommende Woche weiter.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)