Frankfurt (Reuters) - Die Gewerkschaft Verdi fordert für die rund 20.000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent.

Es müsse mindestens eine Erhöhung des Monatsgehalts um 350 Euro geben bei einem Jahr Laufzeit des Tarifvertrages, wie die Gewerkschaft am Mittwoch mitteilte. "Nach drei Jahren Lohnverzicht sind die Beschäftigten besonders hart von der hohen Inflationsrate getroffen. Deshalb gilt es jetzt mit deutlichen Lohnsteigerungen die Beschäftigten bei der Lufthansa zu halten und neue Beschäftigte mit attraktiven Gehältern zu gewinnen," erklärte die stellvertretende Verdi-Chefin und Vizevorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats, Christine Behle. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 30. Juni geplant.

Die Lufthansa erklärte, sie sei verhandlungsbereit, doch die Höhe und Laufzeit der Forderung sei angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens schwer nachvollziehbar. "Die Herausforderungen des Konzerns finden keine Berücksichtigung", hieß es in einer Stellungnahme. Die in der Corona-Krise gestiegenen Schulden müssten abgetragen werden. Zudem bedeuteten die hohen Kerosinpreise und der Krieg in der Ukraine wirtschaftliche Risiken.

Verdi argumentierte, auch die enorme Arbeitslast der Beschäftigten rechtfertige eine deutliche Lohnerhöhung. Damit könnte die Suche nach dringend notwendigem zusätzlichen Personal erleichtert werden. Die Situation des Lufthansa-Bodenpersonals bezeichnete Behle als prekär. Mehr als ein Drittel der Arbeitsplätze seien in der Corona-Krise abgebaut worden. Diese Arbeit müssten jetzt, wo der Flugbetrieb schnell hochgefahren wird, von den verbliebenen Beschäftigten übernommen werden. Die Lufthansa habe mit ihrem drastischen Personalabbau selbst dafür gesorgt, dass das Hochfahren nicht ordentlich gelinge. "Die Zeche dafür zahlen die Passagiere, vor allen Dingen aber die Beschäftigten, die täglich dem Ärger der Passagiere ausgesetzt sind."

In der Luftfahrt knirscht es zum Auftakt der Hauptreisezeit gewaltig in den Abläufen, da fast überall nicht genug Personal für ein Verkehrsvolumen wie zu Spitzenzeiten von vor der Pandemie da ist. Die Lufthansa macht dafür in erster Linie Engpässe bei den Flughafendienstleistern verantwortlich. Allein im Juli streicht die Airline vorsorglich 900 Flüge. Mögliche Streichungen im August würden derzeit geprüft, erklärte ein Lufthansa-Sprecher.