Frankfurt (Reuters) - Die von der Corona-Pandemie gebeutelte Dialysetocher FMC bleibt für Fresenius ein Bremsklotz.

Während der Gesundheitskonzern auf Erholungskurs geht und nach deutlichen Zuwächsen im zweiten Quartal seine Ziele anhebt, befürchtet FMC weiter einen Gewinneinbruch in diesem Jahr. "Covid-19 beeinträchtigt weiterhin die Anzahl der Behandlungen in unserem Dialysegeschäft, die Entwicklung in unseren nachgelagerten Geschäftsbereichen und das Tempo beim Abschluss von Akquisitionen", sagte FMC-Chef Rice Powell am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen. 2021 könnte unverändert ein Gewinnrückgang von bis zu 25 Prozent zu Buche stehen.

Anleger reagierten verschnupft. FMC-Aktien waren mit einem Minus von mehr als sechs Prozent mit Abstand größter Verlierer im Leitindex Dax. Nach Einschätzung der Analysten der Investmentbank Jefferies hatten einige Anleger wohl Hoffnungen auf eine zuversichtlichere Prognose auch bei FMC. Aber auch der Mutterkonzern Fresenius konnte nicht von seiner angehobenen Prognose profitieren, seine Anteilsscheine gaben um rund drei Prozent nach.

Die Pandemie trifft FMC besonders, da gerade Dialysepatienten anfälliger für Covid-19 sind. Allerdings haben sich die Übersterblichkeitsraten bei diesen Patienten dank der fortschreitenden Impfkampagnen inzwischen deutlich verringert, wie Powell sagte. Das Unternehmen musste dennoch im zweiten Quartal einen Einbruch des bereinigten Konzerngewinns um 37 Prozent auf 223 Millionen Euro hinnehmen. Währungsbereinigt, darauf basiert auch die Prognose, stand immer noch ein Minus von 31 Prozent zu Buche. Der Umsatz sank um fünf Prozent auf 4,3 Milliarden Euro.

STEIGENDE CORONA-FÄLLE SORGEN FÜR UNSICHERHEIT

Bei Fresenius insgesamt geht es wieder aufwärts. Konzernchef Stephan Sturm rechnet nun für 2021 mit einem Anstieg des währungsbereinigten Konzerngewinns im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Ohne FMC wäre sogar ein Zuwachs im hohen einstelligen Prozentbereich möglich. Bislang hatte Sturm mit einem Gewinn mindestens auf dem Niveau des Vorjahres gerechnet. Die Umsatzprognose bestätigte Fresenius und erwartet weiter einen währungsbereinigten Zuwachs im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.

Trotz wachsender Zuversicht bleibt Sturm vorsichtig: Fresenius erwartete, dass die bisherigen Einschränkungen und Belastungen durch die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte abnehmen. Die aktuelle Zunahme der Corona-Fälle sowie die weitere Ausbreitung von Virusvarianten und ein stagnierender Impffortschritt könnten diese Annahme jedoch zunehmend gefährden, warnte er. Der Ausblick sei daher mit "erheblicher Unsicherheit behaftet".

Im zweiten Quartal stieg der Umsatz von Fresenius um vier Prozent auf 9,25 Milliarden Euro, währungsbereinigt stand ein Plus von acht Prozent zu Buche. Dabei profitierte der Konzern vor allem von starkem Wachstum bei der Dienstleistungssparte Vamed und der Klinikkette Helios, der insbesondere Zuwächse im spanischen Markt zu Gute kamen. Der Konzerngewinn kletterte um 16 Prozent auf 474 Millionen Euro. Im operativen Geschäft hinterließen aber die Beeinträchtigungen bei FMC ihre Spuren. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) fiel um acht Prozent auf 1,03 Milliarden Euro.

Gegensteuern will Sturm auch mit einem schon angekündigten Sparprogramm. Erste Kostensenkungen daraus erwartet er bereits in diesem Jahr, die sich positiv auf die Profitabilität auswirken sollten. Das Geschäftsmodell von FMC will Sturm einer "umfassenden Überprüfung" unterziehen. Powell hatte schon zu Jahresbeginn gesagt, dass das Dialyseunternehmen eine Transformation seines Betriebsmodells anstoßen wolle, um die Auswirkungen der Pandemie auf das geplante Wachstum abzumildern. Details dazu sollen voraussichtlich im Herbst veröffentlicht werden. Spekulationen über eine Trennung von FMC hatte Sturm zuletzt eine Absage erteilt und betont, die Dialysetochter gehöre zum Kerngeschäft von Fresenius.