NEW YORK (Dow Jones)--Die Vortagesrally an der Wall Street setzt sich am Dienstag ungebrochen fort. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Coronalage sorgen erneut für kräftige Gewinne. Anleger schienen die Angst vor der Omikron-Variante begraben zu haben, heißt es im Handel. Der Dow-Jones-Index gewinnt gegen Mittag US-Ostküstenzeit 1,5 Prozent auf 35.760 Punkte und baut die Aufschläge damit im Verlauf aus. S&P-500 und Nasdaq-Composite klettern um 2,1 bzw. 3,0 Prozent.

Anleger greifen nach jedem Strohhalm in der Coronapandemie, denn viel Neues gibt es gegenüber dem Vortag nicht. Der Pharmakonzern Glaxosmithkline teilte mit, dass präklinische Studien gezeigt hätten, sein monoklonaler Antikörper Sotrovimab bleibe gegen die Omikron-Variante aktiv. Und die EU hat "Actemra" von Roche zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe zugelassen. "Ein Teil des Aufschwungs ist zweifellos auf den wachsenden Optimismus bezüglich der Omikron-Variante zurückzuführen, die zwar extrem ansteckend, jedoch nicht extrem gefährlich zu sein scheint", sagt Marshall Gittler, Leiter des Investment Research bei BDSwiss Holding.

Einige Händler bemühen zur Erklärung der Aufschläge die beginnende Jahresendrally. Teilnehmer positionierten sich bereits für die Ära nach der Corona-Pandemie, sagt ein Marktteilnehmer. Man suche Gründe zum Kauf. "Wir befinden uns in einer Phase, in der Anleger nach jeder Nachricht suchen, die sie finden können (...)", sagt Marktstratege Hugh Gimber von JP Morgan Asset Management. Die US-Daten zu Produktivität und Handelsbilanzdefizit spielen keine Rolle, eher positive Daten aus China.


   Unwägbarkeiten steigen 

Doch ist der Aufschwung äußerst fragil. Jede negative Schlagzeile zur Coronalage könne die Stimmung zum Kippen bringen, warnen Händler - auch mit Blick auf andere mögliche Belastungsfaktoren. Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine und mögliche Invasionspläne bereitet Sorgen, daher schauen Anleger auf die Ergebnisse des Videogipfels zwischen US-Präsident Joe Biden und Russlands Präsident Wladimir Putin. Es droht eine massive Verschlechterung der Beziehungen zwischen dem Westen und Russland.


   Ölpreise ziehen weiter an 

Für die Ölpreise geht es weiter stark aufwärts. Die allergrößten Sorgen vor der Omikron-Variante des Coronavirus, die den jüngsten Preisabsturz ausgelöst hätten, hätten sich verflüchtigt, so die Commerzbank. Preisstützend wirke auch, dass die Atomgespräche mit dem Iran stockten. Eine baldige Annäherung oder gar Einigung erscheine somit kaum realistisch und die US-Sanktionen blieben daher wohl noch einige Zeit in Kraft. Mit iranischem Erdöl sei daher kurzfristig nicht auf dem Markt zu rechnen, heißt es.

Der Dollar setzt die Aufwärtsbewegung fort, der Dollar-Index gewinnt weitere 0,1 Prozent - der Euro gibt nach. "Da die Wachstumsaussichten in der Eurozone bereits teilweise durch die Restriktionen in Deutschland und anderen Ländern beeinträchtigt sind und die EZB an einem weitgehend dovischen Ton festhält, könnte der Euro unabhängig von der Stimmung im Zusammenhang mit Omikron weiter unter Druck geraten", so die ING. Die Gemeinschaftswährung könnte im Wochenverlauf die Marke von 1,12 Dollar testen, heißt es. Aktuell notiert der Euro bei 1,1247 Dollar.

Der Goldpreis legt etwas zu. Erst ein Überschreiten der Marken von 1.790 oder 1.800 Dollar eröffne weiteres Aufwärtspotenzial, heißt es. Der Markt spiele Konjunkturbelebung und dies könne die Inflationseffekte zunächst weiter steigern und spreche für das Edelmetall.

Der US-Anleihemarkt leidet unter Umschichtungen in Aktien - die Renditen steigen somit. Teilnehmer verweisen auf die Entspannungssignale bei der Omikron-Variante, was eine erhöhte Risikoneigung bei den Investoren zur Folge habe.


   Intel mit geplantem Mobileye-Börsengang gesucht 

Für die Intel-Aktie geht es 4,1 Prozent aufwärts. Der US-Halbleiterhersteller will seine Tochter Mobileye an die Börse bringen. Mobileye entwickelt Fahrassistenz-Systeme und könnte nach Einschätzung von mit der Angelegenheit vertrauten Personen bei einem Börsengang mit mehr als 50 Milliarden US-Dollar bewertet werden.

Die EU-Kommission könnte bei der geplanten Übernahme von Nuance Communications durch Microsoft genauer hinschauen, heißt es in einem Bericht. Der im April angekündigte Deal, in dem Nuance mit 19,6 Milliarden US-Dollar bewertet wird, ist bereits von den Regulierungsbehörden der USA und Australiens genehmigt worden. Daher wurde damit gerechnet, dass auch die EU-Kommission die Übernahme durchwinkt. Diese hat bis zum 21. Dezember Zeit, sich zu entscheiden, ob eine vertiefte Prüfung gerechtfertigt ist. Die Microsoft-Aktie steigt um 2,7 Prozent.

American Airlines (+1,1%) bekommt einen neuen Chef. Doug Parker wird sich im kommenden Jahr als CEO zurückziehen. Sein Nachfolger wird zum 31. März 2022 Robert Isom, seit 2016 Präsident des Unternehmens. Als Chairman wird Parker aber an Bord bleiben.

Coupa Software sinken um 0,7 Prozent. Das Unternehmen verbucht steigende Verluste. Healthequity brechen um knapp 25 Prozent ein, der Dienstleister in der Gesundheitsbranche schreibt rote Zahlen und rechnet auch im Gesamtjahr mit einem Fehlbetrag.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                35.760,36      +1,5%      533,33     +16,8% 
S&P-500              4.687,82      +2,1%       96,15     +24,8% 
Nasdaq-Comp.        15.682,50      +3,0%      457,35     +21,7% 
Nasdaq-100          16.303,11      +2,9%      456,95     +26,5% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,68       3,6        0,64       55,8 
5 Jahre         1,24       3,2        1,21       87,9 
7 Jahre         1,40       1,9        1,38       75,1 
10 Jahre        1,45       1,4        1,43       53,0 
30 Jahre        1,76      -0,8        1,77       11,6 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Di, 8:18   Mo,17:04   % YTD 
EUR/USD                1,1250      -0,3%      1,1290     1,1275   -7,9% 
EUR/JPY                127,81      -0,2%      128,43     127,91   +1,4% 
EUR/CHF                1,0419      -0,2%      1,0443     1,0436   -3,6% 
EUR/GBP                0,8498      -0,1%      0,8507     0,8518   -4,9% 
USD/JPY                113,61      +0,1%      113,69     113,47  +10,0% 
GBP/USD                1,3239      -0,2%      1,3275     1,3237   -3,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,3648      -0,2%      6,3684     6,3750   -2,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             51.346,58      +1,0%   51.132,15  48.848,46  +76,8% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               72,69      69,49       +4,6%       3,20  +53,1% 
Brent/ICE               76,00      73,08       +4,0%       2,92  +45,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.786,51   1.778,75       +0,4%      +7,76   -5,9% 
Silber (Spot)           22,58      22,38       +0,9%      +0,20  -14,4% 
Platin (Spot)          961,99     940,95       +2,2%     +21,04  -10,1% 
Kupfer-Future            4,35       4,34       +0,2%      +0,01  +23,5% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 07, 2021 12:16 ET (17:16 GMT)