Zürich (awp) - Logitech-CEO Bracken Darrell sieht sich derzeit mit zahlreichen Unsicherheiten konfrontiert. "In der Welt nach Covid können wir uns wohl nie einer Sache so sicher sein wie vor Covid", sagte Darrell in einem Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung (Samstagsausgabe).

Zu den Unsicherheiten gehört für den Logitech-Chef die Corona-Situation in China - der Hersteller von Computerzubehör produziert in China und hat dort auch Zulieferer. Immerhin würden die grossen Lieferkettenprobleme, wie es sie in der Pandemie gegeben habe, wohl nicht zurückkehren, wird Darrell in dem Artikel zitiert.

Die grösste Unsicherheit sei aber die Weltkonjunktur: "Wenn wir in eine Rezession geraten, wird sie tief?" Logitech spüre schon jetzt den Abschwung - und das stärker als erwartet. So sei das wichtige Weihnachtsquartal enttäuschend verlaufen, räumte Darrell ein. Wie am vergangenen Dienstag mitgeteilt, waren die Logitech-Verkäufe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf noch 1,3 Milliarden geschrumpft.

Unklarheit um hybrides Arbeiten

Rückläufig waren dabei auch die Verkäufe von Videokonferenz-Systemen, in die Logitech grosse Hoffnungen setze. Viele Unternehmen seien immer noch auf der Suche nach dem richtigen Modell für die Büroarbeit in den Zeiten nach der Pandemie, sagte Darrell. Ihnen sei nicht klar, wie viele Räume sie benötigten und welche Räume und Arbeitsplätze mit Videokonferenz-Systemen ausgerüstet sein müssen. "Diese Unentschlossenheit ist jetzt grösser als vor einem Vierteljahr."

Videotelefonie und hybrides Arbeiten würden bleiben, gab sich Darrell überzeugt. Die meisten Menschen hätten dabei nicht die richtige Ausrüstung. "Das ist kurzfristig die grösste Chance für uns", so der Logitech-Chef. So habe die Firma eine Videokamera für Whiteboards entwickelt, mit der sich reale Skizzen in einen Call einbinden liessen. Eine neue Konferenzkamera, die in diesem Jahr auf den Markt kommen soll, werde mitten auf dem Tisch stehen und alle Teilnehmer von vorn erfassen können.

Relevant wie nie

Zu den Dingen, die der Logitech-Chef nicht ausprobieren will, gehören etwa Dashcams, die hinter der Windschutzscheibe von Autos montiert werden und den Verkehr aufzeichnen. "Wir könnten das machen und hätten vielleicht kurzfristig Erfolg. Aber in fünf oder sieben Jahren ist das wahrscheinlich kein grossartiges Geschäftsfeld mehr", so Darrell. Denn Kameras würden zunehmend vom Autohersteller direkt im Fahrzeug verbaut.

Bei Logitech will Darrell so lange weitermachen, wie es "Sinn ergebe" - und im Moment ergebe es für ihn viel Sinn. "Ich geniesse es wirklich. Logitech war nie so relevant wie heute", so der 59-jährige Logitech-Chef. Ohnehin sei er "niemand, der sich zur Ruhe setzt".

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