PARIS (awp international) - Luxusgüter bleiben trotz Krisen gefragt: Nach guten Zahlen des französischen Luxusgüterherstellers LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) am Dienstag überzeugte zum Wochenausklang der heimische Konkurrent Hermes mit zweistelligen Wachstumsraten und hohen Gewinnen. An der Börse legten die Aktien der beiden Konzerne mal wieder kräftig zu.

Bei Hermes stieg der Umsatz im ersten Halbjahr um 29 Prozent auf knapp 5,5 Milliarden Euro. Dabei profitierte der Konzern auch vom schwachen Euro, der den Erlös zusätzlich nach oben trieb. Bereinigt um Währungseffekte habe das Wachstum 23 Prozent betragen und damit deutlich mehr als Experten prognostiziert hatten. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn legte um rund ein Drittel auf 2,3 Milliarden Euro zu. Auch hier schnitt das Unternehmen besser ab als erwartet.

Bei LVMH mit seinen 75 Marken wie Bulgari, Christian Dior, Fendi, Kenzi oder TG Heuer zog der Umsatz in den ersten sechs Monaten um 28 Prozent auf fast 37 Milliarden Euro an - das organische Wachstum betrug 21 Prozent. Der operative Gewinn wuchs im ersten Halbjahr um 34 Prozent auf etwas mehr als zehn Milliarden Euro. Auch LVMH übertraf damit bei beiden Werten die Erwartungen. Die Aktie des EuroStoxx-50-Schwergewichts hat seit Bekanntgabe der Zahlen am Dienstagabend um acht Prozent zugelegt.

Der Konzern, der mehrheitlich dem Unternehmenschef Bernard Arnault gehört, zählt seit einiger Zeit zu den Lieblingen der Anleger, auch wenn die Euphorie zuletzt etwas verflogen ist. Obwohl der Kurs in den vergangenen zwölf Monaten stagnierte, summiert sich das Plus seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts auf mehr als 300 Prozent. LVMH ist an der Börse inzwischen der mit Abstand wertvollste Konzern der Eurozone.

Auch für die Anteile von Hermes ging es nach den Zahlen kräftig nach oben. Die Papiere zogen am Freitag um bis zu fast zehn Prozent an. Zuletzt bröckelte das Plus wieder etwas ab. Mit einem Plus von rund sechs Prozent gehörte die Aktie zu den grössten Gewinnern im EuroStoxx 50. Die mittelfristige Kursbewegung sieht ähnlich aus, wie die bei LVMH.

Seit Mitte 2015 legte der Börsenwert um rund 300 Prozent auf zuletzt rund 140 Milliarden Euro zu, auch wenn der Kurs in den vergangenen zwölf Monaten auf der Stelle trat. Hauptprofiteur des Kursanstiegs ist die Gründerfamilie, die zwei Drittel der Anteile hält. An den Zahlen zum ersten Halbjahr würdigten Experten vor allem die hohe Marge bei Hermes, die auf einen Rekordwert gestiegen ist. Luca Solca, Experte bei Sanford C. Bernstein, lobte die Zahlen als ein Feuerwerk an guten Ergebnissen. Hermes sei bestens für eine mögliche Rezession gerüstet.

Unternehmenschef Axel Dumas sieht dies ähnlich. Aktuell sehe er keine Anzeichen einer sich abschwächenden Nachfrage. Er geht davon aus, dass der Konzern als einer der letzten Luxuskonsumgüterhersteller von einer Eintrübung der Wirtschaft weltweit betroffen sein wird. So sei es in den vergangenen Jahren auch immer gewesen. Hermes ist unter anderem für sein Reisegepäck und Handtaschen bekannt.

LVMH hatte Anfang des vergangenen Jahrzehnts mal die Fühler nach Hermes ausgestreckt und zwischenzeitlich mehr als ein Fünftel der Anteile gehalten. Die Hermes-Eigentümerfamilie hatte sich jedoch gegen eine mögliche feindliche Übernahme gestellt. LVMH zog sich daraufhin zurück./zb/mis/jha/