Von Laura Forman

NEW YORK (Dow Jones)--Im vergangenen Jahr stürzten sich die Anleger auf das Fitness-Unternehmen Peloton, um ihren Hunger nach Aktien zu stillen, die von der häuslichen Isolation im Zuge der Corona-Krise profitierten. Bei der Preisfestsetzung für den Börsengang im Jahr 2019 war das Unternehmen mit rund acht Milliarden US-Dollar bewertet worden. Dann stieg Peloton bis Januar auf einen Marktwert von 49 Milliarden US-Dollar. Seitdem haben die Aktien fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Das geschah im gleichen Zug wie die Impfstoffe ausgeliefert wurden und die Fitnessstudios wieder öffneten.

Diese Woche hatte Peloton sein Hardware-Sortiment vorübergehend um die Hälfte geschrumpft. Das Unternehmen teilte am Mittwoch mit, dass es seine Laufbandprodukte freiwillig zurückruft, nachdem die U.S. Consumer Product and Safety Commission einen Todesfall und zahlreiche Verletzungen im Zusammenhang mit dem Peloton-Laufband "Tread+" gemeldet hatte. Neben Laufbändern vertreibt Peloton auch noch zwei Modelle eines stationären Fitness-Bikes.

Abgesehen von den Rückrufen lief das Geschäft zuletzt recht gut. Als Peloton am Donnerstag die Ergebnisse für das März-Quartal bekanntgab, stand da ein Umsatzanstieg von 141 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Zahl der Connected-Fitness-Abonnements stieg im Quartal um 135 Prozent, die Zwölf-Monate-Bindungsrate lag bei 92 Prozent.


   Konkurrenz für Peloton nimmt zu 

Einige Analysten sehen das Unternehmen dennoch vor schwierigem Terrain. Der BMO-Analyst Simeon Siegel ist überzeugt, dass der Marktwert von Peloton eher von der Marketingabteilung als von der Leistung der Ingenieure oder dem Trainerstab getrieben wurde. Durch die Rückrufe befürchtet er nun, dass die Aktie mehr auf der Basis nackter Zahlen als nach den Phantasien der Anleger gehandelt wird. Er verweist auf die zunehmende Konkurrenz im Bereich der vernetzten Fitnessangebote und fügt hinzu, dass Pelotons Tage als Ein-Firmen-Show Geschichte sind.

Peloton vermarktet seine Produkte als schön gestaltete und leistungsstarke Geräte, die in der vertrauten Wohnumgebung ihren idealen Platz haben. Die Technologie ist für jedermann, heißt es auf der Website des Unternehmens. Gearbeitet wird an einem Image, das viele Menschen anspricht, insbesondere nach einem Jahr, das außer Familie, Kinder und Haustieren nicht viel an Vergnügen zu bieten hatte. Wenn man sich nun aber vorstellt, wie ein Kind unter ein Peloton-Laufband gesaugt wird und stirbt, stellt sich schnell die Realität ein. Peloton hat mit einem Traum gehandelt, der in diesem Fall jäh endete.

Für Anleger ist die Realität, dass Peloton bis dahin ein Multiprodukt-Unternehmen war, das neben bescheidenen Abonnement-, Zubehör- und Bekleidungsgeschäften vorerst nur Fitness-Bikes verkauft. Zusätzlich zu der Logistik, die mit Rücksendungen umgehen muss, wird das Unternehmen auf Wunsch volle Rückerstattungen anbieten. Die Summe könnte beträchtlich sein: Das Tread+ zum Beispiel kostet über 4.000 US-Dollar, und der Rückruf dieses Produkts betrifft rund 125.000 Geräte.


   Gute Kaufgelegenheit für die Aktie? 

Das größere Risiko ist jedoch, dass potenzielle Neukunden abgeschreckt werden könnten. Davon bräuchte Peloton jede Menge für die gesteckten Wachstumsziele. Auch für ein Umfeld in dem immer mehr Freizeitangebote wieder öffnen, prognostizierten Analysten laut Factset, dass Peloton den Umsatz seiner Connected-Fitness-Produkte in den nächsten drei Quartalen durchschnittlich um fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern wird.

Bullische Analysten halten weiterhin an der Aktie fest. In einer kürzlich veröffentlichten Notiz bezeichnete Scott Devitt von Stifel die Rückrufe von Laufbändern als ein Geschenk an geduldige Anleger. In den kommenden Jahren, so schrieb er im Aktienticker des Unternehmens, "werden wir uns an diesen Moment in der PTON-Geschichte als die sprichwörtliche Kaufgelegenheit erinnern".

Bei vielen seiner Fans ist Peloton Kult. Das Unternehmen rechnete am Donnerstag vor, dass seine Kunden im Durchschnitt 26 monatliche Workouts pro Connected-Fitness-Abonnement absolvieren. Das ist fast jeden Tag eine Peloton-Trainingseinheit. Dieser Hype wird nicht über Nacht enden, aber er könnte ein wenig verblassen, wenn mehr Menschen die freie Natur genießen oder wieder zu beschäftigt sind, um zu trainieren. Manche werden sich auch für Konkurrenzprodukte entscheiden, die oftmals billiger sind.

Diese Faktoren dürften die Aktie von Peloton in den kommenden Quartalen weiter belasten. Schon jetzt zeigen Daten von Similarweb, dass der Traffic auf onepeloton.com im April um fast acht Prozent gegenüber März gesunken ist, wobei die Anzahl der Unique Visitors im gleichen Zeitraum um mehr als zehn Prozent zurückging.

"Empfehlen Sie das Fitness-Bike, wenn Sie sich Sorgen um die Aktie machen", schrieb Siegel von BMO.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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May 07, 2021 03:13 ET (07:13 GMT)