FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen ist es zum Start in die Woche etwas weiter nach oben gegangen. Die höheren Gewinne am Vormittag schmolzen allerdings im Tagesverlauf ab. Damit war einmal mehr das Muster zu erkennen, dass steigende Kurse von Investoren dazu genutzt werden, das Risiko herunterzufahren. Eine im Verlauf nach oben drehende Wall Street half den Börsen in Europa dann im späten Geschäft, doch noch im Plus aus dem Tag zu gehen. Der DAX schloss 0,5 Prozent höher bei 13.186 Punkten, im Tageshoch notierte er mit 13.378 Zählern aber bereits deutlich höher. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,2 Prozent auf 3.539 nach oben. Der Euro legt leicht zu.

Die Ölpreise notieren nach einem volatilen Handel leicht im Plus, während in Schloss Elmau auf dem G7-Treffen über die Festlegung eines Höchstpreises für russisches Öl diskutiert wurde. Solange Länder wie Indien und China hier nicht mitspielten, dürfte dieser Plan kaum Wirksamkeit zeigen, kommentierten Beobachter.


   Europas Notenbanker treffen sich in Sintra 

In den Fokus besonders am Rentenmarkt rückt die dreitägige Jahrestagung der EZB im portugiesischen Sintra, die am Abend mit der Eröffnungsrede von EZB-Chefin Christine Lagarde startet. Dort wird nach Einschätzung der LBBW verstärkt nach Signalen hinsichtlich des Tempos der bevorstehenden Zins-Normalisierung und bezüglich des avisierten Anti-Fragmentierungsinstruments Ausschau gehalten werden. Am Rentenmarkt fallen die Kurse, die Renditen steigen also.

Die DZ Bank geht davon aus, dass die zehnjährige Bundrendite im Wochenverlauf weiter steigt. Die Veröffentlichung der Inflationsdaten aus Spanien, Deutschland und der gesamten EU sollten die Inflationssorgen erneut in den Vordergrund rücken. Im Wochenverlauf erwartet die Bank die Zinsen im Zehnjahresbereich in Richtung 1,65 Prozent steigen.


   Bärenmarktrally oder Trendwechsel? 

"Die große Frage auf dem Parkett lautet: Ist das nur eine kurze Bärenmarktrally oder ist das der Trendwechsel nach oben nach erfolgreicher Bodenbildung? Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht", so QC Partners. Klar sei, dass die Anzahl der Käufer deutlich zunehme. "Klar ist aber auch, dass viele im Moment kauften, weil sie kaufen müssen und nicht weil sie kaufen wollen. Die einen müssen ihre Short-Positionen jetzt mit Verlusten glattstellen, andere haben Angst, den Anschluss zu verlieren." Die Stimmung sei weiter nicht wirklich positiv und von Skepsis geprägt, so QC Partners weiter.

Für die Marktstrategen von Unigestion ist der Bärenmarkt noch nicht vorbei. Sie erwarten, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen weiter verschärfen und die Schätzungen für das Gewinnwachstum der Unternehmen dämpfen und die Aktienkurse weiter unter Druck setzen werden. Sollten die Zentralbanken, insbesondere die Fed, weiter die Inflation mit aller Macht bekämpfen, dürfte das Umfeld für Aktien giftig werden, auch wenn es Erholungsphasen nicht ausschließe.


   Prosus haussieren mit Aktienrückkauf 

Im Euro-Stoxx-50 stellten Prosus nach Vorlage von Geschäftszahlen mit einem Plus von 15,7 Prozent den Tagessieger. Als wichtigsten Punkt im Zwischenbericht bezeichneten die Analysten von ING die Ankündigung eines unbefristeten Rückkaufprogramms, um den hohen Abschlag des Kurses zum Nettoinventarwert von mehr als 50 Prozent zu verringern. Prosus will das durch den Verkauf von Tencent-Aktien und den Rückkauf von Prosus-Aktien und Aktien der Mutter Naspers ändern. Daneben betonte Prosus, immer noch über reichlich Feuerkraft für Fusionen und Übernahmen zu verfügen.

Positiv kam auch eine Kapitalerhöhung bei Nordex an, der Kurs zog um knapp 6 Prozent an. Im Handel hieß es, über eine Kapitalerhöhung sei bereits spekuliert worden und der Großaktionär Acciona habe sie ohne Abschlag auf den Schlusskurs vom Freitag gezeichnet. Nordex fließen so knapp 140 Millionen Euro zur Stärkung der Bilanz zu.

Jungheinrich gewannen 2,3 Prozent. "Der Kurs hat sich halbiert und ist nun günstig bewertet", so ein Marktteilnehmer. Mit den neuen Aussagen zur Zielerreichung habe er nun Erholungspotenzial. Jungheinrich sieht sich auf Kurs, die bis 2025 gesteckten Ziele zu erreichen, wie Vorstandschef Lars Brzoska der Börsen-Zeitung sagte. Für die Aktie des Wettbewerbers Kion ging es nach einer Hochstufung durch Morgan Stanley um 5,1 Prozent nach oben.

Morphosys machten einen Satz um fast 8 Prozent. Die Analysten von Oddo haben den schwer gebeutelten Biotechnikwert auf "Outperform" von "Neutral" erhöht.

(Wegen technischer Probleme entfallen die Tabellen.)

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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June 27, 2022 12:13 ET (16:13 GMT)