PULLACH (awp international) - Sixt wagt wegen der sich wieder verschärfenden Corona-Krise weiter keine Prognose für 2020. Im dritten Quartal verbuchte der Autovermieter erneut einen Umsatz- und Gewinneinbruch. Dies gab das Pullacher Unternehmen überraschend am Mittwochabend nach Börsenschluss bekannt. Einige Experten wie Jefferies-Analyst Constantin Hesse hatten allerdings vor allem beim Ergebnis mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die im SDax notierte Stammaktie des Unternehmens gab in den ersten Handelsminuten dennoch mehr als drei Prozent nach.

Aktienhändler führten dies vor allem auf die weiter fehlende Prognose zurück: Sixt begründete dies mit den "sich aktuell drastisch verschärfenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie". Im dritten Quartal sank der Umsatz um rund 40 Prozent auf 460 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern ging um mehr als die Hälfte auf 66 Millionen Euro zurück - aber anders als im ersten und zweiten Quartal konnte Sixt vor Steuern wieder einen Gewinn erzielen. Detaillierte Quartalszahlen sollen wie geplant am 12. November vorgelegt werden.

Der Umsatz sei noch etwas stärker gesunken als von ihm erwartet, schrieb Jefferies-Experte Hesse in einer Studie. Positiv überrascht habe aber dagegen der Gewinn vor Steuern, der um fast zwei Drittel besser ausfiel als er es auf dem Zettel hatte. Auch andere Analysten wie der Baader-Bank-Experte Christian Obst lobten den Gewinn. Sixt habe die Kosten noch stärker drücken können als gedacht und konnte deshalb trotz der Corona-Krise einen Gewinn vor Steuern erzielen.

Sixt kämpft wie alle anderen Autovermieter stark mit den Folgen der Corona-Pandemie und der deswegen gesunkenen Zahl an Geschäfts- und Privatreisen. Dies war vor allem im zweiten Quartal zu spüren, als der Lockdown in vielen Ländern Europas und die Probleme in den USA den Umsatz um zwei Drittel drückte und für tiefrote Zahlen sorgte. Davon konnte sich Sixt in den Sommermonaten erholen.

Viele Analysten sehen den bayerischen Autovermieter vor allem wegen seiner Fähigkeiten, die Kosten für die Fahrzeugflotte schnell senken zu können, deutlich besser aufgestellt als Konkurrenten wie das französische Unternehmen Europcar oder den US-amerikanischen Konzern Hertz . Letzterer musste im Mai wegen der Krise sogar Gläubigerschutz beantragen. Dies spiegelt sich auch im Aktienkurs der Unternehmen wider.

So sank der Kurs der Sixt-Stammaktien in diesem Jahr lediglich um knapp ein Viertel, während die Aktien von Europcar und Hertz in diesem Zeitraum um 85 Prozent beziehungsweise 90 Prozent einbrachen. Europcar kommt gerade mal noch auf einen Börsenwert von etwas mehr als 100 Millionen Euro; bei Hertz sind es umgerechnet rund 200 Millionen Euro. Zum Vergleich: Sixt kommt trotz der Kursverluste in diesem Jahr auf knapp 2,8 Milliarden Euro./ngu/zb/stk