Berlin (Reuters) - Der digitale Vermögensverwalter und Online-Broker Scalable Capital hat beim Kundenvermögen die Marke von zehn Milliarden Euro geknackt.

"Das ist für uns ein großer Meilenstein. Trotz des aktuellen Gegenwindes ist unsere Wachstumsgeschichte voll intakt. Die Menschen suchen einen digitalen Ort, um ihr Geld selber anzulegen oder verwalten zu lassen", sagte Firmenchef Erik Podzuweit im Gespräch mit Reuters. Vom Start Anfang 2016 bis zur ersten Milliarde Kundenvermögen habe es noch zweieinhalb Jahre gedauert und jetzt seien innerhalb eines Jahres fünf Milliarden Euro hinzugekommen.

"Mit zehn Milliarden Euro sind wir europaweit eins der größten Fintechs", sagte Podzuweit, der das in München ansässige Unternehmen 2014 mitgegründet hat. Seit einer Finanzierungsrunde im vergangenen Sommer wird Scalable Capital mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet und gehört damit zu den "Einhörnern". Inzwischen zählt das in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich aktive Startup 600.000 Kunden - weniger als der Berliner Online-Broker Trade Republic, der auf eine Million Kunden kommt. Scalable Capital will noch dieses Jahr in ein bis zwei weiteren europäischen Ländern starten.

Podzuweit zufolge bekommt Scalable Capital aktuell eine vermehrte Vorsicht der Kunden in Anbetracht des Ukraine-Krieges, der hohen Inflation und Talfahrt der Technologiewerte an den Börsen zu spüren. "Panik gibt es aber bisher nicht", sagte Podzuweit. Die Kunden seien lediglich weniger aktiv. Die Zahl der Kontoeröffnungen sei kaum zurückgegangen. "Jetzt gilt: Kopf runter und Krise meistern."

Scalable Capital hat seit der Gründung bei Investoren wie dem US-Vermögensverwalter Blackrock und dem chinesischen Technologiekonzern Tencent 260 Millionen Euro eingesammelt. Und das muss erstmal reichen: "Im Moment sind alle Investoren sehr zurückhaltend und warten ab, wie sich der Krieg, das Dilemma um die Energieversorgung und die Inflation entwickeln." Scalable Capital habe aber nie Geld zum Fenster herausgeworfen und könne, wenn nötig, auch bis zur Profitabilität mit dem Vorhandenen auskommen. Jüngst ist die deutsche Fintech-Szene um drei Startups ärmer geworden. Neben der Krypto-Plattform Nuri meldeten auch der Altersvorsorge-Anbieter Vantik und das Hamburger Fintech Rubarb der Neffen des Bundeskanzlers Olaf Scholz Insolvenz an.

(Bericht von Nadine Schimroszik. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)