FRANKFURT (awp international) - Nach seinem Kursrutsch bis nah an die Marke von 15 000 Punkten hat sich der Dax am Dienstag wieder gefangen. Der deutsche Leitindex steuerte bis Mittag zurück auf 15 400 Punkte zu, zuletzt notierte das Börsenbarometer mit 1,45 Prozent im Plus bei 15351,37 Zählern.

Sorgen vor einer Ausweitung der Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande hatten tags zuvor noch die weltweiten Aktienmärkte erfasst, in diesem Sog war der Dax zwischenzeitlich mit 15 019 Punkten auf das tiefste Niveau seit Mai gefallen.

Auch der MDax der mittleren Werte kam am Dienstag wieder voran, er stieg um 1,05 Prozent auf 35 164,27 Zähler. Damit bewegten sich die hiesigen Märkte im Einklang mit der Erholungswelle in Europa. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,31 Prozent auf 4096,59 Zähler, nachdem er am Vortag noch auf das Niveau von Ende Juli zurückgefallen war.

Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK wertete die Evergrande-Sorgen als den sprichwörtlichen Tropfen, der das Fass zunächst zum Überlaufen gebracht habe. Die Nerven der Anleger seien ohnehin zunehmend angespannt, was die Konjunkturaussichten anbelange.

Aus charttechnischer Sicht hat die Unterstützung durch die psychologisch wichtige Marke von 15 000 Zählern zwar Schlimmeres verhindert, doch Experten stellen sich derzeit die Frage, ob es sich bei den aktuellen Gewinnen im Dax lediglich um eine Atempause handelt. Vor dem mit Spannung erwarteten Auftritt der US-Notenbank Fed-Auftritt an diesem Mittwoch, von dem womöglich entscheidende geldpolitische Signale ausgehen, dürfte der weitere Risikoappetit der Anleger zumindest gedämpft bleiben, glaubt etwa Neil Wilson von Markets.com.

Am heimischen Aktienmarkt nutzten am Dienstag die Investoren die jüngsten Kurssetzer für einige Zukäufe. Nach ihrem zunächst verpatzten Dax-Debüt zogen die Papiere des Kochboxenversenders Hellofresh an der Index-Spitze um mehr als vier Prozent an. Gefragt war auch Dax-Neuling Porsche SE, die Anteile der VW -Dachholding verteuerten sich um rund 3,4 Prozent. Auch Papiere der Autobauer im Dax konnten mit bis zu 2,4 Prozent für Volkswagen zulegen.

Besonders deutlich waren europaweit am Vortag die Banken wegen der Sorgen um eine Ausweitung der Evergrande-Krise mit in den Abwärtsstrudel gerissen worden. Nun ging es für die Branche ebenfalls wieder voran. Deutsche Bank zogen um rund ein Prozent an, Commerzbank verteuerten sich deutlicher mit plus zweieinhalb Prozent.

Lufthansa knüpften im Einklang mit dem europaweit freundlichen Branchentrend mit rund 3,4 Prozent an den jüngsten Aufwärtstrend an. Bei der Kranich-Linie hatten die Anleger zuvor schon die Kapitalerhöhung als Wegbereiter für eine baldige Unabhängigkeit vom deutschen Staat honoriert. Eine gestrichene Verkaufsempfehlung durch das Bankhaus Metzler sorgte nunmehr für weiteren Rückenwind. Gute Stimmung verbreitet zudem derzeit im ganzen Luftfahrtsektor, dass die USA vollständig geimpfte Ausländer etwa aus der EU oder Grossbritannien wieder einreisen lassen will. Auch Anteile am Flughafenbetreiber Fraport legten mit rund 1,9 Prozent weiter zu.

Bechtle markierten unterdessen nach einer Kaufempfehlung der Schweizer UBS neuerlich einen Rekord und standen zuletzt mit knapp vier Prozent im Plus. Der IT-Dienstleister habe sich in der Pandemie gut geschlagen und das Potenzial, die Markterwartungen zu übertreffen, schrieb Analyst Jad Younes in einer am Dienstag vorliegenden Studie./tav/men

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---