FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Montag seine jüngste Erholung unterbrochen. Auf die Stimmung der Anleger drückte eine weiter zunehmende Regulierung der chinesischen Privatwirtschaft durch die Regierung. Der deutsche Leitindex fiel nach vier Gewinntagen in Folge um 0,32 Prozent auf 15 618,98 Punkte. Der MDax der mittelgrossen Werte sank um 0,21 Prozent auf 35 088,55 Zähler.

Am Wochenende hatte die chinesische Regierung eine Reform des privaten Bildungssektors angekündigt. Unternehmen, die Schullehrprogramme anböten, dürfen demnach keine Gewinne erzielen oder an die Börsen gehen. "Niemand weiss, wie stark sich die jüngste Regulierungswelle möglicherweise auch auf heimische Unternehmen auswirken kann", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Ein Ende der Massnahmen aus Peking scheine nicht in Sicht.

Indes hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juli überraschend eingetrübt, wie der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas zeigte. "Die deutsche Wirtschaft hat das Wachstumshoch durchschritten", resümierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Der wohl wichtigste deutsche Frühindikator gebe bereits Einblicke für die kommenden Monate. Im Herbst werde die deutsche Wirtschaft vom Aufholmodus in den Normalmodus wechseln. "Darauf bereitet uns der Ifo-Geschäftsklimaindex vor." Zudem könnte die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus den Ausblick getrübt haben, und auch die Lieferschwierigkeiten von Vorprodukten und Rohstoffen belasteten.

Mit minus 2,5 Prozent waren die Anteile des Wohnimmobilien-Konzerns Vonovia Dax-Schlusslicht, während Deutsche Wohnen mit plus 1,2 Prozent die Index-Spitze einnahmen. Auch der zweite Versuch einer Übernahme der Deutsche Wohnen ist gescheitert, denn die angestrebte Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent wurde nicht erreicht. Nun will Vonovia Optionen prüfen, "wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien", wie Vorstandschef Rolf Buch bereits am Freitag sagte.

Der europäische Rohstoffsektor setzte seine starke Erholung fort. Seit dem Zwischentief vor sieben Tagen, als wieder hochgekochte Corona-Ängste auch für Wachstumssorgen gesorgt hatten, ging es für den Branchenindex inzwischen um gut 10 Prozent aufwärts und damit zurück auf das Niveau von Anfang Juni. Damit zogen die Aktien des Stahlherstellers Salzgitter an der Spitze des Nebenwerteindex SDax um 6,2 Prozent an. Die Anteilscheine von Thyssenkrupp gewannen als bester Wert im MDax 3,7 Prozent. Experten von Goldman Sachs und Jefferies hatten sich erst jüngst weiter optimistisch für die Branche geäussert.

Am MDax-Ende aber knickten die Papiere von Morphosys um 8,7 Prozent ein. Wegen veränderter Geschäftserwartungen an ein Blutkrebsmedikament hatte der Biotechkonzern das obere Ende seiner Umsatzprognose für 2021 gekappt.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,16 Prozent auf 4102,59 Zähler nach. Der FTSE 100 in London schloss nur minimal im Minus, während der Cac 40 in Paris etwas zulegte. An der Wall Street notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss kaum verändert.

Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1787 (Freitag: 1,1767) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8484 (0,8498) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,47 Prozent am Freitag auf minus 0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,09 Prozent auf 146,18 Punkte zu. Der Bund-Future gab um 0,03 Prozent auf 175,89 Zähler nach./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---