Frankfurt (Reuters) - Durchwachsene Geschäftszahlen von US-Banken zu Beginn der Bilanzsaison haben Europas Anleger am Freitag verstimmt.

Dax und EuroStoxx50 gaben am Nachmittag je 1,1 Prozent auf 15.852 und 4263 Punkten nach. Auch an der Wall Street zeichnete sich eine schwächere Eröffnung ab.

Ein schwächelndes Handelsgeschäft überschattete den - eigentlich höher als erwartet ausgefallenen - Quartalsgewinn von JPMorgan. Die Aktien der Großbank sackten im vorbörslichen US-Geschäft um drei Prozent ab. Der Gewinn der Citigroup brach in den Schlussmonaten des vergangenen Jahres um mehr als ein Viertel ein. Rivale Wells Fargo verbuchte hingegen dank Spartenverkäufen einen Gewinnsprung von 86 Prozent. Die Titel zogen um 2,6 Prozent auf ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch von 57,40 Dollar an.

16.000ER MARKE IST HOHE HÜRDE FÜR DAX

Vorsichtig stimmten die Anleger die hohen Inflationsraten und die Aussicht auf eine straffere US-Geldpolitik sowie die Omikron-Welle. "Die 16.000 ist im Moment eine verdammt hohe Hürde für den Dax", sagte Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Angst, gleich zu Jahresbeginn auf der falschen Seite positioniert zu sein, ist riesig." Auch die jüngsten US-Konjunkturdaten fielen überwiegend schwächer aus als erwartet. Die Einzelhandelsumsätze sanken im Dezember um 1,9 Prozent. Experten hatten mit Ausgaben auf dem Niveau des Vormonats gerechnet. Im November waren sie noch um 0,3 Prozent gestiegen. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

Die Furcht vor Versorgungsengpässen und der zuletzt schwächere Dollar trieben die Ölpreise weiter in die Höhe. Das Nordseeöl Brent verteuert sich um bis zu 1,5 Prozent auf 85,75 Dollar je Fass und kostete damit so viel wie seit Ende Oktober nicht mehr. Der Preis für das US-Öl WTI stieg ebenfalls um 1,5 Prozent auf 83,35 Dollar je Barrel und markierte den höchsten Stand seit Mitte November.

GEWINNMITNAHMEN BEI FINANZWERTEN

Aktienanleger nutzen die Veröffentlichung von Geschäftszahlen einiger US-Banken zu Gewinnmitnahmen bei europäischen Instituten. Der heimische Branchenindex, der am Vormittag zeitweise ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch von 160,17 Punkten erreicht hatte, drehte ins Minus und verlor 0,8 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt notierten SAP nach vorläufigen Geschäftszahlen 1,2 Prozent tiefer. "Die operative Gewinnmarge hat mit dem Umsatzanstieg nicht schrittgehalten", monierte ein Börsianer. Zudem sei der Ausblick recht zurückhaltend. Die Markterwartung an das Betriebsergebnis liege am oberen Ende der von SAP angepeilten Spanne.

Gefragt waren dagegen die Aktien von Wacker Chemie - die Titel des Spezialchemiekonzerns setzten sich mit einem Plus von 7,8 Prozent an die MDax-Spitze. Wacker Chemie hat den operativen Gewinn im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt und die Erwartungen damit deutlich übertroffen. Auch für die Aktie der Deutsche-Bank-Tochter DWS ging es nach einer positiv aufgenommenen Bilanz bergauf.Die Titel legten im SDax 2,6 Prozent zu.

Einen rabenschwarzen Tag erlebten an der Pariser Börse die Anleger des Energieriesen EdF. Der von der französischen Regierung angeordnete Verkauf günstigen Atomstroms an die Konkurrenz brockte dem Konzern mit bis zu 25 Prozent den größten Kurssturz der Firmengeschichte ein. Damit schrumpfte der Börsenwert von EdF zeitweise um mehr als acht Milliarden Euro. Am Nachmittag notierten die Papiere noch fünfzehn Prozent im Minus.